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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fällt er nicht tief genug, um sich das Genick zu brechen, dachte Sahif. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Etwas in ihm verlangte, umzukehren und dem Mann den Rest zu geben, aber er rannte weiter.
    Er hatte schon mehr als die halbe Strecke zwischen Markt und Mauer zurückgelegt. Es waren nicht viele Wachen auf den Wehrgängen, und für einen Augenblick glaubte Sahif, dass er es schaffen könnte.
    » Zur Mauer, er will zur Mauer«, brüllte eine Stimme. Und als sei das nicht schlimm genug, rief sie: » Alle Männer der Wache, zur Süd-Mauer! Wir fangen ihn ab.«
    Sahif drehte sich um. Der Mann stand einige Dächer von ihm entfernt, und seine Befehle schienen der Menge in den Straßen darunter zu gelten. Es war schon wieder jener Leutnant, der ihm schon seit dem Schwarzen Henker auf den Fersen war. Also schlug Sahif einen Haken, tat, als wolle er zurück zur Burg und zur Ostseite der Stadt. Und als der Leutnant seine Männer dort entlangschickte, wechselte er wieder die Richtung, sprang über ein Gässchen und sah, dass es nicht mehr weit bis zur Mauer war. Die Stelle schien günstig gewählt, denn die Häuser bildeten hier einen sperrigen Block, den seine Verfolger auf den Straßen umgehen mussten. Nur auf die Mauer würde er vom Dach aus nicht gelangen. Aber er sah einen Aufgang, und das musste genügen. Er lief, rutschte über das nächste Dach hinab und landete hart auf der Straße. Vor ihm ragte die Stadtmauer auf, und von beiden Seiten kamen die Verfolger heran. Er rannte die Stufen hinauf. Oben stand ein zitternder Jüngling im Waffenrock, der halbherzig mit seiner Hellebarde drohte. Sahif packte ihn und warf ihn die Treppe hinunter, was seine Feinde jedoch nicht so lange aufhielt, wie er gehofft hatte.
    Er rannte den Wehrgang entlang. Sie sollten ihre Stadt wirklich besser bewachen, dachte er grimmig, weil der Weg frei schien. Nur, wie sollte er von der Mauer hinunterkommen? Diese Mauer war errichtet worden, um Feinde abzuwehren, sie war stark, steil und hoch genug, um sich alle Knochen im Leib zu brechen, falls man so wahnsinnig war, hinunterklettern zu wollen. Er duckte sich. Ein Armbrustbolzen hätte ihn durchbohren müssen, aber der Schatten in ihm hatte ihn gewarnt und ausweichen lassen, bevor er wusste, wie ihm geschah. Da war also doch jemand auf dem Turm vor ihm. Was, wenn er nicht alleine war? Und schon flog die Tür zum Wehrgang auf, und ein weiterer Armbrustschütze erwartete ihn, seine Waffe im Anschlag.
    Sahif spürte die kalte Ruhe wieder, als er weiterrannte. Es waren nur noch zwanzig Schritte, nur noch fünfzehn, und der andere wartete. Es war kein Jüngling, sondern ein alter Haudegen, der mit Bedacht handelte. Er will sichergehen, aber das ist jetzt ein Fehler, dachte Sahif und begann kleine Ausweichbewegungen anzutäuschen. Die Armbrust folgte seinen Bewegungen. Er hörte das wütende Gebrüll hinter sich, und auch unten auf der Straße waren Männer hinter ihm her. Der Armbrustschütze erkannte seinen Denkfehler zu spät. Wenn er mich verfehlt, trifft er seine eigenen Leute, dachte Sahif und musste plötzlich grinsen. Er deutete einen Sprung nach links an, duckte sich ab, und als sich der Bolzen endlich löste, flog er steil in den Himmel, denn Sahif hatte dem Mann die Waffe aus der Hand geschlagen. Er drückte den kreischenden Alten zur Seite, entwand ihm die Armbrust und ließ wieder los. Der Alte taumelte zurück, verlor den Boden unter den Füßen und stürzte vom Wehrgang hinunter auf das harte Pflaster der Straße. Sahif sprang in den Turm, schlug die Tür zu und verkeilte sie mit der Waffe. Das würde wenigstens einen Teil seiner Jäger ein paar Sekunden aufhalten. Er lief weiter. Wieder flog ein Bolzen an ihm vorbei. Den Mann auf dem Turm hätte er fast vergessen. Es war nicht mehr weit bis zum Stadttor, aber Sahif erkannte jetzt, dass spätestens dort seine Flucht enden würde, denn zahlreiche Männer kamen ihm von dort entgegen. Wie viele Einwohner hat diese Stadt eigentlich noch?, fragte er sich.
    Er sprang auf die Zinnen und lief noch einige Schritte. Er war oberhalb eines Festplatzes, den man vor der Stadt angelegt hatte. Er erinnerte sich dunkel daran, dass von einem Rennen die Rede gewesen war. Ein Pferd! Das war es, was er brauchte, denn was war besser für eine schnelle Flucht als ein Rennpferd? Nur sah er dort unten keine Stallungen, auch keine Rennbahn, sondern nur einen langen, gerodeten Hang, über den sich weiß der Schnee gelegt hatte, und ein paar gefällte

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