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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und versuchte, es an seiner Jacke abzuwischen. »Ich bin hergekommen, um auf sie aufzupassen. Sie ist in Panik geraten. Sie ist durchgedreht. Ich wollte sie festhalten, und sie hat sich losgerissen und ist gestürzt.«
    »Du lügst«, sagte Lauren.
    Sie hätte sich gern mit einem Blick zu Leah vergewissert, dass sie recht hatte, aber sie wagte es nicht, Greg Hewitt auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Bestimmt war Leah aus dem Haus gelaufen. Sie hörte sie nicht weinen, nicht einmal atmen.
    »Und warum hast du mich angegriffen?«
    »Ich wusste, dass du gleich das Schlimmste denkst«, sagte er. »Und ich wusste, dass du eine Waffe hast.«
    »Du kennst mich zu gut.«
    »Ich könnte dich noch besser kennen«, sagte und bemühte sich um einen ernsten Blick. »Wenn du mich lassen würdest.«
    Am liebsten hätte Lauren laut gelacht. »Hältst du mich wirklich für so blöd, Greg, dass ich auf deinen falschen Charme reinfalle?«
    Etwas Kaltes blitzte in seinen Augen auf. »Als ich dich letzte Nacht gefickt habe, hat es dir offenbar gut gefallen.«
    »Du kannst einfach nicht anders, was?«, sagte Lauren. »Was wolltest du? Geld? Hast du gedacht, du könntest dir Leah schnappen und mich erpressen? Bist du in einer so verzweifelten Lage, dass du meine Tochter entführen würdest, wenn ich dich nicht dafür bezahle, dass du Ballencoa umbringst?«
    »Du kennst mich nicht, Lauren«, sagte er.
    »Will ich auch nicht«, erwiderte sie. »Auf den Boden. Mit dem Gesicht nach unten. Arme und Beine auseinander.«
    Er rührte sich nicht vom Fleck. »Was hast du vor?«
    »Kommt darauf an. Ich kann den Sheriff anrufen, und in fünf Minuten ist ein Streifenwagen da. Falls allerdings vorher meine Tochter reinkommt und mir etwas erzählt, das mir nicht gefällt, jage ich dir eine Kugel in den Kopf.«
    »Ich wollte dir immer nur helfen, Lauren.«
    »Auf den Boden«, wiederholte sie und betonte jedes einzelne Wort.
    Sie war selbst überrascht, wie ruhig sie klang, denn sie war alles andere als ruhig. Ihre Hände zitterten. Ihre Knie fühlten sich an wie aus Gummi. Sie wusste nicht, was er im Schilde führte und warum. Sie wusste nur, dass sie ihm nicht trauen konnte. Sie hatte zugelassen, dass er in ihr Leben drang, und er hatte Leah wehgetan. Das war ihre Schuld.
    Mit der linken Hand verdeckte sie immer noch den Verschluss der Walther. Unter ihren zitternden Fingern spürte sie den Rand der stecken gebliebenen Patronenhülse.
    So unauffällig wie möglich bewegte sie ihre linke Hand und zog den Verschluss der Pistole ein paar Millimeter nach hinten, um den Druck auf die festgeklemmte Patronenhülse zu verringern.
    Die Hülse löste sich und fiel zu Boden. Das Geräusch war das einer fallenden Stecknadel – und so laut wie ein Kanonenschuss.
    Greg Hewitt begriff sofort. Sein Blick schoss flink wie der einer Schlange zu dem Metallzylinder und wieder zurück. Sein Mund verzog sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.
    »Was meinst du, Lauren?«, sagte er leise. »Glaubst du, sie hat durchgeladen?«
    Das konnte sie nur feststellen, indem sie abdrückte.
    »Willst du es wissen?«, fragte sie.
    Hewitt wägte seine Chancen ab.
    Dann ging alles ganz schnell.
    Seine Augen richteten sich über ihre Schulter hinweg auf die Küchentür in ihrem Rücken und weiteten sich, als würde er dort etwas sehen. Er dachte, sie würde es ihm abkaufen. Sie tat es nicht.
    Er stürzte auf sie zu, packte den Lauf der Pistole und riss ihn schräg nach oben.
    Lauren drückte ab.
    Der Knall war ohrenbetäubend.
    Ich gewinne , dachte sie.
    Die Kugel durchschlug Hewitts rechte Hand und drang in seine rechte Schulter.
    Er heulte auf vor Schmerz, entriss ihr aber gleichzeitig mit der linken Hand die Pistole und schlug ihr damit ins Gesicht.
    Lauren spürte ihr Jochbein zersplittern wie eine Eierschale. Das Korn der Pistole glitt durch ihre Wange wie ein Messer durch Butter. Sofort begann Blut aus der Wunde zu strömen.
    Sie taumelte zur Seite und fiel gegen einen Stuhl. Vor ihren Augen kreisten bunte Sterne, als blickte sie durch ein Kaleidoskop. Ihre Knie gaben unter ihr nach.
    »Miststück«, stieß Hewitt beinahe flüsternd hervor.
    Lauren kauerte auf Händen und Knien am Boden und wartete, dass das Zimmer aufhören würde, sich zu drehen. Flüchtig fragte sie sich, wo Leah hingelaufen war. War sie zum nächsten Nachbarn gerannt? War sie zu einem anderen Telefon im Haus gelaufen, um die Polizei anzurufen?
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als

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