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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ich unter Schlaflosigkeit.
    »Was soll das?«, fragte ich, nachdem ich ihn erreicht hatte. »Mit dem Gezwitschere weckst du noch alle auf!«
    »Ich sing doch ganz leise. Möchtest du ein paar Erdbeeren?« Kli-Kli hielt mir Delers Hut hin, der von Beeren überquoll.
    »Weiß Deler, was du mit seinem geliebten Hut anstellst?«, nahm ich den Kobold ins Verhör, sagte zu den Erdbeeren aber trotzdem nicht Nein. Bei dem Duft, den sie verströmten, konnte ich einfach nicht widerstehen.
    »Du meinst, es würde ihm nicht passen?« Kli-Kli kaute nachdenklich auf der Lippe und warf einen raschen Blick auf den schlafenden Deler.
    »Wie geschwind du heute begreifst, Kli-Kli«, stichelte ich und nahm mir eine weitere Handvoll Beeren aus dem Hut.
    »Du hast heute Nacht wieder im Schlaf gestöhnt, Schattentänzer. Hast du schlecht geträumt?«
    »Wahrscheinlich.« Ich zuckte bloß die Schultern. »Aber zum Glück erinnere ich mich inzwischen beim Aufwachen kaum noch an meine Träume.«
    »Das gefällt mir nicht«, bemerkte Kli-Kli. »Da will jemand nicht, dass du dich an deine Träume erinnerst.«
    »Und wer soll dieser Jemand bitte schön sein?«
    »Der Herr zum Beispiel. Oder seine Dienerin, diese Lathressa.«
    »Du verstehst es wirklich, deine Freunde aufzumuntern«, brummte ich. »Komm, lass uns das Feuer entfachen, solange die anderen noch schlafen.«
    »Tu dir keinen Zwang an! Aber ich esse erst noch die Erdbeeren, damit ich Deler seinen Hut zurückgeben kann.«
    »Sag mal, Kli-Kli, ist dir eigentlich entgangen, dass der Hut ganz und gar mit Saft beschmiert ist? Was allerdings kein Wunder ist – so wie du die Beeren zermatscht hast!«
    »Also daran habe ich wirklich nicht gedacht!« Gedankenversunken betrachtete der Kobold sein Werk. »Weißt du, ich finde, Erdbeermus schmeckt noch mal so gut wie die ganzen Früchte. Ob ich den Hut im Bach wasche?«
    »Damit würdest du alles nur noch schlimmer machen«, hielt ich ihn ab und ging zurück.
    Kli-Kli war wie ein kleines Kind. Als ob er nicht genau wüsste, dass Deler jetzt den ganzen Tag über den hoffnungslos ruinierten Hut schimpfen würde! Außerdem wäre es mir lieber gewesen, er hätte nicht vom Herrn angefangen. Denn obwohl er uns vom Beginn unserer Expedition an manchen Stein in den Weg gelegt hatte, wussten wir immer noch nicht, wer er eigentlich war. Sicher, er war ein unglaublicher Dreckskerl und nachtragend, das stand außer Frage! Und vermutlich war er auch so stark wie ein Gott. Dennoch wollte er uns nicht kurzerhand das Licht ausblasen, sondern legte auf eine gewisse Raffinesse Wert. Wann immer wir einen seiner sinistren Pläne durchkreuzten, zauberte er einen nur noch perfideren aus dem Hut. Genau wie der Unaussprechliche wollte uns der Herr um jeden Preis daran hindern, nach Hrad Spine zu gelangen und das Horn des Regenbogens an uns zu bringen. Doch wenn es für den Unaussprechlichen dabei um Leben und Tod ging, dann schien es für den Herrn (nach meinem Dafürhalten) reiner Zeitvertreib zu sein.
    Und dann war da noch seine Dienerin Lathressa. Die trat als Frau von zwanzig Jahren auf, war jedoch eigentlich mehrere Hundert Jahre alt. Zumindest war sie das in meinem Traum gewesen. Obendrein war sie die stärkste Schamanin (oder hieß es Schamanenfrau?), die ich kannte. Viel stärker noch als Miralissa, denn sie beherrschte auch die verbotene Magie der Oger, den Kronk-a-Mor. Mit seiner Hilfe hatte sie bereits zwei unserer Gefährten umgebracht, nachdem wir ihr den Schlüssel geklaut hatten.
    »Pass auf, wo du hinlatschst, du lange Latte!«, erklang da eine Bassstimme vom Boden zu mir herauf.
    Ich erschrak so, dass mir die Angst beinahe Flügel verliehen hätte. Jedenfalls machte ich einen gewaltigen Satz in die Höhe.
    »Ich habe in meinem Leben ja bereits einiges gesehen, aber dass eine Langlatte dergestalt in die Höhe schießt, das noch nie! Wo hast du eigentlich deine Augen, du Dämlack? Sieh gefälligst nach unten!«
    Von der Stimme selbst drohte mir bestimmt keine Gefahr. Also blickte ich nach unten.
    Dort bemerkte ich ein etwa faustgroßes Wesen, das am ehesten an eine Mischung aus Heuschrecke, Libelle und Ziege erinnerte. Die Beine waren die einer Heuschrecke, Kopf und Rumpf stammten von einer Zicke, die durchscheinenden, gegitterten Flügel mussten das Erbe einer großen Libelle sein. Der ganze Körper war gelb und schwarz gestreift. Mit anderen Worten: Vor meinen Füßen saß ein leibhaftiger Libzick.
    »Willst du mich noch lange anglotzen?«
    Erst da

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