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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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hörte.
    Ein Mädchen stand über ihm. Eine Syndolon, wie er anhand der langen, spitzen Ohren und den neongrünen Augen erkannte. Elfenartig hatte Rick ihre Spezies mal genannt, was immer das bedeuten sollte. Sie mochte etwa in seinem Alter sein, vierundzwanzig Standard, plus/minus ein, zwei Jahre. Das Haar fiel ihr über die Schultern, so weiß wie ein Stern und mit silberglänzenden Strähnen durchsetzt.
    Sie war hübsch, das war das erste, das ihm auffiel. Ihre Augen wie geschaffen, um darin zu ertrinken. Unter ihrem kurzem Mantel sah er einen appetitlichen Körper, wenn auch eine Idee zu schlank für seinen Geschmack.
    »Hier!« Sie hielt ihm eine mondbleiche Hand mit vier Fingern entgegen und half ihm unter einigen Mühen auf die Beine. Ihre Hand klopfte seine Weste aus Ugatu-Leder ab, als wäre sie staubig geworden. »Bist du in Ordnung? Ist dir was passiert?« Sie lächelte verlegen. »Es tut mir so leid!«
    »Schon gut«, knurrte er und schob ihre Hand beiseite. »Pass das nächste Mal einfach besser auf, okay?«
    »Natürlich«, versprach sie. Er sah sich selbst in ihren unglaublichen Augen: jung, humanoid (seltsam, dass er von sich selbst immer noch als humanoid dachte, obwohl er inzwischen wusste, zu welcher Spezies er gehörte), ein aschgraues, schmales Gesicht unter einem Schopf rostroter Haare, mit drei bunten Streifen am Kinn: der mittlere tiefrot, die anderen beiden purpurn.
    »Haltet den Dieb!«, röhrte eine ungeheure Stimme irgendwo hinter ihm im Gang.
    »Verdammt«, keuchte er. »Ich muss los!« Er ließ das Mädchen sehr verwirrt zurück. Schmerz pochte noch immer in seinem Hinterkopf; er spürte bereits die Beule, die sein Ausflug Richtung Boden wachsen ließ. Egal, wenn er das Schiff erreichte, konnte er sich immer noch einen Eisbeutel an den Kopf legen. Hauptsache, er besaß dann noch einen Kopf.
    Er durchquerte weitere Gänge, bog hierhin und dorthin ab, in der Hoffnung seine Verfolger zu verwirren, doch ohne sein Ziel zu ändern. Er fühlte die Sekunden davonlaufen, wie ein unüberhörbarer Countdown in seinem Inneren.
    Dann sah er sie: eine Reihe von Lifttüren, keine hundert Meter von ihm entfernt. Sie führten direkt zu den Landebuchten. Garlyn ließ ein vorsichtig-optimistisches Lächeln aufblitzen ...
    ... das sofort wieder erstarb, als sich die mittlere Lifttür öffnete.
    Er fluchte kurz, aber leidenschaftlich.
    Das Verfolgerquartett hatte ein neues Mitglied dazu gewonnen, wie es schien, zumindest konnte er sich nicht erinnern, den bronzeschuppigen Karsilim mit dem zornig zuckenden Dornenschwanz vorher schon einmal gesehen zu haben. Aber die Wut in seinen Augen war ihm nur allzu vertraut.
    »Du!«, knurrte das Reptil und zeigte mit einer schwarzen Kralle auf ihn. Seine krummen Echsenbeine stapften auf ihn zu.
    Was tun? Er konnte auf dem Absatz kehrt machen, aber der Karsilim war schneller als er. Garlyn hielt an, blickte sich um, sah nichts als kahle Wände. Möglichkeiten und Optionen hämmerten durch seinen Schädel. Vielleicht sollte er das Geld zurückgeben – aber das würde bedeuten, noch länger auf dieser gottverdammten Station zu bleiben, und er wollte nicht länger warten, er hatte dem Geist des Meeres ein Versprechen gegeben, und –
    Zu spät.
    Der Karsilim stand direkt vor ihm, die geschlitzten Pupillen so dünn wie Stecknadeln, die Nüstern schnaubend. Gelenke knackten, als er seine dreifingrigen Krallen zu Fäusten ballte.
    »Hey, hey!« Garlyn hob die Hände und suchte nach einem Lächeln. »Ganz ruhig, ja? Ich bin sicher, wir finden ’ne Lösung!«
    »So, glaubst du?«, grollte das Reptil.
    Tick, tack – sein innerer Countdown lief unaufhörlich ab. Ein Schweißtropfen bahnte sich seinen Weg Garlyns Schläfe hinab. Mit angestrengtem Grinsen sagte er: »Ich wollt’ deinen Kumpel nicht über’s Ohr hauen – obwohl er’s mir ehrlich gesagt ziemlich leicht gemacht hat ...«
    » Rrrrrr «, knurrte der Karsilim und bleckte die Zähne. Garlyn erkannte Fetzen von Fleisch zwischen ihnen.
    Er schluckte. Sein Blick fiel auf die Helix an seinem erhobenen Unterarm. Er dachte daran, dass das Ding vor gar nicht allzu langer Zeit einen ganzen Trupp Dru’hn-Krieger ausradiert hatte – ein Teil von ihm flehte das Artefakt an, diesen Trick hier und jetzt zu wiederholen. Der andere Teil dachte daran, wie die Monster, die die Helix hervorbeschworen hatte, beinahe Evi und den Rest seiner Freunde verputzt hätten, und die Erinnerung ließ ihn zusammenzucken wie ein

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