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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Brauchbares stoße.«
    »Nichts für ungut, Sir. Aber wenn Charlie Bowen ein Mord war, ist das Sache der Polizei.«
    »Da kann ich Ihnen nur Recht geben, Inspector. Ich versuche lediglich, Gründe zu finden, die meine Berufung rechtfertigen. Aber der Mord an Hanna Bowen, wenn es einer war, ist ebenfalls Sache der Polizei. Und wesentlich frischer.«
    Diesmal zögerte Bracco etwas länger. »Wir sollten in Verbindung bleiben.«
    »Genau meine Rede. Wie Ihnen vielleicht nicht entgangen ist, war ich derjenige, der Sie angerufen hat. Ich bin nicht scharf darauf, Ihnen in diesem Fall die Arbeit abzunehmen, Inspector. Wirklich nicht. Ich will nur meinen Mandanten aus dem Gefängnis holen.«
    Bracco entfuhr ein kurzes Lachen. »Wie sich das nur anhört. Ich will meine Mandanten nur ins Gefängnis bringen.«

    Um die Mittagszeit war Hardy wieder unten auf der Halbinsel. Er hätte zwar auch seinen Mandanten fragen können,
aber Aaron Washburn hatte ebenfalls Tara Wheatleys Adresse und Telefonnummer und sogar die ihrer Arbeitsstelle. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen und sich als Evans Anwalt vorgestellt, worauf sie ihn in der Pause zurückgerufen und sich für Viertel vor zwölf vor ihrer Schule mit ihm verabredet hatte.
    Sobald Hardy sie aus dem Schulgebäude kommen und auf sein Auto zugehen sah, verstand er das ganze Trara, das um den Fall gemacht worden war, wesentlich besser. Er hatte gerade einen Roman mit dem Titel Der stille Mann von T. Jefferson Parker, einem seiner Lieblingsautoren, gelesen. Einer der Grundgedanken in dem Buch war, dass es Frauen gab, die etwas an sich hatten, was eine der Romanfiguren als »das gewisse Etwas« bezeichnete - eine Anziehungskraft von solcher Intensität, dass sie jeden Mann, der damit in Berührung kam, aus der Bahn warf. Es war jedoch nicht nur eine Frage äußerlicher Schönheit oder erotischer Ausstrahlung, obwohl beides dazugehörte. Es war etwas Größeres, Umfassenderes, Subtileres und wesentlich Gefährlicheres.
    Was auch immer dieses gewisse Etwas war, Tara Wheatley hatte jede Menge davon.
    Als sie die Beifahrertür von Hardys Auto erreichte, blieb sie stehen und bedachte ihn mit einem Lächeln, das Hardy zu einem früheren Zeitpunkt seines Lebens auf der Stelle hätte dahinschmelzen lassen. Wegen des strahlenden Sonnenscheins trug sie eine Sonnenbrille. Ihr Haar war offen. Das schlichte matt orangefarbene Kleid enthüllte nichts - es reichte ihr unter die Knie -, und doch spürte er, wie sich etwas zutiefst Elementares in seinen alten Knochen regte.
    »Was ist bloß dran an Männern mit Cabrio?«, sagte sie. »Sie sind doch Mister Hardy, oder?«

    »Ja, der bin ich.«
    Hardy fasste über den Beifahrersitz, aber sie öffnete die Tür selbst - nackte gebräunte Beine und Sandalen - und ließ sich auf den Sitz plumpsen. Hardy konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, dass sie zum Glück nur Fünftklässler unterrichtete - eine Klasse höher, und der Hormonhaushalt ihrer Schüler geriete außer Rand und Band.
    »Wohin sollen wir fahren?« Hardy startete den Wagen und fuhr los. »Darf ich Sie zum Mittagessen einladen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur eine Stunde Pause - oder genauer: fünfundvierzig Minuten. Einfach nur weg von hier. Wo es Schatten gibt.«
    Er fuhr vom Parkplatz, bog nach rechts und folgte der Straße über einen Hügel in eine Wohngegend mit vielen alten Eichen.
    »Sie können hier irgendwo anhalten«, sagte sie.
    Das tat Hardy und parkte am Rand einer schattigen Straße mit großen, schönen Häusern auf kleinen Grundstücken. Sobald er die Handbremse angezogen und den Motor ausgemacht hatte, drehte sie sich auf dem Beifahrersitz zu ihm herum und zog ihr linkes Bein unter sich hoch. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht auf dem Schulparkplatz bleiben wollte«, sagte sie, »aber es ist besser, wenn mich die Leute vor der Schule nicht mit einem anderen Mann reden sehen. Ich bin sowieso schon zur Genüge ins Gerede gekommen. Während des Prozesses hätte mich das fast meinen Job gekostet.«
    »Wieso? Weil Sie einen Freund hatten?«
    »Weil ich zwei Freunde hatte, Mister Hardy. Nicht direkt gleichzeitig, aber für einige Leute doch zeitlich nahe genug.«
    »Was für Leute genau?«
    »Vorstadtmütter, Mister Hardy. Man sollte ihre Macht auf
keinen Fall unterschätzen. Einige mochten mich ohnehin nie. Sie müssen sich irgendwie von mir bedroht gefühlt haben, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wodurch oder wie.« Hardy hätte da eine recht

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