Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
Mantikore, Greife verschiedener Art, geflügelte Schlangen und Bullen und viele, viele riesige Vögel.
Die meisten von ihnen besaßen Reiter, deren Gestalt kaum weniger vielfältig war, selbst wenn sie menschlich wirkten, und sie waren alle bewaffnet, ebenso die reiterlosen Geflügelten.
»Das müsst ihr euch ansehen«, stieß Laura hervor. »Schnell ...«
Die Männer kamen ihrer Aufforderung nach und drängten sich ans Fenster. Ihre Augen weiteten sich.
»Felix, Luca, Sandra, kommt her, das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!« Finn winkte ihnen aufgeregt. »Das ist ... wirklich phänomenal.«
Es mussten Hunderte dieser Wesen sein, und sie flogen eindeutig in Angriffsformation gegen den Palast.
»Es gibt sie also doch«, stellte Milt erfreut fest. »Die Rebellen. Iolair hat Leonidas sie genannt, die Adler, wie Cwym uns übersetzte. Und das scheint absolut zutreffend zu sein.«
»Und gerade im rechten Moment«, sagte Finn. »Jetzt geht es dem fiesen Drecksack an den Kragen.«
»Da sei mal nicht so überzeugt«, ließ Nidi sich vernehmen. Ihn hatte Laura ganz vergessen; er hatte die ganze Zeit still auf ihrer Schulter gesessen und an seinem Goldreif geknabbert: der kleine Schrazel, der aussah wie ein Löwenäffchen und behauptete, ein Zwerg zu sein.
»Die da draußen mögen so viele sein, wie sie wollen, Alberich hat immer noch mehr Bewaffnete, und er hat den Seelenfänger und ganz bestimmt zudem die eine oder andere Überraschung auf Lager.«
»Ach was, jetzt ist Optimismus angesagt!«, erwiderte Finn wegwerfend.
»Na, abwarten«, brummte Milt. »Bisher war noch niemand in diesem Reich unser Freund, egal auf welcher Seite er stand.«
»Oh Mann, wenn ich jetzt ’ne Kamera hätte«, erklang Lucas Seufzen dazwischen. »Das wäre der Gewinn jedes Foto Wettbewerbs ...«
»In der Tat, es ist ein pompöses Spektakel.« Auch Norbert Rimmzahn zeigte sich beeindruckt, und Maurice Karys pflichtete ihm bei, wie immer. Maurice fiel eigentlich nur dann auf, wenn er den Chauvinisten hervorkehrte, ab und zu mit ein wenig Rassismus erweitert.
Laura wandte sich an die Runde: »Also dann, während alle beschäftigt und abgelenkt sind, sollten wir darangehen, von hier zu verschwinden.«
»Das ist doch nicht möglich!« Aus Alberichs Nasenlöchern qualmte schwefliger Rauch, und sein Drachenschatten flackerte an der Wand. Zornbebend packte er den nächststehenden Soldaten und schleuderte ihn mit einer Handbewegung quer durch die Halle. Der Mann prallte an eine Säule; es erklang ein hartes, trockenes Knacksen, er stürzte lautlos zu Boden und blieb reglos liegen.
»Wo ist Leonidas, wenn ich ihn brauche? Wieso ist er nicht hier?«
Einer der anwesenden Truppenführer, die sich zitternd zusammendrängten, wagte sich an die Antwort. »Ihr ... Ihr habt ihn vor Kurzem selbst weggeschickt, nachdem er Euch die Gefangenen übergab«, stammelte er. »Der General ist sofort weitergeritten, in Eurem Auftrag ...«
Viele duckten sich, als Alberich an ihnen vorbeirauschte. Dabei war er viel kleiner als sie und im Körperbau sehr viel zierlicher als die zumeist Echsenartigen. Doch sein Schatten, der ihm wie ein düsteres Unheil folgte, nahm inzwischen gut ein Viertel der Halle ein, und alle wichen ihm ängstlich aus, wo er drohend entlangglitt.
»Und was ist mit dem Seelenfänger? Wo steckt der?«, donnerte er. Sein glühender bernsteinfarbener Blick fixierte einen seiner Berater - wenn man diesen so bezeichnen konnte. Eigentlich waren die Berater nur Befehlsempfänger und Mittler, sie wussten über die Vorgänge im Palast und außerhalb Bescheid, damit Alberich immer auf dem Laufenden war. Aber dem Zwerg einen Rat geben? Unmöglich.
»Nach unserem letzten Stand hat er die schwebende Insel verlassen«, antwortete der Mann. Er verzog das Gesicht schmerzlich zur Grimasse, als würde der Blick des Drachenelfen ihn verbrennen. »Sein nächstes Ziel ist uns nicht bekannt, er kreuzt ja ständig überall in Innistìr auf der Suche nach Opfern, und um Eure allmächtige Präsenz zu zeigen.«
Alberich blieb stehen, die Brauen finster zusammengezogen. »Also gut! Schickt Boten aus, die nach dem Schiff und nach Leonidas suchen und sie sofort hierher befehlen sollen. Der General kann noch nicht weit sein, und die Galeone wird über fliegende Boten schnell erreichbar sein. Eilt euch!«
Der Berater rannte mit wehendem Mantel nach draußen. Alberich nahm seine ruhelose Wanderung wieder auf.
»Aber Herr«, sagte schließlich ein weiterer
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