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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ich einfach.«
    »Sie sollten besser gehen«, sagte Leah schroff. »Sprechen Sie mit Umberto.«
    Sie wollte hinaus aus dem Stall und zur Futterkammer laufen, die sich in einem separaten Gebäude zwischen den beiden Ställen befand. Aber dazu musste sie an dem Fremden vorbei. Er sah stark aus. Jedenfalls stärker als sie.
    »Wo ist er?«, fragte der Mann.
    Leah lief es kalt über den Rücken, als sie ihren Fehler erkannte. Jetzt musste sie zugeben, dass Umberto nicht im Stall, ja nicht einmal in der Nähe des Stalls war. Er befand sich in einem Gebäude in entgegengesetzter Richtung zum Auto des Fremden.
    Am liebsten wäre sie zum Fenster gerannt und hätte um Hilfe gerufen, aber gleichzeitig kam sie sich albern vor. Was, wenn sie sich täuschte? Was, wenn der Mann nur gekommen war, um mit Maria zu sprechen? Sie würde sich blamieren und den Mann in Verlegenheit bringen und Maria auch.
    Der Druck in ihrem Inneren kehrte unvermittelt zurück. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt, und der Schweiß brach ihr aus. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie befürchtete, sich übergeben zu müssen.
    »Hi. Kann ich Ihnen helfen?«
    Beim Klang von Maria Gracidas Stimme erfüllte sie eine ungeheure Erleichterung. Der Fremde drehte sich um und ging zu Maria, um mit ihr zu sprechen.
    Leah war schwindlig, ihre Beine fühlten sich an wie aus Gummi. Sie presste eine Hand auf den Bauch, ihr war immer noch übel. Gleich darauf zog sie die Hand weg, weil sie in etwas Feuchtes gegriffen hatte. Erschrocken stellte sie fest, dass der Stoff ihrer braunen Reithose Blutflecken hatte.
    Schamerfüllt zog sie ihr Poloshirt darüber, schlüpfte aus der Box und lief mit gesenktem Kopf an Maria und dem Fremden vorbei zu den Toiletten. Sie schämte sich zu sehr, um zu bemerken, dass der Blick des Fremden ihr folgte, bis sie die Tür hinter sich schloss.

28
    Es wäre eigentlich die Aufgabe meines Mannes gewesen, den Mann zu suchen, der uns unsere Tochter geraubt hat. Zu einer anderen Zeit – als das Gesetz noch gerecht und kein erbärmliches Spiel der Juristen war – hätte er das Recht gehabt … Nein, als Vater hätte er die Pflicht gehabt, seine Tochter zu verteidigen, und als Ehemann hätte er die Pflicht gehabt, seine Familie zu schützen, ein Urteil zu fällen und die Strafe zu vollstrecken.
    Ich könnte in einer solchen Zeit leben. Wenn die Nacht lang und der Drink stark ist, dann schließe ich manchmal die Augen und träume von einer Zeit, in der schnell und erbarmungslos Gerechtigkeit geübt wurde und Männer wie Roland Ballencoa sich nicht hinter Paragrafen verstecken konnten.
    Viele Menschen würden einwenden, dass wir jetzt in zivilisierteren Zeiten leben und uns über diese primitive Rache und Selbstjustiz erhoben haben.
    Solchen Menschen ist niemals ein Kind genommen worden.
    Auch Lance hätte in dieser dunkleren Zeit leben können. Er war ein Mann mit einem ausgeprägten Gefühl dafür, was richtig und was falsch ist, und der Überzeugung, dass die kürzeste Entfernung zwischen A und B eine Gerade ist.
    Es hatte ihn umgebracht, dass man Roland Ballencoa trotz all der Hinweise, die auf ihn deuteten, nicht zu fassen bekam. Die Polizei hatte ihn nicht zu einem Verhör zwingen können und erst recht nicht zu einem Lügendetektortest. Er hatte kein Alibi für den Tag, an dem Leslie verschwand, vorweisen müssen. Er hatte nicht auf die Frage antworten müssen, ob er an diesem Tag mit ihr gesprochen hatte.
    Roland Ballencoa kannte seine Rechte, so wie jeder, der sich jemals dahinter verstecken musste. Und er zeigte keinerlei Reue oder Einsicht, während er diese Rechte für sich reklamierte.
    Lance war mit Polizeiserien und Krimis aufgewachsen, in denen die Verbrecher eingebuchtet und mit Gewalt dazu gebracht wurden, ihre Sünden zu gestehen, wie die Gehilfen Satans zu Zeiten der Inquisition. Es war ihm unbegreiflich, dass mehr als ein Jahr verging, bis die Polizei von Santa Barbara endlich einen Durchsuchungsbeschluss für Ballencoas Haus und Auto bekam. Genug Zeit für Ballencoa, alle Beweisstücke, die es vielleicht einmal gegeben hatte, verschwinden zu lassen. Alle bis auf einen winzigen Blutfleck, zu wenig, um ihn zu analysieren.
    Das war für meinen Mann seine persönliche Hölle.
    Von dem Tag von Leslies Verschwinden an erlebte er keine Stunde, in der nicht eine tonnenschwere Schuld auf ihm lastete. Er machte sich Vorwürfe, weil er an dem Abend im Restaurant die Geduld mit Leslie

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