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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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einer Schreibtischkante. Er schlief tief und fest. Monitore, die Zufahrts- und Eingangsbereich darstellten, wurden sonor schnarchend ignoriert, stattdessen galt die ungeteilte Aufmerksamkeit süßen Träumen, untermalt durch das Nachmittagsprogramm eines Musiksenders. Unsanft klopfte ich gegen die Glasscheibe, um Aufmerksamkeit zu erregen. In Zeitlupe hob und drehte sich der Kopf des jungen Mannes in meine Richtung, ein wenig erinnerte mich der Bewegungsablauf an eine ferngesteuerte Überwachungskamera. Als sein Gehirn alle Informationen verarbeitet hatte, durchzuckte den Zivi-Pförtner ein gewisser Aktionismus. »Ja, geil, dass ihr da seid!«, rief er euphorisch. Ihr seid die Troubleshooter, nicht wahr?« Mit diesen Worten schwang er sich aus dem Stuhl, verließ durch eine Seitentür die Pförtnerloge und trat zu uns in den Eingangsbereich. »Da oben muss die Hölle los sein! Ich wäre ja selbst hochgelaufen, um zu helfen, aber ich hab hier ja Sitzzwang, einer muss die Monitore im Auge behalten«, faselte er wichtigtuerisch, während er uns eilig in Richtung Personenaufzug dirigierte. »Ruhig Blut, Junge. Was ist denn überhaupt los? Und wo müssen wir eigentlich hin?«, fragte Hein berechtigterweise. »Ebene zwei, Station Hildegard«, antwortete der Zivi, während er den Aufzug per Knopfdruck orderte. »Ja, aber was ist passiert?« Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und Hein und ich betraten die Kabine. »Wenn ihr ankommt, ist alles selbsterklärend.« Mit diesem Satz ließ uns der mutmaßliche Wehrdienstverweigerer allein. Die Türen des Aufzugs schlossen sich, und Hein und ich schauten uns verdutzt an. »Dafür, dass der Kerl am Anfang einen ziemlich verpennten Eindruck gemacht hat, hat der uns ganz lässig abserviert«, bemerkte ich trocken. Hein ging nicht darauf ein. Stattdessen warf er eine interessante Frage auf: »Warum benennen Krankenhäuser und Altenheime eigentlich ihre Pflegestationen häufig mit weiblichen Vornamen?« »Keine Ahnung, vielleicht gibt es Parallelen zu meteorologischen Tiefdruckgebieten. Erinnere dich an das Sturmtief >Wibke<, oder letzten Winter, da hab ich in >Daisy< festgesteckt.« »Willst du mich verarschen?«, fragte Hein zweifelnd. Ich entgegnete künstlich erbost: »Wer hat denn damit angefangen?« Gerade wollte Hein kontern, aber die sich öffnenden Türen des Aufzugs signalisierten, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Die nicht ganz ernst gemeinte Streiterei würde warten müssen. Wir traten auf den Flur der Station Hildegard. Auch hier fiel mein Blick zunächst auf eine Pinnwand mit Veranstaltungshinweisen. Neben den Anfangszeiten der hauseigenen Gottesdienste hingen das Angebot zu einer Seniorendisco und die Teilnehmerliste für den diesjährigen Ausflug zur Loreley am Rhein. »Scheiße, nix dabei für mich! Aus der Kirche bin ich ausgetreten, mit Disco konnte ich noch nie was anfangen, und am Rhein war ich auch schon fünfmal«, meinte Hein trocken. »Wäre das nichts für dich?«, ich wies auf den Handarbeitsabend am Donnertag unter dem schönen Motto »Stricken, Häkeln, Plaudern«. »Lass gut sein, in der Grundschule musste ich aus Häkelwerk und Bierdeckeln mal eine Katze basteln - war am Ende die Note >mangelhaft<, ich bin ja eher grobmotorisch veranlagt. Gibt es keinen Töpferkurs?« »Nö, Töpferkurs sehe ich keinen, aber am nächsten Dienstag ist ein gemischter Puzzleabend, was immer das sein mag.« »Das Beschäftigungsprogramm ist schon Wahnsinn, hat irgendwie Ähnlichkeit mit der fremdbestimmten Freizeitgestaltung eines Vorschulkindes«, meinte Hein nachdenklich. Belehrend setzte ich noch eins drauf: »Und der Herr sprach: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...« Aber Spaß beiseite, als Kind und im hohen Alter sind die meisten von uns auf fremde Hilfe angewiesen: Waschen, Füttern, Beschäftigen, Ins-Bett-Bringen - die kurze Phase der Unabhängigkeit dazwischen sollte man genießen. Es wurde Zeit, unseren Patienten zu suchen, die Schilderungen des Zivi-Pförtners ließen uns nichts Gutes ahnen. Links von uns befand sich das sogenannte »Schwesternzimmer«, quasi die Schaltzentrale der Station. Hein klopfte an, trat ein, musste dann aber feststellen, dass der Raum verwaist war. Der grafische Notfallplan im Flur verriet, dass die Station wie eine liegende Acht aufgebaut war. Hein und ich entschlossen uns, die gesamte Station Hildegard zu begehen, um unsere Einsatzstelle möglichst schnell zu finden. Start und Ziel sollte das Schwesternzimmer sein: »Wie rum

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