Schauspieler küssen anders (German Edition)
Freundin, die war ähnlich eingerichtet …“
Oh bitte, nicht noch mehr schlüpfrige Geschichten!
„Äh, David, wie gefällt dir die Idee aus dem Café ein nostalgisches Bistro im Fünfzigerjahreflair zu zaubern?“
David hob eine Augenbraue. „Hast du ein paar Vorlagen?“
„Was wäre ich für eine Szenenbildnerin, wenn ich keine hätte?“ Ich zeigte ihm die ordentlich in Folie gelegten Zeichnungen aus meinem Ordner.
„Donnerwetter, Lisa! Das wird fantastisch. Wie kommst du bloß auf solche Ideen?“
Ich war geschmeichelt. Das Café war wirklich das aufwendigste Set – zumindest in meiner Vorstellung. Und zugleich das, worauf ich mich am meisten freute. Ich liebte solche Herausforderungen, obwohl sie mir zuerst immer eine Heidenangst einjagten.
Ich breitete die Zeichnungen auf dem Tisch vor uns aus. Erst nach einer Weile merkte ich, dass David sie gar nicht beachtete, sondern mich ansah.
„Habe ich einen Fleck auf der Wange?“, fragte ich misstrauisch und fühlte nach, ob irgendwo noch Kleister haftete.
„Ich überlege nur gerade, warum du das nicht schon lange machst. Du hast wirklich Talent.“
„Du weißt warum, David“, sagte ich leise und sah lieber wieder auf meine Zeichnungen.
„Ja, sicher. Trotzdem. Ich bin froh, dass ich dich überreden konnte. Der Film wird gut und Robert Faulkner ist im Moment in Hochstimmung.“
Ich sah neugierig auf.
Er erklärte es. „Er spielt im Augenblick super. Mal abgesehen von gestern. Dein Dalí hat ihn aus der Fassung gebracht. Sein Blick ist während des Drehs andauernd dahingewandert. Aber heute war er große Klasse. Er konnte Lauren – ich meine natürlich Rachel – so verliebt ansehen, wie noch nie zuvor. Passt perfekt zum Film.“
Schauspieler. Ich hatte doch gewusst, dass sie diese Blicke per Knopfdruck draufhatten.
David deutete meine versteinerte Miene falsch. „Lisa, ich habe Angst, du mutest dir zu viel zu. Fahr nach Hause. Mach Feierabend. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Ich nickte und sammelte meine Zeichnungen wieder ein. Davids Handy klingelte und er ging ran. Er winkte mir ein letztes Mal zu und verließ telefonierend die Halle.
In mir sträubte sich alles, nach Hause zu fahren. In dieses einsame, kleine Haus, dass ich nun allein bewohnte. Jeden Abend kam es mir dunkler und kälter vor. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber mir fehlten meines Exmannes Alec in den Flur geworfene Schuhe.
Ich hatte mir einreden wollen, immer die Letzte zu sein, um alle Sets für den kommenden Drehtag zu überprüfen, aber ich wusste eigentlich genau, warum ich tatsächlich als Letzte die Studios verließ.
David hatte Recht. Ich konnte nicht hierbleiben. Der Film wäre irgendwann abgedreht. Ich musste mich meinem einsamen Häuschen stellen und akzeptieren, dass Alecs Arbeitsschuhe nie wieder im Weg lägen und durch mein Fernbleiben höchstens die Staubmäuse unter der Couch Riesenpartys feierten.
In dieser Nacht träumte ich das erste Mal seit ein paar Monaten. Ich fühlte im Traum die Schmerzen, ich schwitzte und dann das Blut. Alles war voller Blut. Ich kämpfte um Beherrschung.
Ein paar kobaltblaue Augen sahen mich an und durch mich hindurch.
Ich erwachte schreiend.
Ich nahm eine halbe Schlaftablette, um einem weiteren Traum vorzubeugen.
Pausen
Fünf Tage sah ich nichts von Robert Faulkner. Ich ging auch nicht in die Kantine, sondern vergrub mich in meinem Büro in Arbeit, bestellte fehlende Artikel, fertigte drei Rahmen und durchwühlte das Lager der Universal-Studios mit Hilfe eines älteren Herren namens Roger, der unglaublich viele Geschichten zu jedem einzelnen Requisit kannte und genau wusste, wo Cary Grant überall davorgestanden oder daraufgelegen hatte. Das war wirklich lustig und sorgte für Abwechslung. Luis und Anabel strichen derweil die Wände und überwachten die Elektriker, die die Lampen und nötigen Anschlüsse für die üblichen Geräte eines Cafés legten. Es musste alles so authentisch wie möglich wirken.
Aber ich konnte mich nicht dauernd verstecken. Außerdem hatte ich Hunger und eine große Sehnsucht nach diesen wunderbaren Oliven, die der Catering Service in der Auslage hatte.
Der Aufenthaltsraum war bis auf zwei Elektriker, die mir zuwinkten, leer. Ich atmete erleichtert auf, nahm mein Tablett mit Essen und einer Extraportion Oliven, und suchte mir einen Platz an der Wand gegenüber den beiden Elektrikern, um in Ruhe mein Buch zu lesen. Genüsslich pickte ich die Oliven auf und ließ mich von
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