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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Euer Ehren?«
    Tollson erteilte ihr mit einem kurzen Winken seine Genehmigung. »Sergeant«, begann die Anklägerin, noch bevor sie ihren Platz erreicht hatte, »welches Kaliber hatte das Projektil, das Mister Nolan tötete?«
    »Neun Millimeter.«
    »Und was war das Kaliber der am Tatort gefundenen Waffe?«
    »Neun Millimeter.«
    »Und war diese Waffe ein Revolver oder eine halbautomatische Pistole?«
    »Es war eine halbautomatische Pistole.«
    »Und jetzt, Sergeant, wenn eine Neun-Millimeter-Pistole abgefeuert wird, was geschieht dann mit der Patronenhülse - sprich mit dem Messinggehäuse hinter dem eigentlichen Projektil, in dem sich das Schießpulver befindet, das die Kugel aus dem Lauf katapultiert?«
    »Es wird ausgeworfen.«
    »Heißt das, es wird aus der Schusswaffe geschleudert?«
    »Ja.«
    »Und haben Sie in Mister Nolans Schlafzimmer die Hülse einer Neun-Millimeter-Patrone gefunden?«
    »Ja. Sie lag zwischen den Laken auf dem Bett.«
    »Konnten Sie diese Patronenhülse der am Tatort gefundenen Beretta zuordnen?«

    »Ja.«
    »Demnach wurden am Tatort außer diesem einen Neun-Millimeter-Proj ektil keine weiteren Geschosse gefunden, und auch wenn das Projektil selbst nicht mehr für einen Vergleich herangezogen werden konnte, wurde die einzige Patronenhülse am Tatort, die das Projektil enthalten haben kann, aus der Neun-Millimeter-Beretta abgefeuert, auf der sich die Fingerabdrücke des Angeklagten befanden.«
    »So ist es.«
    »Danke.«

24
    Als sich nach einer kurzen Nachmittagspause alle wieder auf ihren Plätzen einfanden, fiel Washburn auf, dass Mills mit fortschreitender Verhandlung den Spaß an der Sache zu verlieren schien. Dessen ungeachtet fuhr sie mit der schnörkellosen, geradlinigen Beweisführung fort, die Geschworene in der Regel sehr schätzen. Ihr nächster Zeuge war Lieutenant Lochland, Evan Schollers direkter Vorgesetzter bei der Polizei. Über dessen unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst beunruhigt, hatte er ihn blutverschmiert und betrunken in seiner Wohnung entdeckt und schließlich festgenommen.
    »Lieutenant«, begann die Anklägerin, »Der Angeklagte unterstand Ihrer direkten Aufsicht, als er bei der Polizei war. Ist das richtig?«
    Washburn und Evan hatten in der Pause über die anstehende Zeugenaussage gesprochen, und der alte Anwalt sprang
auf, bevor Mills ihre Frage zu Ende gestellt hatte. »Einspruch! Relevanz. Drei-zweiundfünfzig, Euer Ehren.«
    Tollson sah die Anklägerin fragend an. »Frau Anwältin?«
    »Grundlegend, Euer Ehren«, antwortete sie.
    »Das ist etwas allgemein. Könnten Sie das spezifizieren?«
    »Betrifft die geistige Verfassung des Angeklagten im Vorfeld der Tat. Außerdem grundlegend für den Einbruch bei Mister Nolan.«
    Der Richter nahm seine Brille ab, um etwa eine Minute lang nachzudenken, worin sich für Washburn langsam ein festes Schema abzuzeichnen begann.
    Bevor er sie wieder aufsetzen und seine Entscheidung bekanntgeben konnte, sagte Washburn: »Wenn Sie gestatten, Euer Ehren, möchte ich um eine Unterredung unter den Anwälten bitten.« Falls Mills infolge ihres sinkenden Blutzuckerspiegels müde wurde oder ihren Schwung verlor und falls ihre nachmittägliche Leistungskurve generell dazu tendierte - worauf ihre Körpersprache unübersehbar hindeutete -, hatte Washburn keinerlei Hemmungen, das gegen sie auszuspielen.
    Diesmal überlegte Tollson nicht so lange, bis er nickte. »Gut. Kommen Sie nach vorn.« Nachdem sich die zwei Anwälte vor der Richterbank eingefunden hatten, spähte Tollson auf sie hinab. »Wo liegt das Problem, Aaron?«
    »Euer Ehren, Lieutenant Lochlands Beziehung zu meinem Mandanten hat keinerlei Relevanz. Das Einzige, was das der Anklage bringt, sind negative Hinweise auf Evan Schollers Charakter. Dass er wütend war, dass er seine Vorgesetzten belog, als er in Nolans Haus einbrach, dass er Befehle missachtete, möglicherweise im Dienst trank. Da gibt es nichts von potenzieller Relevanz, und selbst wenn
es so wäre, ist es in wesentlich höherem Maß nachteilig als beweiskräftig und wirft lediglich unzählige neue Probleme auf.«
    »Miss Whelan-Miille?«
    Sie war von Washburns Anfechtung dieses Punkts überrumpelt worden, aber sie war fest entschlossen, um jeden Zentimeter Boden zu kämpfen. »Der Lieutenant ist ein feindlicher Zeuge, Euer Ehren. Sie glauben doch nicht im Ernst, er wird hier in den Zeugenstand treten, um gegen einen anderen Polizisten auszusagen, noch dazu einen, der für ihn gearbeitet hat? Er wird kein

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