Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
keine Geheimnisse oder mystischen Dinge. Er kannte Magie nur aus irgendwelchen Computerspielen. Seine Augen wurden ganz schmal, und sein Gehirn bastelte sich etwas zusammen, das ihm selbst logischer erschien. »Du gehörst nicht zum FBI oder so was Ähnlichem, oder?«
Ich musste einfach lachen. »Ach, komm schon. Wäre ich ein Cop, hätte ich dich im Juni hochgenommen, als du das Hinterzimmer voller neuer Laptops hattest. Aber du darfst mich gern als ›so was Ähnliches‹ betrachten. So, ich muss los.«
Da ich technisch nicht bewandert bin, hatte ich bisher nie an eine Luftaufnahme gedacht. Das hätte mir bestimmt viel Zeit gespart und manche gefährliche Situation gar nicht erst aufkommen lassen. Ich wusste, dass die großen Abwasserkanäle dem Straßenverlauf folgten, sodass es auch unterirdisch diesen fünfzackigen Stern gab. Thor druckte mir das Bild auf einem DIN-A3-Blatt aus, das ich faltete und in meine Tasche stopfte.
»Danke, Thor, ich schulde dir echt was«, sagte ich, während ich zur Hintertür ging.
»Ich nehme auch Bargeld«, rief er mir hinterher, als ich schon nach draußen trat.
Das Hochgefühl, das mich wegen meiner Entdeckung erfüllte, hatte mich unvorsichtig werden lassen. Kaum hatte sich die Tür hinter mir geschlossen, bohrte sich der Lauf einer Pistole in meinen Rücken.
Kapitel 20
»Na, du Schlampe«, ertönte Pericles Therons Stimme hinter mir.
Ich erstarrte.
»Jetzt steht der hübsche Michael nicht zwischen uns, nicht wahr?« Theron trat einen Schritt zurück. »Durchsuch sie«, befahl er.
Einer seiner Schläger aus dem Goblin Den trat vor mich – derjenige, den Michael letzte Nacht gegen die Wand hatte fliegen lassen. Er ließ seine Hände über meinen Körper nach unten und unter meine Jacke gleiten. Er nahm mir meine Pistole ab, aber weil ich die Arme hochhielt, um ihm die Suche zu erleichtern, entging ihm das Messer, das unter dem Jackenärmel an meinem Arm festgeschnallt war. Der dumme Mistkerl war mehr daran interessiert, meinen Busen anzugrapschen. Als er fertig war, drehte ich mich zu Theron um. Ein Gips umschloss seinen Arm vom Handgelenk bis zum Ellbogen.
Er fuchtelte mit dem Gips vor meiner Nase herum und fletschte die Zähne wie ein Hund, der gleich zubeißen will. »Ich sollte dich damit totprügeln.«
»Sie werden mehr als nur einen Gips brauchen, wenn Michael …«
»Michael wird einen Scheiß davon erfahren. Der Hurensohn. Ich habe ihn gesehen. Ich hab dich gesehen. Die Cops haben meine Waffen mitgenommen. Drei Millionen Dollar war der Scheiß wert.« Seine Stimme steigerte sich zu einem Brüllen.
»Ihre Waffen? Was wollten Sie …«
»Mir eine Armee erschaffen, Schlampe.« Er stieß ein hässliches Lachen aus. »Ich werde diese Stadt in Besitz nehmen. Die dreckigen kleinen Bastos haben sich für mich zusammengetan. Ich werde der Herrscher der Barrows werden.«
Ich konnte mir vorstellen, dass Theron mit Waffen und Sprengstoff handelte, aber er besaß weder den Verstand noch den Mut, um rivalisierende Bastinado-Banden zusammenzubringen. Wer also war dafür verantwortlich?
»Sie werden erst der Herrscher, Theron? Wer ist es denn jetzt?«
Theron grinste. »Du weißt einen Scheißdreck.«
Die Tür von Thors Laden ging auf, und er kam heraus. »Cass, bist du …«
Theron richtete seine Pistole auf ihn.
Ich packte Therons Arm und verdrehte sein Handgelenk, sodass er auf seinen eigenen Mann zielte. Die Pistole ging los, und der Knall, der durch den fast geschlossenen Raum verstärkt wurde, ließ mir fast das Trommelfell platzen. Die Kugel drang in die Schulter des Schlägers. Er brach auf dem Bürgersteig zusammen.
Ich hielt Theron weiter fest. Er heulte auf, als ich ihm auch den anderen Arm brach und ihm die Pistole entwand.
Sein Mann mit der Schulterwunde lag flach auf dem Rücken, schaffte es aber zu ziehen. Als er auf den Abzug drückte, schob ich Theron zwischen uns. Die Kugel durchschlug Therons Körper und traf mich in der rechten Seite.
Ich fiel auf die Knie und presste meine Hände auf eine Wunde, die brannte, als hätte jemand die Glut heißer Kohlen in meinen Körper geschaufelt. Vielleicht war ich an der Leber getroffen worden, unter Umständen aber auch im Magen. Zwar nicht ins Herz, aber trotzdem ein tödlicher Schuss. Ich versuchte zu schreien, und Flüssigkeit drang in meine Lunge ein. Zehn Jahre lang hatte ich mein Leben der Erdmutter zur Verfügung gestellt. Dieses Mal würde sie das Opfer annehmen.
Thor erholte sich von seinem Schock
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