Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
als Polizist gut machen will. Was ich damit sagen will, ist nur, dass wir seitens der Polizei eine Reihe von Programmen anbieten und Ihnen jemand empfehlen könnten, falls Sie das für nötig halten.«
    »Auf dieses Gleis will ich mich nicht schieben lassen.«
    »Auf welches Gleis?«
    »PTBS, posttraumatische Belastungsstörung. Wenn man diesen Stempel mal abhat, ist der Zug für einen abgefahren.
Laut Army bin ich geheilt. Ich bin physisch wie psychisch ein Wunderkind. Wenn jetzt einer Ihrer Therapeuten sagt, ich habe PTBS, kann ich einpacken.«
    »So würde ich das nicht sehen.«
    Evan schüttelte den Kopf. »Machen wir uns doch nichts vor. Post. Traumatische. Belastungs. Störung. Störung , Lieutenant. Das ist eine Geisteskrankheit. Das lasse ich mir nicht anhängen, Punkt. Das ist nicht das Problem, mit dem ich mich rumschlage. Es geht mir gut, Sir. Vielleicht muss einfach nur noch etwas mehr Gras über die Sache wachsen.« Wieder gab Evan einen langen Seufzer von sich.
    »Da!«, sagte Lochland. »Genau das ist es doch, wovon ich die ganze Zeit rede.«
    »Was?«
    »Merken Sie gar nicht, wenn Sie es tun? Dieses Schnaufen immer, Evan. Wie ein Blasebalg. Jedes Mal, wenn Sie den Mund aufmachen, ist es, als müssten Sie erst mal eine schwere Last hochheben und zur Seite stellen, bevor Sie etwas sagen können.«
    Nach einer kurzen Pause ließ Evan den Kopf hängen. Seine Stimme war fast ein Flüstern. »Genau so fühle ich mich.« Dann hob er den Kopf wieder und schaute den Lieutenant an. »Wo baue ich also Scheiße? Im Dienst, meine ich.«
    Entgegen der militärischen Richtlinien, die angeblich garantierten, dass Polizisten, die von der Reserve oder Nationalgarde zum aktiven Dienst abgestellt wurden, bei ihrer Rückkehr in den Zivildienst weder degradiert werden noch etwas von ihrer Dienstzeit abgezogen bekommen durften, war Evan seit seiner Rückkehr zur Polizei von Redwood City als Aufklärungsbeamter für das Drug-Abuse-Resistance-Education-Programm (DARE) in Mittelschulen eingesetzt worden. In
dieser Funktion suchte er turnusmäßig die Schulen im Stadtgebiet auf, um Schüler der vierten, fünften und sechsten Klassen auf die Gefahren von Drogenkonsum hinzuweisen. Obwohl es sich dabei technisch gesehen nicht um eine Degradierung handelte und auch sein Gehalt nicht zurückgestuft wurde, handelte es sich dabei dennoch nicht um einen Aufgabenbereich, der jemandem zugeteilt wurde, der bereits drei Jahre Polizeidienst vorzuweisen hatte. Es war jedoch die einzige Vakanz gewesen, als er entlassen worden war und wieder in den Polizeidienst hatte zurückkehren können, und er hatte die Stelle angenommen.
    Jetzt nahm Lochland einen dünnen Stoß Zettel aus der obersten Ablage. Er entfernte die Büroklammer, blätterte sie rasch durch - es waren etwa ein Dutzend - und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich glaube nicht, dass wir die alle einzeln durchgehen müssen, Ev. Sie laufen alle ziemlich auf das Gleiche hinaus.«
    Den Rücken gegen die Stuhllehne gedrückt, saß Evan stocksteif da. Er hatte wenig Zweifel hinsichtlich des Inhalts der Beschwerden. »Ich kriege einfach zu viel, wenn ich diese Kids sehe, die alles haben - wirklich alles , Lieutenant - iPods, Schuhe für zweihundert Dollar, Designerklamotten - ich kriege einfach zu viel, wie verwöhnt sie sind. Wie sie nichts ernst nehmen. Ich meine, dieses ganze DARE-Programm, für die ist das doch nur ein Witz. Und wenn ich dann an die Kinder denke, die ich im Irak gesehen habe, die nichts hatten, keine Schuhe, kein Essen, und die uns um unsere MREs anbettelten …« Er schüttelte den Kopf, die Entrüstung von ihrem eigenen Schwung aufgebraucht.
    Die Ellbogen auf dem Schreibtisch, die Hände vor dem Mund aneinandergelegt, setzte sich Lochland vor. »Wir schicken
Sie da nicht hin, damit Sie diese Kids anbrüllen, Evan. Sie dürfen nicht so die Beherrschung verlieren.«
    »Sie hören nicht zu, Lieutenant! Sie hören mir schlicht und einfach nicht zu. Sie haben keine Ahnung, wie gut es ihnen geht, und sie wissen es nicht im Geringsten zu schätzen!«
    »Trotzdem …« Lochland schob die Zettel vor sich herum. »Die Sache ist die, dass dieser Einsatz in den Schulen sowieso in Kürze vorbei ist. Und egal, wo Sie danach eingesetzt werden, kann ich Ihnen jetzt schon garantieren, dass Sie dort mehr Ärger kriegen werden, als Ihnen diese Kids auch nur annähernd machen können. Richtigen Ärger. So, wie Sie unter Hochdruck stehen, können wir Sie nicht auf die Menschheit

Weitere Kostenlose Bücher