Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
flossen. Und ich habe ihn gesehen – das Ungeheuer, das über unser aller Leben herrschte. Mein Gesichtsfeld hat sich verengt, bis nur noch er da war. Ich habe den Baseballschläger aufgehoben und ihn genauso erledigt, wie ich jeden anderen Feind erledige – kalt, präzise und gründlich.«
»Mein Gott, Jack!«
»Ich habe überhaupt nichts empfunden. Ich hätte etwas fühlen sollen, schließlich war er mein Vater, aber ich habe nichts gefühlt, Briony. Ich habe keine Reue und kein Entsetzen empfunden, noch nicht einmal Freude oder Genugtuung darüber, dass er tot war, und ich fühle bis heute nichts. Ich habe damals nichts gefühlt, und ich fühle jetzt nichts. Wenn ich ein Zielobjekt anvisiere, ist es immer dasselbe. Mein Geist löst sich von allem, und es ist nichts weiter als ein Job.«
Sie drehte sich auf die Seite, schmiegte ihren Körper an ihn und legte einen Arm um ihn. »Du bedauerst es, wenn du etwas getan hast, womit du Ken verletzt hast – oder mich. Ich habe es in deinem Innern gesehen. Du gehst behutsam mit uns beiden um. Ist es das, wovor du dich fürchtest, Jack? Dass du das Baby nicht lieben wirst und dass du uns, wenn ich dich verließe, folgen und uns ermorden würdest? Glaubst du wirklich, das tätest du? Du würdest versuchen, uns aufzuhalten?«
»Die Babys«, verbesserte er sie automatisch. »Und ich würde es nicht versuchen , Briony, ich würde euch aufhalten.
« Er seufzte, und es klang eher bekümmert als hoffnungsvoll. »Ich wollte, dass du dein Leben mit einem anständigen Mann verbringst.«
»Du würdest uns nicht ermorden, Jack. Es ist unglaublich, dass du dir so etwas vorstellen kannst. Du tätest es nicht. Das hast du nicht in dir. Selbstverständlich würdest du versuchen, uns zurückzuhalten, wenn du uns lieben würdest. Das täte jeder Mann. Du bist ein anständiger Mann, du Schafskopf. Du bist bloß ein schwieriger Mann. Das ist ein Unterschied. Bist du eigentlich schon einmal auf den Gedanken gekommen, dass du aus Angst davor, du könntest so sein wie dein Vater, deine Motive viel zu eingehend erforschst? Menschen werden eifersüchtig, und manche klammern sich zu sehr an etwas. Du kennst deine Schwächen und deine Stärken. Vielleicht tätest du etwas mehr als andere, um eine Frau, die du liebst, an deiner Seite zu behalten, aber du tätest ihr niemals etwas an. Niemals , Jack. Das glaube ich nicht nur – ich weiß es mit absoluter Sicherheit.«
»Manchmal jage ich dir Angst ein.«
»Manchmal jagt mir alles Angst ein. Ich schäme mich, dir gegenüber zuzugeben, dass ich so ziemlich der größte Angsthase auf Erden bin. Du bist ein Mann, der andere einschüchtert, und du kannst rücksichtslos sein, und ich weiß nie, was du als Nächstes tun wirst.«
»Oder wozu ich in der Lage bin.«
»Vielleicht weiß ich nicht, wozu du fähig bist, Jack, aber ich weiß eindeutig, wozu du nicht fähig bist. Meine Menschenkenntnis ist nicht zu verachten, und vergiss nicht, dass ich mich in deinem Innern umgesehen habe. Du bist nicht dazu fähig, eine Frau zu ermorden, und schon gar nicht eine Frau, die du liebst. Und was die Babys angeht,
Jack – du würdest deinen eigenen Kindern niemals etwas antun. Du würdest sterben, um sie zu beschützen. Du bist deinem Vater so unähnlich, dass du nicht einmal beurteilen kannst, wie sehr du dich von ihm unterscheidest.«
»Ich liebe dich so, wie du bist, aber ich würde über dich bestimmen wollen und darauf beharren, dass du alles auf meine Weise tust.«
»Glaubst du etwa, das sei mir nicht klar? Ich bin mit vier Brüdern aufgewachsen, Jack. Ich halte mich zwar nicht für unterwürfig, aber ich streite mich auch nicht um des Streitens willen. Wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann wirst du es schon merken, und wenn du dann keinen Rückzieher machst, werde ich es wahrscheinlich trotzdem tun, und du kannst schreien, soviel du willst.«
Ihre Blicke trafen sich, und sie sah etwas Finsteres und Gefährliches in seinen Augen aufflackern, aber dahinter sah sie auch noch etwas anderes. Etwas Tiefes und Beständiges, ein Gefühl, in das sie sich am liebsten eingehüllt hätte.
»Ich biete dir einen letzten Ausweg, Briony. Ich werde veranlassen, dass das andere Team für dich sorgt. Du kannst bei Lily unterkommen. Es ist die reinste Festung. Sie ist ein Anker. Du wirst in Gegenwart der anderen keinen Schmerz empfinden.«
»Ich bin nicht bei dir, weil du ein Anker bist.«
»Verdammt noch mal, Briony, hast du auch nur ein Wort von dem gehört,
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