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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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doof stellt - stimmt das so in etwa?« »Wein«, sagte Chantal trotzig. »Wieso Wein?«, fragte ich. »Kein Wasser, sondern Wein. Ich war zu faul aufzustehen, um warmes Wasser zu besorgen. Der Rotwein im Spiegelzimmer hat ja auch Raumtemperatur, dachte ich. Wir haben den Einlauf mit Rotwein gemacht«, antwortete Chantal. Hein, dessen Repertoire an verschiedenen Schmerzreizen zur Neige ging, brach in schallendes Gelächter aus. Ich brauchte einen Moment länger, um die Lage zu begreifen. Klaus hatte eine dicke, fette Alkoholvergiftung. Dazu muss man wissen, dass der menschliche Körper Alkohol ganz hervorragend über die Darmschleimhaut aufnimmt. Klaus war voll wie tausend Russen, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Daher kam wohl die Redensart, den »Arsch voll haben«. Der Einsatz endete damit, dass wir Klaus möglichst diskret ins Krankenhaus brachten, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Die Damen wurden aufgeklärt, dass Einläufe eine medizinische Maßnahme sind und nicht durch die zarten Hände von Freizeitdamen durchgeführt werden sollten. Hein und ich fuhren nach ausgiebiger Berichterstattung im Krankenhaus zurück zur Wache - bereit, den nächsten Wahnsinn zu ertragen.

20. Lena Ist In Schwierigkeiten
    Man ist so alt, wie man sich fühlt

    Die Menschen werden alt, aber selten reif. Alphonse Daudet

    A uch wenn böse Zungen behaupten, dass man so alt sei, wie man sich anfühlt - das persönliche Empfinden des eigenen Alters macht schon einen Unterschied zwischen einer nackten Zahl und der subjektiven Reflexion vergangener Lebensjahre. Mit ein wenig Glück oder Pech - das liegt im Auge des Betrachters - landet man im Herbst des Lebens in einem Altenheim oder in einer Seniorenresidenz. Der Unterschied besteht darin, dass in einer Seniorenresidenz von Gästen und nicht von Bewohnern oder Patienten gesprochen wird. Natürlich ist diese etwas noblere Betrachtungsweise nicht ganz billig, aber dem steht selbstverständlich auch ein ganz anderer Service gegenüber. Vor Jahren durfte ich einen gestürzten Gast einer Seniorenresidenz versorgen. Die Frage an einen Mitarbeiter, ob ein Rollstuhl zur Verfügung stünde, wurde mit dem äußerst sensiblen Satz »So etwas haben wir hier nicht, wir haben hier ja keine kranken Omas und Opas!« beantwortet. Meine Antwort »Ja, ja, und deshalb bin ich jetzt auch gerade hier!« wurde überheblich souverän überhört. Man steht wohl irgendwann vor der Wahl, ob man nobel verarscht werden möchte, oder ob man altersentsprechend versorgt wird. Hein und ich waren wieder einmal unterwegs zu einem Altenheim einer privaten Trägergemeinschaft. Meine Erwartungshaltungen, den Notfall betreffend, waren zwiespältig. Im Protokoll der Alarmierung stand zu lesen: Kopfverletzung nach Sturz. Die Möglichkeiten, die sich hinter einer solchen Formulierung verbergen, würden umfänglich den Rahmen dieses Buches sprengen. Von Beule über Platzwunde bis hin zu einem schweren Schädel-Hirn-Trauma war jedenfalls alles denkbar. Hein lenkte unseren Rettungswagen in Richtung einer überdachten Zufahrt, um kurz darauf eine hochgelassene Schranke zu passieren. »Die scheinen es ja eilig zu haben, wenn die uns hier noch nicht mal warten lassen«, stellte Hein trocken fest, dann fuhr er weiter Richtung Hauptgebäude und schaltete unser Blaulicht aus. Ein leichter Nieselregen versaute den Tag, wir verließen den RTW, packten unsere Ausrüstung und betraten das Gebäude. Hinter uns schloss sich dumpf eine elektrische Schiebetür, als rechts von mir eine gewaltige Pinnwand meinen Blick fesselte. Neben allerlei Veranstaltungshinweisen und allgemeinen Bekanntmachungen hing dort ein Schild, das Hein und mich schmunzeln ließ: »Im gesamten Gelände gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung für elektrische Rollstühle von 5 km/h.« »Ja klar, und am Sonntag ist das 1/4-Meilen-Rennen der 75- bis 85-Jährigen auf Station drei im langen Flur«, frotzelte Hein lachend. Während Hein sich noch amüsierte, versuchte ich, Kontakt zum Pförtner aufzunehmen, der durch eine Glasscheibe von uns getrennt in einem kleinen Raum links von uns saß. Der Kerl war eine Zierde seiner Zunft. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass es sich um einen Zivildienstleistenden handelte, schließlich war ich selbst mal einer gewesen. Ein pickeliges, gelangweiltes Gesicht thronte auf dem Kragen eines norwegischen Rollkragenpullovers. Der restliche Körper war mit einem überdimensionalen Bürostuhl verwachsen, und staksige Beine lagerten auf

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