Schattenherz
Der junge Gaborn Val Orden, nun Erdkönig von Rofehavan, hat sich mit seinen Getreuen auf Burg Silvarresta verschanzt.
Dunkle Magie hat vom Land Besitz ergriffen: Blutgierige Kreaturen durchstreifen die Wälder, und während selbst die ergebensten Mitstreiter langsam an ihrem König zweifeln, wird die junge Drachenreiterin Averan losgeschickt, die Städte des Landes vor dem kommenden Unheil zu warnen. Doch dann entdeckt Gaborns Berater Binnesman, dass die größte Bedrohung erst bevorsteht – und der junge Herrscher erst langsam beginnt, seine Gaben zu verstehen…
David Farland
DIE HERREN
DER RUNEN
Schattenherz
Ins Deutsche übertragen
Von Caspar Holz
Knaur
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1999
unter dem Titel »Runelords: Brotherhood of the Wolf, Chapters 1-27« bei Tor Books, New York
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www.droemer-knaur.de
Deutsche Erstveröffentlichung 1/99
Copyright ® der Originalausgabe 1999 by David Farland.
Published in agreement with Baror International,
Armonk, New York, USA
Copyright ® der deutschsprachigen Ausgabe 1999
by Droemer Knaur Verlag, München
Umschlagkonzept: Melissa Andersson
Umschlaggestaltung: Agentur Zero, München
Umschlagillustration: Keith Parkinson, »Chernevog«
Karten: Detlev Henke, Bielefeld
Redaktion: Andreas Helweg
Satz: Ventura Publisher im Verlag
Druck: Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 3-426-70.147-2
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ERSTES BUCH
Der 30. Tag im Monat der Ernte
Ein Tag der Entscheidung
KAPITEL 1
Mäusestimmen
A
ls König Gaborn Val Orden am letzten Tag des Hostenfestes, am Tag der Großen Feier, auf Burg Sylvarresta zuritt, verhielt er sein Pferd und spähte die Straße entlang, die in die Durkinberge hinaufführte.
An dieser Stelle, drei Meilen vor der Stadt, hatte man die Bäume des Dunnwaldes zu beiden Seiten gerodet. Die Sonne lugte soeben über den Horizont und warf ihr silbernes Licht über die Hügel im Osten, und die blattlosen Eichen vor ihm überzogen die Straße mit einem verflochtenen Schattenmuster.
Auf einem sonnigen Flecken hinter der Kurve entdeckte Gaborn drei große Hasen. Einer von ihnen hielt offenbar Wache, während der zweite an den süßen, goldenen Honigblumen knabberte, die am Straßenrand wuchsen. Der dritte hoppelte sinnlos umher und schnupperte nur an frisch gefallenen braunen und goldenen Blättern.
Obwohl die Hasen über einhundert Meter entfernt waren, sah Gaborn die Szene übernatürlich klar. Die letzten drei Tage, die er in der Dunkelheit unter der Erde verbracht hatte, schienen seine Sinne geschärft zu haben. Das Licht wirkte heller als je zuvor, das frühmorgendliche Gezwitscher der Vögel drang deutlicher an seine Ohren. Selbst der kühle Morgenwind, der von den Bergen herunterwehte, fühlte sich neu und anders auf seinem Gesicht an.
»Wartet«, raunte Gaborn Zauberer Binnesman zu. Er griff hinter sich und band Bogen und Köcher von seinem Sattel los.
Seinem Days, dem knochendürren Gelehrten, der ihm seit seiner Kindheit auf Schritt und Tritt gefolgt war, warf er kurz einen warnenden Blick zu, mit dem er ihn aufforderte, sich nicht von der Stelle zu rühren.
Die drei waren allein auf der Straße. Sir Borenson folgte der Dreiergruppe mit seiner Trophäe von der Jagd anläßlich des Hostenfestes, Gaborn dagegen hatte es eilig gehabt, nach Hause zu seiner neuen Frau zu kommen.
Binnesman runzelte die Stirn. »Ein Kaninchen, Sire? Ihr seid der Erdkönig. Was werden die Menschen sagen?«
»Pst«, machte Gaborn leise. Er langte in seinen Köcher, zog seinen letzten Pfeil heraus und fühlte sich gekränkt.
Binnesman hatte recht. Gaborn war der Erdkönig, daher schien es nur angemessen, daß er einen prächtigen Eber erlegte. Sir Borenson hatte eine Greifermagierin erschlagen und schleifte deren Kopf in die Stadt.
Zweitausend Jahre lang hatte das Volk von Rofehavan mit Freuden dem Erscheinen des Erdkönigs entgegengesehen.
Jedes Jahr diente der siebente Tag des Hostenfestes, der Tag der Feierlichkeiten, der Tag des Großen Festes, als Erinnerung an das Versprechen des Erdkönigs, sein Volk mit ›allen Früchten des Waldes und der Felder‹ zu segnen.
Vergangene Woche hatte der Erdgeist Gaborn gekrönt und ihn mit der Errettung der Menschheit in den bevorstehenden finsteren Zeiten beauftragt.
Während der letzten drei Tage hatte er lange und hart gekämpft, und der Kopf des Greifers gehörte eigentlich Sir Borenson nicht allein,
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