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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Gefallen.«
    »Charlie Bowen hat einen Termin mit mir vereinbart, und wir haben uns auf ein paar Grundregeln geeinigt.«
    »Auch ich würde mich an Grundregeln halten«, sagte Hardy. »Die Gleichen, die für Charlie galten.«
    »Wissen Sie überhaupt, wie sie lauteten?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich akzeptiere sie unbesehen.«
    »Wenn das kein verzweifeltes Entgegenkommen ist.« Sie verschränkte die Arme über der Brust. »Schauen Sie, Mister Hardy …« »Dismas.«
    »Dismas.«
    »Mister Hardy, bitte. Ich möchte nicht stur erscheinen, aber ich will mit Ihnen nicht über Evan Scholler reden. Er war schuldig, und ich habe erreicht, dass er verurteilt wurde, und ich hoffe, er bleibt hinter Gittern. Das ist alles, was ich zu sagen habe, ja? Und jetzt, bitte.«
    Hardy zählte fünf seiner Herzschläge. Natürlich hatte er immer die »Vereinbare einen Termin und Grundregeln«-Option gehabt, aber bei einer solchen Besprechung war bisher noch nie etwas Brauchbares herausgekommen. Wenn man wollte, dass der Schampus richtig schäumte und sprudelte, musste man ihn kräftig schütteln.
    Doch jetzt stand ihm bevor, mit eingezogenem Schwanz wieder nach Hause fahren zu müssen, wo ihn ein Wochenende erwartete, an dem er absolut nichts zu tun hatte, womit er sich ablenken konnte. Die Wörter und die Idee kamen aus seinem
Mund, bevor er sich bewusst war, dass er sie gedacht hatte. Egal, was. Hauptsache, er brachte sie dazu, weiter mit ihm zu reden. »Und wenn ich gar nicht über den Fall mit Ihnen rede?«
    Immer noch misstrauisch, legte sie den Kopf auf die Seite. »Und worüber genau würden wir dann sprechen?«
    »Über Charlie Bowen.«
    »Und worüber da genau?«
    »Über das, was er Ihnen erzählt haben könnte, bevor er verschwand.«
    Das ließ sie stutzen. Sie strich sich mit der Hand durchs Haar, sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der alles hätte bedeuten können, schaute auf ihren Schreibtisch hinab, dann wieder auf Hardy. »Was erwarten Sie sich davon?«
    »Er verschwand, während er an dieser Berufung arbeitete. Ich möchte nicht, dass mir das Gleiche passiert.«
    Sie schüttelte leise lachend den Kopf. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Er hatte kaum mit den Vorbereitungen begonnen. Ich glaube, er hatte noch nicht einmal die Prozess-Protokolle zu Ende gelesen, als ich mit ihm sprach.«
    »Und worüber hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Er wollte sich die Beweise ansehen, die beim Prozess nicht verwendet worden waren. Um sich zu vergewissern, dass es nichts gab, was ich bewusst nicht in die Offenlegungsakte für die Verteidigung eingefügt hatte. Dinge in der Art. Nur um sicherzugehen, dass das Protokoll vollständig war, wenn er sich an die Arbeit machte. Stinknormaler Hausputz.«
    »Irgendwelche privaten Konflikte hat er nicht erwähnt?«
    »Nein. Soweit ich mich erinnere, dauerte unser Treffen nicht mal eine Stunde. Wir kamen uns nicht sehr nahe.«
    »Aber er wollte den Berufungsantrag weiterhin stellen?«

    »Natürlich. Nur deshalb redeten wir doch überhaupt miteinander.«
    »Und er wirkte nicht nervös oder um seine Sicherheit besorgt?«
    »Warum? Der Schuldige war doch bereits hinter Gittern.« Sie schüttelte den Kopf, wie um diesen Gedanken daraus zu vertreiben. »Übrigens finde ich diese ständigen Berufungsverfahren das Letzte. Lieber sollte man auch uns die Möglichkeit geben, in Berufung zu gehen, wenn wir einen Prozess verlieren - dieses ganze Pack so lange vor Gericht zerren, bis es verurteilt und weggesperrt ist.«

    »Ja, typisch Mills«, sagte Washburn. »Sie hat leicht fanatische Züge, aber sie ist auch erst die zweite in dreißig Jahren, die mir vor Gericht eine Niederlage beigebracht hat. Deshalb hat sie auch meinen Respekt.« Hardy hatte angenommen, es könnte spät genug sein, um Washburn bei den Broadway Tobacconists anzutreffen, und er hatte sich nicht getäuscht.
    Und jetzt saßen sie in einer Wolke aus Zigarrenrauch im hinteren Teil des einfachen kleinen Geschäfts. Sah man von Greta, der Inhaberin, ab, hatten sie den ganzen Laden für sich allein, was sich allerdings - versicherte ihm Washburn - in der nächsten Stunde ändern würde, wenn seine Anhänger und seine Freundin aus ihren Büros kommen würden, um »vom reichen Quell seines Wissens« zu trinken.
    Nicht ganz sicher, ob das wirklich selbstironisch gemeint war, sagte Hardy: »Jedenfalls - egal, wie lange wir hier tagen, die Stunden werden abgerechnet.«
    »Das versteht sich von selbst.« Washburn zog genüsslich an

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