Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
loslassen. Das können wir nicht verantworten, wenn Sie schon beim geringsten Anlass in die Luft gehen.« Er richtete sich in seinem Schreibtischsessel zu voller Größe auf und senkte die Stimme. »Schauen Sie, Evan, wir sind alle mächtig stolz auf Sie, auf das, was Sie getan haben, und darauf, dass Sie überhaupt zurückgekommen sind. Sie sind unser Aushängeschild. Aber Sie müssen sich unbedingt in den Griff kriegen. Sie müssen einfach Abstand zu dem allem gewinnen.«
    »Ja, Sir. Das ist mir durchaus bewusst. Es tut mir leid.«
    »Wenn es Ihnen leidtut, ist das schon mal ein guter Anfang, aber ich finde, Sie sollten vielleicht auch mal über ein Antiaggressionstraining nachdenken, vielleicht einen Kurs machen oder mit jemandem reden, einem Therapeuten. Leider muss ich Ihnen sagen, dass das keine Bitte mehr sein wird, sollte ich nach unserem Gespräch heute noch weitere Beschwerden erhalten. Und nächstes Mal werden wir jemand aus der Personalabteilung dabeihaben. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Trauen Sie sich das zu?«

    »Ja, Sir.«
    »Das tue ich auch, Evan. Aber bemühen Sie sich um Hilfe. Und sehen Sie zu, dass Sie schlafen können.«
    »Ja, Sir. Danke, Sir. Ich werde es versuchen.«

    Er sollte vorerst mindestens ein Jahr lang keinen Sport treiben, der mit Verletzungsgefahr oder Körperkontakt einherging, und je nach dem Ergebnis seiner neurologischen Nachuntersuchungen vielleicht sogar für immer. Damit kamen seine Lieblingssportarten, Softball und Basketball, nicht mehr infrage - vor seiner Einberufung hatte er mindestens zwei Abende pro Woche in den jeweiligen City-League-Teams der Stadt trainiert. Das Police Department hatte allerdings auch ein Bowling-Team, und wenn dort auch in Sachen Fitness nicht viel zu holen war, war es doch eine Gelegenheit, abends rauszukommen und mit Kollegen etwas zu unternehmen, selbst wenn sie im Großen und Ganzen einer etwas anderen Spezies - schwerer, langsamer und älter - angehörten als die Softball- und Basketballtypen.
    Das Gute an dieser Mannschaftszusammensetzung war jedoch, dass Männer darunter waren, die Status und Stellung hatten - Evans Teamkollegen waren zwei Sergeant Detectives und ein Lieutenant, die alle begeistert waren, einen jungen Kriegshelden mit einem hunderteinundneunziger Schnitt gewonnen zu haben - sie glaubten alle, der Junge hätte ernsthaft eine Chance, Profi zu werden. Er war ein Naturtalent. An diesem Abend war seine Drei-Spiele-Wertung mit sechshunderteinundzwanzig Punkten um fünfzig besser als die jedes anderen Teammitglieds und mehr als ausreichend, um den Totems den Sieg über ihre Gegner, die Waterdogs, zu sichern.

    »Dann also auf die Totems«, verkündete Sergeant Stan Paganini vom Raubdezernat nach dem Match und hob an der Trinity-Lanes-Bar sein Glas Gin Tonic. »Und auf die kommende Spielzeit, die sie ungeschlagen beenden werden.«
    Lieutenant Fred Spinoza hob sein Glas Bourbon on the rocks. »Und auf unseren unangefochtenen Rookie des Jahres, Doktor Evan Scholler! Sechshunderteinundzwanzig! Das hört sich eindeutig rekordverdächtig an. Ich habe jedenfalls nie von einer höheren Punktezahl gehört. Drei Zweihunderter-Spiele hintereinander! So was gibt es in dieser Liga sonst nicht. Und auch sonst in keiner Amateurliga.«
    »Das ist auf jeden Fall eine Meldung im Sportteil wert.« Dieser Einwurf kam von Sergeant Taylor Blades, der einen Brandy Alexander trank.
    »Danke, Jungs.« Evan hatte Geschmack an Scotch gefunden, aber weil er sich keine Single Malts leisten konnte, trank er Cutty Sark mit Soda on the rocks. »Aber in der Zeitung stand ich schon oft genug. Das reicht erst mal für die nächsten Jahre.«
    »Schon, aber nicht als Spitzensportler«, sagte Paganini. »Wenn du als Sportler bekanntwirst, kannst du dich vor Mädels nicht mehr retten. Das weiß doch jeder.«
    »Da hat er allerdings Recht«, fiel Spinoza mit ein. »Und für deine Teamkollegen fiele dabei auch die eine oder andere ab. Wir könnten sicher so manche enttäuschte Verehrerin trösten. Deshalb, denk mal darüber nach, was das für uns bedeuten würde.«
    »Ihr seid doch alle verheiratet«, sagte Evan. »Das gäbe nur Ärger. Und abgesehen davon glaube ich, dass ihr die erotische Anziehungskraft von Amateur-Bowlingstars etwas überschätzt.«

    »Nein!«, sagte Blades. »Es muss auch Bowling-Groupies geben. Übrigens sehe ich, wenn mich nicht alles täuscht, gerade ein paar anrücken. Vielleicht hat sich deine tolle Leistung von heute Abend ja schon

Weitere Kostenlose Bücher