Schattenkommando: Thriller (German Edition)
sprießen schien, noch leitender Offizier eines Transportbataillons gewesen, doch da ständig befehlshabende Offiziere verschwanden – vermutlich umgebracht von Aufständischen, obwohl auch Fahnenflucht nicht immer auszuschließen war –, wurde man in der Armee der vorgeblich Demokratischen Republik Persien rasch und mit Dringlichkeit befördert.
» Noch mehr Rauch « , meldete einer von Rahmatis Spähern. » Tränengas, keine Explosion. « Sekunden später vernahmen sie einen lauten Knall, heftig genug, um die Fensterscheiben des Flughafenverwaltungsgebäudes, in dem sich Rahmati mit den ranghöchsten Mitgliedern seines Stabs befand, erzittern zu lassen. Der Späher warf seinem befehlshabenden Offizier einen eingeschüchterten Blick zu. » Wohl doch eine kleine Explosion, Oberst. «
» Das habe ich gemerkt « , sagte Rahmati, der sich weder seine Verärgerung noch seine panische Angst anmerken lassen wollte. Noch zwei Wochen zuvor wäre er nicht einmal imstande gewesen, eine Granatexplosion von einem lauten Furz zu unterscheiden. » Behalten Sie die Reihen aufmerksam im Blick, es könnte sich um ein Ablenkungsmanöver handeln. «
Rahmati und sein Stab befanden sich im obersten Stockwerk eines Bürogebäudes, das früher zum Iranischen Transportministerium am Flughafen Mehrabad in Teheran gehört hatte. Nach dem Militärputsch und dem Beginn des islamistischen Aufstands gegen die Militärregierung im Iran hatten die Anführer des Putsches den Flughafen Mehrabad eingenommen und dort eine strenge Sicherheitszone um das gesamte Gelände eingerichtet. Den größten Teil der östlich der Universität Teheran gelegenen Stadt hatte man den Aufständischen überlassen, doch die Besetzung des Flughafens hatte sich als weise Entscheidung erwiesen, denn die freien Flächen um das Flugfeld herum waren leicht zu überschauen und zu verteidigen, sodass man den Flughafen für ankommende und rausgehende Nachschubflüge offen halten konnte.
Und für den Fall, dass die Aufständischen die Oberhand gewannen – was, wie man nicht müde wurde zu betonen, jeden Tag passieren konnte –, war es von hier aus erheblich einfacher, kurzfristig das Land zu verlassen.
Wieder erzitterten die Fensterscheiben, und ein Stück weiter südöstlich an der Me’raj Avenue wandten sich Köpfe, um Richtung Nordosten zu blicken, zum etwa zwei Kilometer entfernten Azadi-Platz, wo urplötzlich eine weitere, diesmal von einem orangefarbenen Feuerschein gekrönte Rauchwolke in den Himmel stieg. Bombenanschläge, Brandstiftung, Sabotage, Selbstmordanschläge und allgemeines Chaos gehörten in Teheran zum Alltag. Das galt insbesondere für das Gebiet zwischen dem Flughafen Mehrabad, dem Azadi-Platz und dem berühmtem Freiheitsturm, dem einstigen » Tor zum Iran « . Der einst unter dem Namen Shahyad-Turm oder Königsturm bekannte Freiheitsturm war im Jahr 1971 von Schah Reza Pahlevi zur Feier des zweitausendfünfhundertsten Jahrestages der Monarchie als Symbol des neuen, modernen Iran erbaut worden. Nach der islamischen Revolution war der Turm umbenannt und wie die Botschaft der Vereinigten Staaten eher als Symbol der dekadenten Monarchie betrachtet worden und sollte als Mahnung an das Volk dienen, die abendländischen Feinde des Islam nicht mit offenen Armen zu empfangen. Der umliegende Platz war zugleich zu einem beliebten Aufmarschplatz für antiwestliche Demonstrationen und Ansprachen geworden, was vermutlich auch der Grund dafür war, dass das marmorverkleidete Monument der letzten Monarchie im Iran niemals niedergerissen worden war.
Da das gesamte Gelände stark befestigt war und das Militär deutliche Präsenz zeigte, waren Handel und Gewerbe allmählich wieder aufgelebt, und sogar das eine oder andere Restaurant, Café und Kino hatte wieder geöffnet – auch wenn diese bedauerlicherweise häufig zum Angriffsziel für islamistische Aufständische wurden. Ab und zu organisierten einige mutige protheokratische Demonstranten eine Massenkundgebung auf dem Azadi-Platz, und man musste dem Militär zugutehalten, dass es nicht gewaltsam gegen diese Massenkundgebungen vorging und, wenn die Gegendemonstrationen gar zu heftig wurden, sogar Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriff. Buzhazi wusste wie auch der größte Teil seiner Offiziere nur zu gut, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun mussten, um dem persischen Volk und der Welt zu beweisen, dass sie nicht die Absicht hatten, eine Form der Unterdrückung durch eine andere zu ersetzen.
» Was passiert
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