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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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verrückt war, was dann?
    Weil Leah nicht in der Lage war, sich zu konzentrieren, hatte sie Maria gebeten, die Reitstunde ausfallen zu lassen. Sie hatte sich in die Stallarbeit gestürzt – Pferde striegeln und Zaumzeug putzen. Normalerweise machte ihr das Spaß, weil es einfach war und körperlichen Einsatz erforderte, und weil sie sofort das Ergebnis sah, während sie gleichzeitig ihre Gedanken schweifen lassen konnte. Aber heute wollte sie ihre Gedanken nicht schweifen lassen, weil sie immer nur finstere Wege zu Orten einschlugen, die ihr Angst machten.
    Sie wollte nicht mit ihren Gedanken allein sein. Sie wollte nicht mit anderen Menschen reden. Eigentlich wollte sie einfach nur nach Hause, aber sie hatte kein richtiges Zuhause mehr. Das Haus, in dem sie wohnten, war kein Zuhause. Das Haus, in dem sie aufgewachsen war, stand zum Verkauf. In ihrem Leben fehlte ein fester Bezugspunkt. Sie hatte das Gefühl, eingeschlossen in einem durchsichtigen Ballon dahinzutreiben und langsam zu ersticken. Und die Leute um sie herum sahen dabei zu, ohne wirklich etwas zu sehen.
    Sie hatte Angst davor, allein zu sein. Sie hatte Angst vor sich selbst. Und nach alldem, was ihre Mutter im Auto gesagt hatte, hatte sie jetzt auch Angst um sie. Sie bestand nur noch aus Angst.
    Sie ging mit Bacchus in seine Box, um in seiner Nähe zu sein. Er war so ruhig und wirkte so weise. Er hielt sie nicht für verrückt. Er freute sich, wenn er sie sah, und begrüßte sie immer mit einem leisen Wiehern und stupste sie sanft an.
    Auf eine seltsame Weise suchte sie bei Bacchus den Trost, den sie früher bei ihrem Vater gefunden hatte. Bacchus war groß und stark. Er urteilte nicht über sie. Er liebte sie bedingungslos. Wenn sie bei ihm war, schien alles nur noch halb so schlimm.
    Sie streichelte seinen Kopf und kämpfte gegen die Tränen. Der Druck in ihrem Inneren wurde immer größer, bis sie schließlich das Gefühl hatte, sie müsste gleich platzen. Sie bebte am ganzen Körper. Am liebsten wäre sie davongelaufen oder hätte sich ganz klein zusammengerollt. Aber das ging beides nicht. Sie schlug die Hände vors Gesicht, als könnte sie sich dahinter verstecken.
    Bacchus legte den Kopf auf ihre Schulter und zog sie sanft zu sich heran, bis sie an seiner Schulter lehnte, dann bog er seinen kräftigen Hals, als wollte er sie festhalten. Leah presste das Gesicht an sein warmes Fell und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Plötzlich stand Maria Gracida neben ihr, legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie von Bacchus weg und nahm sie tröstend in die Arme.
    Leah versuchte, des Gefühlsaufruhrs in ihrem Inneren Herr zu werden. Es war ihr peinlich, vor Maria zu heulen. Sie kam sich albern vor, aber sie konnte nichts dagegen tun. Als Maria fragte, was mit ihr los sei, antwortete sie, ihr sei nicht gut. Das war nicht einmal gelogen. Sie sagte, sie habe Magenkrämpfe und wolle nach Hause.
    Maria versuchte, ihre Mutter zu erreichen, landete aber nur beim Anrufbeantworter, deshalb fuhr sie Leah selbst nach Hause.
    »Soll ich bei dir bleiben, bis deine Mutter zurückkommt?«
    Leah kam sich sowieso schon wie eine Idiotin vor. Sie wusste, dass Maria Reitstunden geben und sich um die Pferde kümmern musste. Sie hatte ihr bereits genug Umstände gemacht. Und sie wollte wirklich nichts weiter, als sich im Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und erst wieder hervorkommen, wenn sich alles zum Besseren gewendet hatte.
    »Es geht schon«, sagte sie. »Ich bin nur sehr müde, das ist alles.«
    Maria wirkte nicht besonders überzeugt, aber gleichzeitig auch unentschlossen. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und runzelte die Stirn. »Ich sollte mit dir warten.«
    »Ich lege mich wirklich gleich hin«, sagte Leah. »Ich pass auch auf, dass alle Türen abgeschlossen sind. Mrs. Enberg kriegt einen Anfall, wenn Sie nicht zu ihrer Reitstunde erscheinen.«
    Die Gracidas waren nicht wohlhabend. Sie lebten von dem, was ihre Ranch abwarf, von Marias Reitunterricht und Felix’ Polokursen. Sie konnten es sich nicht leisten, eine empfindliche reiche Kundin zu verprellen, indem Maria ohne Erklärung eine Reitstunde ausfallen ließ. Und das Letzte, was Leah wollte, war, noch mehr Ärger zu machen.
    »Ich rufe dich nachher an«, sagte Maria und ging widerstrebend zur Tür. »Und sag deiner Mutter, dass sie sich bei mir melden soll, sobald sie nach Hause kommt. Okay?«
    Leah versprach es.
    Sie schloss die Tür hinter Maria Gracida ab.
    Im Haus war es still. Die

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