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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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betrunken war er auch. Wir haben auf der Wache einen Alkoholtest gemacht, und er hatte zwei Komma vier Promille.«
    »Und ab wie viel Promille gilt in Kalifornien eine Person offiziell als betrunken, Lieutenant?«
    »Ab null Komma acht.«

    »Demnach hatte Patrolman Scholler die dreifache Menge Alkohol im Blut, ab der man nicht mehr Auto fahren darf?«
    »Er war auf jeden Fall stark betrunken.«
    »Besinnungslos betrunken?«
    Mills stürzte sich auf die Frage. »Einspruch! Schlussfolgerung.«
    »Stattgegeben.«
    Washburn machte eine kurze Pause, packte es anders an. »Hat Evan Scholler sofort auf Ihre Frage geantwortet, was mit ihm los sei?«
    »Nein.«
    »Nannte er Sie in seiner Wohnung jemals beim Namen?«
    »Nein.«
    »Lallte er?«
    »Ja.«
    »Und mussten Sie Ihre Fragen wiederholen, bis er sie beantwortete?«
    »Ja.«
    »Und, Lieutenant Lochland, er sagte nie, dass er Ron Nolan umgebracht hatte?«
    »Nein, das hat er kein einziges Mal gesagt.«
    »Das Einzige, was er sagte, war, dass er Nolan die Fresse poliert hat, richtig?«
    »Ja.«
    »Und um diese blumige Ausdrucksweise zu wiederholen, auch Evan Scholler sah aus, als hätte er ordentlich die Fresse poliert gekriegt, richtig?«
    »Ja. Er war übel zugerichtet.«
    »Aber er sagte doch noch etwas«, fuhr Washburn fort, »nachdem er gesagt hatte, er hätte Mister Nolan die Fresse poliert?«

    »Er sagte: ›Allerdings, verdammte Scheiße nochmal.‹«
    »Bevor er das sagte, hatten Sie ihm gesagt, dass Ron Nolan tot sei, richtig? Aber Sie können nicht mit Sicherheit sagen, ob er Sie verstanden hat, als Sie das gesagt haben?«
    »Mit Sicherheit bestimmt nicht.«
    »Er war betrunken, hatte sich geprügelt und war mehr als nur ein bisschen wirr im Kopf, richtig?«
    »Ja.«
    »Um also meine Frage zu wiederholen: Können Sie mit Sicherheit sagen, dass er Sie gehört oder verstanden hat, als Sie ihm sagten, Ron Nolan sei tot?«
    »Er war ziemlich weggetreten. Ich könnte wirklich nicht behaupten, dass er irgendetwas von dem mitbekommen hat, was um ihn herum vorging.«
    »Hat Patrolman Scholler sonst noch etwas gesagt, als Sie ihn auf die Wache brachten?«
    »Nichts Zusammenhängendes. Nur wirres Zeug.«
    »Euer Ehren!« Außer sich vor Wut, war Mills aufgesprungen. »Besprechung, bitte.«
    Inzwischen lagen auf allen Seiten die Nerven blank. Tollson überlegte geschlagene dreißig Sekunden, bevor er brummend nickte und die Anwälte zur dritten Besprechung dieses Nachmittags zu sich winkte.
    Als sie vor der Richterbank stehen blieben, deutete Tollson wie ein Schulmeister mit dem Finger auf die Anwälte. »Langsam bekomme ich dieses Gezänk satt, Counsellors. So führt man keinen Prozess.«
    Aber Mills konterte mit zornsprühendem Blick. »Auch mir wäre es lieber, wenn diese Unterbrechungen nicht nötig wären, aber Mister Washburns Verhalten ist absolut inakzeptabel! Eben haben Sie noch meinem Einspruch gegen das Wort
unzusammenhängend stattgegeben, und jetzt bringt es der Zeuge kaum verhohlen wieder ins Spiel.«
    »Aber so, dass seine Antwort keine Rückschlüsse auf den Geisteszustand meines Mandanten zulässt, Euer Ehren. Dagegen verwehrte sich doch, glaube ich, der Einspruch. Lieutenant Lochland ist doch bestimmt in der Lage, wirres Zeug als unzusammenhängend zu bezeichnen.«
    Aber Mills ließ nicht locker. Sehr beherrscht sagte sie: »Euer Ehren. Wenn ein Angeklagter unzusammenhängend redete, haben seine Worte eindeutig nicht dieselbe Tragweite.«
    Washburn hatte viel Erfahrung mit Situationen wie dieser. Die Versuchung war groß, dem Kontrahenten direkt zu widersprechen, was Richter unausweichlich ärgerte. Deshalb hielt er den Blick auf Tollson gerichtet und erklärte bedacht und unaufgeregt: »Das ist natürlich mehr oder weniger meine Intention, Euer Ehren, wenn ich dieser Frage nachgehe. Der Unterschied zwischen einem unzusammenhängenden Ausruf und einer belastenden Antwort auf eine Frage ist, wenn für die Gegenseite möglicherweise auch zu subtil, von enormer Bedeutung.«
    »Gut. Genug damit, und das gilt für Sie beide. Ich werde die Frage und die Antwort zulassen. Miss Whelan-Miille, der Zeuge wird Ihnen selbstverständlich für weitere Fragen Ihrerseits zur Verfügung stehen.« Er deutete noch einmal auf sie hinab. »Ich werde heute keinen Bitten um eine Besprechung mehr nachkommen. Dieser Zeuge sitzt jetzt schon fast eine Stunde im Zeugenstand, und zwei Drittel dieser Zeit haben wir hier über vier oder fünf Wörter diskutiert. Das muss ein Ende

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