Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
Wer wohnt nebenan?
„Ahoi!“
Der Zug fuhr in den kleinen Bahnhof ein und bremste mit schauerlichem Quietschen. Tobbi hielt sich die Ohren zu.
„Tini! Tiniiii !“ kreischte seine Schwester Tina, die ihre Freundin an einem offenen Fenster entdeckt hatte.
„He, du bist hier nicht auf dem Sportplatz“, sagte Tobbi peinlich berührt und schaute sich vorsichtig um, ob der Freudenausbruch seiner Schwester unangenehm aufgefallen war. Aber niemand achtete auf sie.
Tina drängte sich durch die aussteigenden Reisenden hindurch und fiel der Freundin um den Hals. „Ahoi!“ rief Tini noch einmal und winkte zu Tobbi hinüber. Der schlenderte langsam näher.
„Man sollte meinen, ihr hättet euch fünf Jahre nicht gesehen, dabei waren es nur fünf Tage, seit ihr vom Internat weg seid. Typisch Mädchen!“ Als er Tinis ein wenig betroffenes Gesicht sah, fügte er schnell hinzu: „Ich freu mich auch, daß du da bist, Tini. Ehrlich. Komm, gib mir deinen Koffer!“
Der Koffer war schwerer, als er gedacht hatte, und der männlich-kraftvolle Schwung, mit dem er ihn auf sein Fahrrad wuchten wollte, mißlang .
„Hast du inzwischen noch einen Schatz gehoben? Einen Sack voller Edelsteine? Nett, daß du sie uns mitgebracht hast.“
„Irrtum, mein Lieber. Ich habe Mutters Lexikon eingepackt, damit ich was zum Auswendiglernen habe, falls ich mich bei euch langweilen sollte“, stichelte Tini zurück. Tobbi grinste. „Mann, bist du doof!“
„Selber!“ Tina wurde ungeduldig.
„Wenn ihr genug Zärtlichkeiten ausgetauscht habt, können wir vielleicht gehen, oder? Mutti wartet mit dem Essen.“
Als sie das Dorf hinter sich ließen, sagte Tini: „ Laßt mich mal vorgehen, ich will sehen, ob ich euer Haus nach Tinas Beschreibungen finde.“
Sie schaute sich kurz um, ging noch etwa zwanzig Meter geradeaus und bog dann rechts in eine schmale Straße ein, die zwischen Feldern und Wiesen hindurch auf zwei hinter hohen Bäumen und dichtem Gebüsch versteckte Häuser zulief.
„Richtig?“
„Stimmt genau.“
„Das linke ist eures.“
„So ist es.“
Tini strahlte. Als sie sich dem Hause näherten, betrachtete sie neugierig die Umgebung, in der sie die Sommerferien verbringen würde.
„Was ist mit dem anderen Haus — dem daneben?“
„Es steht leer, schon seit Jahren“, sagte Tina.
„Sieht aus wie ein verwunschenes Schlößchen — ganz geheimnisvoll!“
„Ich habe den Verdacht“, brummte Tobbi , der schwitzend sein Rad mit dem großen Koffer hinter den Mädchen herschob, „du meinst, bei Ferien mit uns wäre das geheimnisvolle Abenteuer gleich Inbegriffen!“
„Wer weiß?“
Sie waren vor der Haustür angelangt, und Tobbi hob ächzend den Koffer vom Fahrrad. Frau Greiling kam ihnen entgegen.
„Darf ich vorstellen, Mutti?“ sagte Tina mit einer eleganten Geste, die sie einer Tänzerin im Fernsehen abgeschaut hatte. „Dies ist meine bessere Hälfte, Tini, meine beste Freundin, seit wir uns vor einem Jahr im Internat Bergheim kennengelernt haben. Seither fällt sie mir in schöner Regelmäßigkeit mit ihrer übergroßen Schlauheit auf den Wecker, ein Vergnügen, auf das ich nicht mehr verzichten möchte. Ihr Vater ist Kapitän auf großer Fahrt, ihre Mutter...“
„Darf ich jetzt auch mal was sagen?“ fragte Frau Greiling liebenswürdig.
„Du darfst.“
„Quasselstrippe. Also — herzlich willkommen, Tini. Ich hoffe, du wirst dich wohlfühlen bei uns.“
Frau Greiling legte ihren Arm um Tinis Schulter und führte sie ins Haus. Hinter ihrem Rücken schnitt Tobbi seiner Schwester eine Fratze, und die streckte ihm die Zunge heraus.
„Zeigt Tini wo sie schlafen wird, ich trage inzwischen das Essen auf.“
Frau Greiling verschwand in der Küche. Tini hob schnuppernd die Nase und schaute sich um.
„Das ist ja ein richtig gemütliches altes Haus, fast wie das eurer Großeltern. Herrlich!“
„Ja, nicht wahr?“ sagte Tobbi stolz. „Vater hat es sich als Altersruhesitz gekauft, für die Zeit, in der er nicht mehr in der Welt herumgondelt, um in allen Ländern Brücken und Straßen zu bauen.“
„Wo ist er jetzt?“
„Vater? In Ostafrika, glaube ich.“
„Meiner schippert gerade durch den Panama-Kanal.“
„Nun kommt schon“, drängte Tina. „Hier ist unser Zimmer. Da drüben ist das Bad, und dort drüben schläft Tobbi . Muttis Zimmer ist unten.“
„Es tut mir leid, daß ich mich so wenig um euch kümmern kann“, sagte Frau Greiling , als sie beim Essen saßen. „Tina hat dir ja
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