Schattenkampf
bekam einen Treffer nach dem anderen ab. Als er sich umdrehte, sah er, dass der Humvee hinter ihm inzwischen ein zerschossenes Wrack war; zwei seiner Männer, die von der Wucht der Explosion aus dem Wagen geschleudert worden waren, lagen in ihrem Blut tot auf der Straße. Und dann war es plötzlich dunkel, und er wurde vom Strahl von Nolans Helmlampe geblendet.
Nolan stand immer noch hinter dem MG auf dem Dach und trieb den Fahrer des Humvee an, endlich loszufahren. Die Hände seitlich an den Mund haltend, brüllte er zu ihm hinunter: »Licht aus! Schnell!«
Weitere Geschosse schlugen in das Fahrzeug ein, doch als das gedämpfte Geräusch allmählich in sein Bewusstsein eindrang, wandelte es sich zu einem anhaltenden Pochen, einem Klopfen. Er öffnete die Augen, und das Licht war immer noch auf sein Gesicht gerichtet, doch jetzt erkannte er es als das, was es war - eine Taschenlampe, die jemand von außen an das Seitenfenster des Autos hielt. Immer noch zitternd von der beängstigenden Unmittelbarkeit des Traums, brauchte er ein paar weitere Sekunden, bevor er an das Autofenster klopfte und dann die Hand hob, um seine Augen gegen das Licht abzuschirmen. Im Schein der Straßenlaterne über ihm konnte er inzwischen genug erkennen, um zwei Männer in Uniform auszumachen.
Polizisten. Kollegen.
Er öffnete das Fenster etwa zur Hälfte. »Hallo, Leute, was gibt’s?« Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war drei Uhr fünfunddreißig.
Der Polizist mit der Taschenlampe machte ein paar Schritte zurück. »Könnten Sie uns bitte Fahrzeugpapiere und Führerschein zeigen, Sir?«
»Sicher, natürlich. Ich, äh …« Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, um sie zu öffnen.
Doch der Polizist schlug sie wieder zu und sagte durch das halboffene Fenster: »Bitte bleiben Sie in Ihrem Fahrzeug. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Wo waren Sie?«
Evan hörte auf, nach seiner Brieftasche zu kramen, und setzte sich zurück, schloss die Augen, versuchte, sich zu erinnern.
»In den Trinity Lanes«, sagte er schließlich. Die Vorortstraße, die durch die Windschutzscheibe zu sehen war, hatte ihn durcheinandergebracht. »Ich war beim Bowling.«
»Und Trinken.«
»So scheint es.«
»Womit wir bei der Frage wären, wie Sie hierhergekommen sind.« Der Polizist hätte die Dienstmarke schwerlich übersehen können, als Evan seine Brieftasche öffnete. »Oh, oh«, sagte er kopfschüttelnd und hielt sie seinem Partner hin. Dann wandte er sich wieder Evan zu: »Wissen Sie, wie Sie von den Lanes hierhergekommen sind? Es hat Sie doch sicher jemand gefahren, oder?«
Evan sah ihn nur an.
»Denn in Ihrem Zustand werden Sie doch wohl kaum zu fahren versucht haben, oder?«
In diesem Moment schaltete sich der zweite Cop ein. »Sind Sie Evan Scholler?«
Diese Frage konnte er beantworten. »Ja.«
Nummer zwei sagte zu seinem Partner: »Der Typ aus dem Irak.« Dann zu Evan: »Habe ich Recht, Kumpel?«
»Ja, das stimmt.«
»Ihre Waffe tragen Sie jetzt doch sicher nicht, oder?«
»Nein. Sie ist im Handschuhfach.«
Der erste Cop schüttelte frustriert den Kopf. »Wenn Sie aussteigen wollen, können Sie das jetzt.« Er zog die Tür auf. »Da drinnen riecht es ja wie in einer Brauerei, Mann.«
»Kein Wunder«, antwortete Evan.
»Vielleicht wollen Sie ja die Fenster aufmachen, den Mief rauslassen, wenn Sie das nächste Mal wieder darin fahren«, sagte der erste Polizist. »Aber jetzt, der Ordnung halber. Wissen Sie noch, wer Sie hierhergefahren hat?«
Inzwischen wusste Evan, wohin es ihn verschlagen hatte und wo er geparkt hatte, auch wenn ihm die Frage, wie er hierhergekommen war, weiterhin ein Rätsel war. »Meine Freundin.« Er deutete auf die Wohnanlage ein Stück weiter. »Sie wohnt dort oben. Wir haben uns gestritten, und dann ist sie allein in ihre Wohnung und hat mich im Auto gelassen, damit ich meinen Rausch ausschlafe.«
»Hört sich jedenfalls glaubhaft an«, sagte der erste Cop. »Wenn Sie jetzt Ihr Auto abschließen und zu Ihrer Freundin raufgehen möchten, bleiben wir so lange, bis sie Sie reingelassen hat.«
Evan lehnte sich an sein Auto. Er schwankte leicht. »Wir wohnen nicht zusammen. Sie wird mich nicht reinlassen. Ich muss zu mir fahren.«
Der zweite Polizist gab Evan seine Brieftasche zurück. »Wie wollen Sie denn das anstellen?«
Evan brauchte eine Weile, um zu entscheiden, ob er lachen sollte oder nicht; er entschied sich dagegen. »Gute Frage«, sagte er. »Sehr gute Frage.« Er schaute von einem
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