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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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jetzt – steckte ihm in den Knochen. Wie hatte der Arzt gesagt? Er solle es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der hatte gut reden. Hetzer hatte eine Handvoll Leichen, die nach Aufklärung schrien. Apropos Hand. Er sah seine Hände an. Wenn doch die Axt ganz bewusst in Ufernähe geworfen worden war, dann konnte er doch eventuell auch davon ausgehen, dass nicht nur sie, sondern auch die Spuren, die darauf waren, gefunden werden sollten. Das würde also bedeuten, dass es absichtliche Spuren waren, die sie in die Irre führen sollten. Zwei rechte Hände von einer Person. Das roch doch geradezu danach, dass sich jemand den Bauch hielt vor Lachen. Aber wo war er? Wie nah war er am Geschehen? Er sah sich noch einmal seine Hände an. Drehte sie rechtsrum und linksrum, legte sie aufeinander, gegeneinander. Da kam ihm eine Idee.

Gefangen
    Seine Koffer hatte er gepackt und ins Auto verladen. Sie passten auf den Rücksitz. Ein herrliches Gefühl. Weg sein bis nach Neujahr.
    Mit dem Schließen der Haustür begann für ihn der Urlaub. Die Fahrt zum Flughafen Düsseldorf war schon ein Teil davon. Er öffnete die Heckklappe seines Kombis, um Regenschirm und Atlas in den Kofferraum zu legen. Das würde er beides sowieso nicht brauchen. Dass er zunächst erst einmal gar nichts mehr brauchte, konnte er nicht ahnen, denn ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf beraubte ihn seiner Sinne.
    Es ging alles blitzschnell. Noch während der bewusstlose Körper zusammensackte, gab er ihm einen Stoß, sodass dieser mehr oder weniger sanft auf die Ladefläche glitt.
    Er knebelte ihn vorsichtig, band Hände und Füße zusammen, schob das Verdeck zu und ließ die Heckklappe einrasten.
    Niemand, der auf der Straße vorbeigegangen wäre, hätte erkannt, dass dort nicht der Besitzer des Wagens am Steuer saß. Er trug einen Hut und eine ähnliche dunkle Jacke wie sein Gefangener. Weiter hinten grüßte er einen Spaziergänger mit Hund, der später behaupten sollte, er habe gesehen, wie der Schlossherr mit einem Wagen zur Urlaubsreise aufbrach. Doch dort kam er nie an, weil sein Ausflug bereits in Obernkirchen endete – in einem Keller, den er nicht sah. Er war noch bewusstlos. Niemand würde ihn für die nächsten Wochen vermissen.
    Wochen, die unvergesslich werden sollten und es nun auch werden würden, wenn auch anders, als er sich das gedacht hatte.

Weihnachtsplanung
    Nach den vielen Geschenken, die Hetzer nicht hatte haben wollen, hatte sich Moni angewöhnt, ihm immer ganz genau zu sagen, was sie wohin gestellt hatte. Eine Hühnersuppe in den Kühlschrank, Weihnachtsplätzchen in den Wohnzimmerschrank, damit die Kater sie nicht probierten, und einen Korb frischer Wäsche in den Hauswirtschaftsraum, weil dort die Truhe mit der dreckigen überzuquellen drohte. Sie verlor keine großen Worte darüber. Hetzer war ihr dankbar, dass sie nicht dauernd fragte, sondern einfach machte, was sie für richtig hielt. Sie wachte über Hetzer. Freundlich, aber unaufdringlich.
    Es war wieder Sonntag und inzwischen der zweite Advent, als Hetzer endlich spürte, wie seine Lebensgeister zurückkehrten. Das Bett hatte er schon am Freitag verlassen und gegen das Sofa vor dem Kamin getauscht. Die Flammen hinter der Scheibe, die sowohl Körper und Seele wärmten, taten ihm gut. Immer noch fühlte sich sein Kopf so an, als ob er in Watte gepackt sei. Das kam von den Fiebertagen. Er hatte nicht gedacht, dass ihn eine richtige Grippe so umhauen würde, und er nahm sich vor, sich im nächsten Jahr impfen zu lassen. Erkältungen waren schon schlimm genug, aber dies hier… Das brauchte er so schnell nicht wieder. Ohne Moni wäre er vollkommen hilflos gewesen.
    So war es, wenn man niemanden hatte, dachte er. So würde es sein, wenn er alt wäre. Mit ihr hätte er vielleicht noch Kinder haben können. Nein, das war Schönfärberei. Sie hätte ihre Karriere nicht aufgegeben. Aber er hätte zu Hause bleiben können, dachte er in diesem sehnsüchtigen Moment, und wusste doch genau, dass Kinder in ihr gemeinsames Leben nicht gepasst hätten. Er war sich auch nicht sicher, ob er überhaupt ein guter Vater wäre.
    Das Telefonklingeln riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Na, müder Wolf, wieder halbwegs genesen?“
    „Mensch Mica, das ist aber lieb, dass du nachfragst. Es geht so.“
    „Ich hörte, du hast eine richtige Influenza gehabt. Junge, Junge, das haut den stärksten Kerl um. Ich wollte dir schon ein Care-Paket schicken“, lachte sie, „aber ich wusste nicht, wie so

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