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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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einer Ameisenstraße, stumm, die Nachmittagssonne in den Augen, bis ihre Kaffeetassen leer waren und Jack aufstand und nach einem weiteren getrockneten Schweinsohr fiepte.
    Yngvar warf ihm das letzte zu und hielt Inger Johanne eine rosa Brotdose mit einem Hello-Kitty-Bild auf dem Deckel hin. Sie nahm sich ein Brot mit Ziegenkäse und verzehrte es langsam. Ehe sie fertig war, hatte Yngvar die beiden anderen Brote verschlungen. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, leerte die Wasserflasche und legte alles wieder in den Rucksack.
    »Gehen wir?«, fragte Inger Johanne lächelnd.
    Als er weder antwortete noch aufstand, lehnte sie sich an ihn. Er roch nach frischem Schweiß und fast unmerklich nach Rasierwasser, als er den Arm um sie legte und sie an sich zog.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Was?«
    Er sah sie nicht an, aber sie sah ihn an, sein Gesicht, von der Seite, während er sie so fest an sich drückte, dass sie einen Hauch von Angst verspürte. Er war so schön, selbst jetzt, mit den vielen überzähligen Kilos, die sein Kinn noch breiter machten und die Kerbe unten so tief, dass sie den ganzen Zeigefinger darin unterbringen könnte. Noch immer hatte Yngvar für sein Alter üppiges Haar. Es war jetzt ein wenig zu sommerlang, und bei den Schläfen lockte es sich vor Feuchtigkeit. Seine Nasenflügel vibrierten ein wenig, was sie nur taten, wenn er aufgeregt war.
    »Ich liebe dich und die Kinder«, sagte er und kniff in der Sonne die Augen zusammen. »Und die Tochter, die ich nur einundzwanzig Jahre lang behalten durfte. Ich liebe Elisabeth noch immer, auch wenn sie tot ist und ich dich habe. Und Amund. Und meine Eltern. So lange sie gelebt haben, haben sie mich auch geliebt.«
    Es gab nichts, was Inger Johanne hätte sagen können. Yngvar war noch nicht fertig, das entnahm sie dem unverminderten Druck seines Arms.
    »Ich bin die Summe dieser ganzen Liebe«, sagte er leise. »Das bin ich . In dieser Zusammengehörigkeit existiere ich.«
    »Ja«, sagte sie. »Das bist du .«
    Inger Johanne senkte den Blick und folgte den Ameisen, die über ihre Schuhe liefen, um den Rucksack, an Yngvars nackten, behaarten Beinen hoch, über den grauen rissigen Felsen, einige mit einer einzigen Tannennadel auf dem Rücken, alle schnell und zielstrebig, wie auf einen strikten Befehl hin, nach dem jede ihre Aufgabe hatte, ihren Platz an der Sonne.
    »Diese Vernehmungen, die du jetzt durchführst«, wagte sie endlich zu flüstern.
    »Pst«, sagte er sanft und legte ihr den Zeigefinger an den Mund.
    »Ich will nicht, dass die dich kaputt machen.«
    »Die machen mich nicht kaputt. Im Gegenteil.«
    Langsam ließ er sie los und erhob sich, steif und mühsam wie ein alter Mann.
    »Könntest du dir vorstellen, noch mehr Kinder zu haben, Yngvar?«
    Er schüttelte den Kopf und schaute ihr in die Augen. Lachte ein wenig, legte den Kopf schräg, als ob sie eine richtig witzige Bemerkung gemacht hätte.
    »Nie im Leben! Dass ich hier meinen kleinen Augenblick hatte, bedeutet nicht ...«
    »Aber Ragnhild wird größer«, fiel sie ihm ins Wort. »Kristiane ist fast erwachsen. Ich bin erst dreiundvierzig und ganz gesund. Viele bekommen heutzutage spät ihre Kinder. Es wäre so schön, glaube ich. Einen Jungen vielleicht?«
    »Kommt nicht infrage«, sagte er entschieden, aber noch immer mit diesem Lächeln, als nähme er sie nicht ernst. »Je älter ich werde, desto unsicherer bin ich in den meisten Dingen. Aber gerade darin ...«
    Er beugte sich zu ihr herab und gab ihr einen leichten Kuss, dann richtete er sich auf.
    »... da bin ich mir sicher: Wir haben alle Kinder, die wir haben sollten.«
    Er warf sich den Rucksack auf den Rücken und schaute sie aufmunternd an, dann ging er die kleine Böschung zu dem Weg hinab, der vor langer Zeit ein Karrenweg für Holzfäller gewesen war.
    Inger Johanne brachte es nicht über sich, aufzustehen. Sie hätte etwas sagen müssen, wusste aber nicht, was. Intuitiv legte sie die Hände auf ihren flachen Bauch.
    »Kommst du?«, rief er.
    Ihr Telefon ließ ein kurzes Piepsen hören. Vor allem, um Zeit zu schinden, zog sie es aus der Brusttasche ihres Fjällräven-Hemdes und öffnete die SMS. Nummer unbekannt, stand im Display. Eine unterdrückte Nummer. Oder aus dem Ausland.
    Wenn du glaubst, dass Jon Mohr seinen Sohn nicht misshandelt haben kann, dann solltest du dich genauer informieren. Sander hat deine Aufmerksamkeit verdient.
    »Was war denn?«, rief Yngvar und winkte sie zu sich.
    »Nichts«,

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