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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Bliefert
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dauern.
    Mittlerweile hatte das Wasser die Sandbank eingeschlossen.
    Â»Nu reg dich man nich auf, Chrissie!« Rita Wenzel tätschelte aufmunternd Christinas Hand. »Wird ihr schon nichts passiert sein!«
    Â»Aber warum geht sie dann nicht ans Telefon?«
    Â»Schon mal was von Funklöchern gehört? Vielleicht sitzt deine Kleene ja im Zug! Bestimmt ist sie justamente unterwegs nach Hause!«
    Christina schüttelte den Kopf. »Unterwegs nach Hause ist sie bestimmt nicht. Kommissar Blümcke hat ihr und ihrem Freund fürs Erste ein Hotelzimmer besorgt. Mal abgesehen davon, dass die Spurensicherung immer noch dabei ist, in der Villa das Oberste zuunterst zu kehren, wird Malin – so wie ich das sehe – kaum dahin zurückkehren wollen.«
    Â»Ach nee?! Na, was wird denn dann mit dem ollen Kasten?«
    Unwillkürlich musste Christina lachen. Ritas Vorstellungen einer Zwölf-Zimmer-Jugendstilvilla waren ausgesprochen eigenwillig.
    Â»Mein Mann hat immer davon gesprochen, das Haus nach dem Tod seiner Eltern für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Ich kenn mich da nicht aus, aber man kann wohl ’ne Stiftung gründen oder so was.«
    Â»Und wo willst du dann, wenn du hier rauskommst, wohnen?«, fragte Rita empört. Ihr Verständnis für das Aufgeben eines Nobel-Wohnsitzes im Grünen war ganz offensichtlich begrenzt.
    Â»Vielleicht …«, Christina stockte, »vielleicht in der Nähe von Malin. Wenn sie das möchte …«
    Der rote Rauchbogen, den das Signalgeschoss an den regenverhangenen Himmel malte, erinnerte Malin an Titanic . Sie hatte den Film bestimmt schon zehn Mal gesehen; im Kino, im Fernsehen und auf DVD. Und sie hatte sich vorgestellt, wie es wohl sein musste zu ertrinken.
    Angeblich sollte das ja ein richtig schöner Tod sein; sanft und begleitet von wunderbaren Visionen.
    Aber genau zu wissen, dass man in wenigen Minuten unweigerlich sterben muss … Das ist das eigentliche Grauen.
    Es würde nicht mehr lange dauern.
    Selbst wenn die Leute von der Seenotrettung auf der Stelle einen Helikopter losschicken, ist es zu spät.
    Als das zweite Rauchsignal in den Himmel stieg, überlegte sie, was sie Anatol zum Abschied sagen sollte. Es war wie in Titanic , nur mit umgekehrten Vorzeichen: Anatol war in Sicherheit, da oben im Rettungskäfig. Selbst wenn er wollte, würde er mit zusammengebundenen Händen nicht wieder heruntersteigen können. Er würde als Einziger überleben.
    Aber so herzzerreißend kitschige Sätze wie im Kino zu ihm hochzurufen, fand Malin alles andere als angebracht.
    Â»Scheiße!!!«, rief sie stattdessen.
    Da haben wir’s so weit geschafft und jetzt das!
    Â»Autsch!«
    Â»Anatol?! Was ist passiert?!«
    Im Nachhinein untermalte Malin das Ganze mit jeder Menge bombastischer Musik: Was nun folgte, stellte für sie Titanic, Superman und sämtliche James Bond-Filme in den Schatten!
    Anatol stieg – wie durch ein Wunder von seinen Fesseln befreit – die Leiter herunter.
    Unten angekommen zauberte er aus einer unscheinbaren grauen Kiste – wie Malin später erfuhr, handelte es sich um einen simplen, aber hochoffiziellen Geocache-Behälter – ein Sturmfeuerzeug hervor. Dass die Flamme ihre Haut versengte, spürte sie nicht. Als der Kunststoff zusammenschmorte und sich ihre Fesseln lösten, war das Einzige, was sie empfand, ein Gefühl von grenzenloser Erleichterung.
    Kelly war so benommen, dass sie sich nicht mehr allein auf den Beinen halten konnte. Während Anatol das Feuerzeug unter ihre Fesseln hielt, umklammerte Malin ihren Körper, damit sie nicht unterging. Sekundenbruchteile bevor das Wasser die Eisenstrebe, an die sie die letzten Stunden über gefesselt war, überfluten konnte, war auch Kelly frei.
    Es war schwierig, aber sie schafften es schließlich mit vereinten Kräften, sich selbst und Kelly in Sicherheit zu bringen. Als sie die letzten Leitersprossen erklommen hatten, hörten sie, wie sich von der Landseite her ein Hubschrauber näherte.
    Während Anatol Kelly in eine Spezialdecke einhüllte, die – neben einer Flasche Rum – zum Notfallequipment der Rettungsbake gehörte, schaute Malin herunter aufs Wasser. Mittlerweile war die Sandbank unter den Wellen verschwunden und die Wasserfläche erstreckte sich bis zum Horizont.
    Â»Komisch«, sagte Malin. »Ich hab überhaupt keine Angst

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