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Schatteninsel

Schatteninsel

Titel: Schatteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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kehrten schweigend zum Wagen zurück. Miro lag auf der Rückbank, plapperte sinnloses Zeug und drehte den Clone-Wars-Comic über seinem Kopf hin und her. Das glänzende Titelblatt hatte in den ungeduldigen Händen des Jungen bereits einen Knick bekommen.
    »Hallo«, sagte Jenni zu Miro.
    Aaron mochte es nicht, dass Miro so war, haltlos und unfähig, sich zu konzentrieren. Er hatte gesagt, das müsse aufhören. Jenni fürchtete sich vor dem, was passieren würde, wenn es nicht aufhörte. Aaron bekam nicht einmal alles mit, weil er so oft unterwegs war. Aber in die Sonderschule würde Jenni den Jungen nicht stecken.
    »Hallo hallo hallo«, echote Miro wie eine in ihre eigene Welt versunkene Spottdrossel. Aaron seufzte und ließ den Motor an.
    Sie schwankten alle drei im selben Takt, als der Wagen von der Fähre an Land fuhr. Am Ufer stand eine Bude, die aussah wie eine Baustellenbaracke. Ein Mann mit schlaffem Gesicht, einen Pappbecher in der Hand, lehnte sich an die offene Tür. Als er Jennis Starren bemerkte, lächelte er breit, als wäre er überrascht, dass jemand aus der Stadt ihm Aufmerksamkeit schenkte. Seine Haare und Augenbrauen waren schwarz und buschig, seine Zähne bräunlich verfärbt. Jenni wandte den Blick ab.
    Willkommen auf Spegelö stand auf einem blauen Schild. Jenni erinnerte sich nicht, es bei ihrem letzten Besuch gesehenzu haben. Auch sonst kam ihr kaum etwas bekannt vor. Außer dem Gefühl, dass ein Mensch hier nicht glücklich sein konnte, vom Meer eingeschlossen, von allem isoliert. Damals, im Juli, waren so viele Touristen unterwegs gewesen, dass sich am Anleger eine lange Schlange gebildet hatte. Dennoch hatte Jenni, als sie die unbewegliche Landschaft und die Unendlichkeit des Meeres betrachtet hatte, eine Leere in der Brust verspürt, als wäre alle Wärme herausgesaugt worden.
    »Warum in aller Welt ist er hierher gezogen?«, fragte sie gedankenverloren.
    Die kleiner werdende Gestalt des dunkelhaarigen Mannes zitterte im Rückspiegel wie bei einem kleinen Erdbeben.
    »Wer?«, fragte Aaron, obwohl er es wusste.
    »Markus«, antwortete Jenni. Sie hatte schon begriffen, dass es besser gewesen wäre, die Angelegenheit nicht zur Sprache zu bringen. Vermutlich würde Aaron antworten: Das musst du doch am besten wissen . Doch er schwieg, fuhr konzentriert, die Schultern hochgezogen und das Kinn auf die Brust gepresst, als lauerte er einem Beutetier auf.
    »Vielleicht, weil er in der wirklichen Welt nie zurechtgekommen ist«, sagte er schließlich. »Da, wo es zu nichts führt, in der Vergangenheit zu wühlen.«
    Jenni lachte auf. Sie verstand den Wink.
    »Bereust du es wirklich nie?«, fragte sie, aus Rache.
    Miro quasselte mit seinem Comic vor sich hin und hörte hoffentlich nicht zu.
    »Was?«
    Jenni sah Aaron an. Aaron schaute auf die Straße.
    »Schon gut.«
    Eine Weile zockelten sie in der Autoschlange dahin, die mal schneller wurde und dann wieder abbremste, wie in gemeinsamer Übereinkunft. Jenni betrachtete die Menschen in den anderen Wagen, junge und alte Ehepaare, Familien, und stellte sich vor, worüber sie sprachen, wohin sie unterwegs waren. Sie beneidete jeden von ihnen. Alle diese Menschen waren frei und konnten gehen, wohin sie wollten. Vielleicht waren sie nur zu einem Tagesbesuch gekommen und fuhren mit der nächsten Fähre zurück. Welchen Sinn machte etwas, was auch immer es war, wenn man nicht die Freiheit hatte zu gehen?
    Als die Autos schließlich schneller wurden, prasselte etwas gegen die Windschutzscheibe. Zuerst dachte Jenni, es seien Wespen, doch dann flog eines der Insekten direkt auf sie zu und traf unmittelbar vor ihrem Gesicht auf die Scheibe. Jenni presste sich gegen die Rücklehne und betrachtete die erstarrte Form vor sich. Aber bevor sie erkannte, was es war, riss der Luftstrom das Wesen mit sich. Sofort erschien ein neues. Sauste auf sie zu und wurde von der Windschutzscheibe aufgehalten.
    »Mutti, was ist das?«, fragte Miro direkt an ihrem Ohr. Er hatte sein Comicheft fallen gelassen und den Sicherheitsgurt gelöst.
    »Nur Libellen«, antwortete Jenni. »Schnall dich an.«
    »Libellen!«, rief Miro. »Die können so groß werden.«
    Seine Hände fuhren durch die Luft.
    »Unsinn«, sagte Jenni. »Schnall dich bitte an.«
    »Ehrlich. Im Fernsehen haben sie gesagt, als es Dinosaurier gab, waren die Libellen so groß und noch größer.«
    »Anschnallen!«
    Miro gab nach und ließ sich leise fluchend auf die Rückbankfallen. Jenni hatte nicht die Kraft, ihn

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