Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
bei meiner Freundin sind, werde ich dir alles erklären.«
»Du warst wunderschön.« Thor seufzte. »Als du so geleuchtet hast. Nicht nachdem man dich erschossen hatte.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb fuhr ich einfach nur weiter. Ich bog in Abbys Auffahrt ein und lenkte den Wagen nach hinten. Da würde man ihn nicht so leicht sehen. Dann führte ich Thor nach drinnen und setzte ihn an Abbys Küchentisch. Erst da wurde mir klar, was für ein Glück ich hatte. Flynn war noch nicht wieder da. Mein Wissen, dass Flynn jederzeit hier eintreffen könnte, war von meinem Instinkt, der mich zu Abby hatte fahren lassen, verdrängt worden.
»Thor hatte einen harten Abend«, erklärte ich einer wie immer ruhigen und besonnenen Abby.
»Gehört ein Teil von dem Blut da dir?«, fragte Abby und deutete auf meine Kleidung.
»Das ist alles mein Blut. Aber es geht mir gut.«
Abby sah Thor tief in die Augen, während er wie erstarrt auf seinem Stuhl hockte. Als sie sich wieder mir zuwandte, verblieb er in einem tranceartigen Zustand. Er würde sich an nichts mehr, was heute Abend passiert war, erinnern.
Ehe Abby etwas sagen konnte, griff ich nach ihrem Telefon und rief Dacardi an.
»Ja.« Er war beim ersten Klingeln rangegangen.
»Ich brauche Ihre Hilfe … und zwar schnell. Ich habe ein paar gute Spuren, aber es gab da ein Problem.« Ich wollte schon weitersprechen, als ich plötzlich zögerte. »Wird dieses Telefon eigentlich …?«
»Es wird nicht abgehört. Garantiert nicht. Was ist mit Ihrem?«
Ich warf Abby einen kurzen Blick zu. Sie sah ziemlich beleidigt aus. Natürlich würde sie sich um solche Kleinigkeiten kümmern, wie ihre Telefonleitung abzusichern, damit sie nicht angezapft wurde.
Ich setzte mein Gespräch am Telefon fort. »Ich habe da etwas, das ich loswerden muss.«
»Was?«
»Leichen. Zwei.«
Dacardi kicherte. »Allmählich fange ich an, Sie gernzuhaben. Ihr Cop …«
»Weiß nichts davon und braucht es auch nicht zu wissen.« Ich fing an, zur Mutter zu beten, dass Flynn es nicht herausfinden möge, erinnerte mich dann aber wieder daran, dass ich ja gar nicht mehr mit der unausstehlichen Hexe redete.
»Ich werd zwei Männer rüberschicken«, sagte Dacardi.
»Da gibt es noch ein anderes Problem.«
»Was?«
»Bei einer der Leichen handelt es sich um Pericles Theron.«
Dacardi sagte nichts.
»Er hat versucht, mich umzubringen«, brüllte ich in den Hörer.
»Ist ja schon gut«, brummte Dacardi. »Der Mistkerl hat mir Geld geschuldet. Tote bezahlen keine Rechnungen. Sie sollten lieber bald meinen Sohn finden. Die Leichen … bei dieser Hexe?«
»Ja.«
Dacardi legte auf.
Ich setzte Abby kurz darüber in Kenntnis, was passiert war.
»Sie ist zu dir gekommen.« Abby rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Und hat dich wieder gesund gemacht. So läuft das aber nicht. Sie geht nicht hin und …«
»Ich lag im Sterben. Und dann plötzlich nicht mehr.« Ein riesiger körperlicher und emotionaler Aufruhr lag zwischen diesen beiden kurzen Sätzen. Ich brauchte eindeutig etwas Zeit, ehe ich wieder über diesen Vorfall sprechen konnte.
Ich hörte ein Auto vorfahren und ging nach draußen, um den Kofferraum von meiner Kiste zu öffnen. Ein Van setzte rückwärts in die Auffahrt und kam auf mich zu. Zwei Männer sprangen aus dem Wagen. Nur aus dem Küchenfenster fiel Licht nach draußen, aber es reichte mir, um Dacardis Männer zu erkennen. Sie kamen auf mich zu, blieben dann aber plötzlich stehen. Ich merkte, dass ich meine Pistole gezogen hatte … oder vielleicht lag es auch an meiner blutigen Kleidung. So schwach war das Licht dann auch wieder nicht.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte einen etwas anstrengenden Abend.« Ich ging wieder ins Haus zurück. Das war jetzt ihr Job, nicht meiner.
»Ach du heilige Scheiße!«, hörte ich einen der Männer hinter mir noch rufen.
»Verdammt! Ich hab die Plastikplane vergessen.« Der andere Mann klang auch nicht sonderlich glücklich.
Ich überließ es ihnen, sich um das Entsorgungsproblem zu kümmern.
Als ich in die Küche zurückkam, saß Thor immer noch hypnotisiert am Tisch.
»Du gehst nach unten und wäschst dich«, sagte Abby. »Ich habe ein Taxi für den jungen Mann bestellt. Wir werden uns morgen ausführlich unterhalten.«
Draußen hörte man Türen schlagen, dann fuhr der Van weg. Das hatte nicht lange gedauert. Erfahrene Leichenentsorger, diese Jungs von Dacardi.
Mein Körper sehnte sich nach Erholung, aber ich hatte
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