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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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trotzdem.«
    »Jemand - dieselbe Person - hat auch den Ehemann umgebracht, und die Frau stand dicht davor, das herauszufinden.«
    Hardy schüttelte den Kopf, unterdrückte den Beginn eines Lächelns. »Eine Verschwörungstheorie, wie sie im Buch steht. Sie haben Recht. Glitsky das schmackhaft zu machen, wäre sicher nicht einfach.«
    »Deshalb würde ich gern dieses Tagebuch finden. Es wäre etwas Konkretes.«
    Hardy dachte, es wäre, selbst wenn es tatsächlich existierte, schwerlich ein schlagender Beweis. Mit einem verstohlenen Blick auf die Uhr entschied er, Bracco genügend Zeit gewidmet und sich seine hochinteressante, aber zweifellos ziemlich versponnene Geschichte geduldig angehört zu haben. Bracco trug keinen Ehering, und es hätte Hardy nicht überrascht, wenn sich herausstellte, dass die Tochter, Jenna, ein junges
hübsches Ding war. Für ihn wurde es jedenfalls Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen. Er wollte gerade aufstehen.
    Doch plötzlich kam Bracco nach vorn. »Aber der eigentliche Grund, weshalb ich Sie persönlich sprechen wollte … ich glaube, in diesen Akten könnte noch etwas anderes sein.«
    »Meinen Sie, ein Grund, warum Bowen umgebracht worden sein könnte?«
    »Ja.«
    Diesmal ließ Hardy sein Grinsen voll erblühen. »Wissen Sie eigentlich, von wie viel Umzugskartons wir hier reden, Inspector? Von fünfundvierzig bis fünfzig. Als ich sie das letzte Mal gezählt habe, hatte Charlie Bowen ganze zweihundertzweiunddreißig laufende Fälle, von denen wir bisher ungefähr achtzig abgestoßen haben.« Sein Tonfall wurde nachsichtiger. »Was nicht heißen soll, dass wir darin nicht irgendwann auf etwas stoßen, was nicht ganz koscher ist, und wenn dem so sein sollte, verspreche ich Ihnen, dass Sie umgehend von uns hören. Von mir. Aber ich glaube, wir haben es hier mit der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen zu tun.«
    Verärgert setzte sich Bracco wieder zurück und nickte. »Ja, das ist mir durchaus klar. Tja, dann …« Er stand auf.
    Auch Hardy erhob sich von seinem Sitz. »Wenn Sie wegen irgendetwas Konkretem einen berechtigten Grund vorweisen können, könnten Sie jederzeit einen Antrag auf Herausgabe der Akten stellen und sie von einem Ihrer Leute durchsehen lassen.«
    »Das wäre natürlich eine Möglichkeit, aber ich habe keine Ahnung, wonach ich suchen soll.«
    »Da hätten wir es wieder.« Hardys Miene hellte sich auf. »Bis auf das Tagebuch.«

    »Richtig. Bis auf das Tagebuch.«
    »Ich werde jemanden damit beauftragen, noch bevor Sie unten zur Tür raus sind.«
    »Das wäre nett«, sagte Bracco und reichte ihm die Hand. »Und nochmal vielen Dank, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben.«
    Hardy nickte. »Und wenn wir doch etwas finden sollten, erfahren Sie es als Erster. Aber wie ich Glitsky bereits gesagt habe, würde ich mir da keine allzu großen Hoffnungen machen.«
    Bracco ließ sich den Anflug eines Lächelns entlocken. »Mache ich mir nie.«

32
    Hardy hatte einen Spion in Redwood City.
    Sein alter Studienkollege Sean Kelleher arbeitete als Assistant District Attorney im selben Gebäude wie Mary Patricia Whelan-Miille und hatte ihm verraten, dass sie, weil sie keine Gerichtstermine hatte, den ganzen Tag in ihrem Büro oder zumindest in dessen Nähe sein müsste. Sobald Bracco gegangen war, hatte Hardy einen seiner Assistenten, Michael Cho, zu dessen großer Freude damit beauftragt, die Schachteln mit Charlie Bowens Akten nach dem Tagebuch einer Frau zu durchsuchen. Anschließend hatte er nach dem Hörer gegriffen, um sicherheitshalber noch einmal wegen Mary Patricia anzurufen und Kelleher zu versichern, er sei ihm was schuldig. Dann war er in die Tiefgarage hinunter geeilt.
    Zehn Minuten später - das Verdeck seines S2000 war aufgeklappt,
aus der Anlage dröhnte Hootie - passierte Hardy den Candlestick Point, und noch einmal zwanzig Minuten später parkte er vierzig Kilometer weiter südlich auf dem Parkplatz des Gerichtsgebäudes. Wenn San Francisco den ganzen Tag warm und freundlich gewesen war, herrschten in Redwood City mit knapp dreißig Grad geradezu hochsommerliche Temperaturen. Als er das Verdeck zuklappte, ertappte er sich dabei, dass er gut gelaunt vor sich hin summte. Er fühlte sich wie ein völlig anderer Mensch als der hängeschultrige Schleicher, der die Aufmerksamkeit der vielleicht gar nicht so verrückten älteren Dame an der Ecke von 7th und Mission auf sich gezogen hatte. Das Mittagessen mit Frannie, ihre Aufgeschlossenheit, vielleicht der Beginn

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