Schauspieler küssen anders (German Edition)
ganzer Schwarm Schmetterlinge gerade Achterbahn fuhr.
Das Flattern wurde gar nicht weniger. Kaum, dass ich im Bett lag, wandelten sich die Schmetterlinge in schmerzhafte Bauchkrämpfe. Ich durfte jetzt während der Dreharbeiten unter gar keinen Umständen krank werden. Und ich brauchte meinen Schlaf.
Das Telefon schellte.
„Greene“, nahm ich ab.
Nichts. Niemand meldete sich.
„Hallo?“ Ich horchte auf einen Atem, Hintergrundgeräusche, irgendwas. Nichts. „Hallo?“
Da niemand antwortete, legte ich auf. Ob wieder Einbrecher austesteten, wer zu Hause war? Meine Bauchschmerzen wurden durch meine Unruhe noch verstärkt.
Damit ich morgen nicht herumlief wie ein Zombie, war ich gezwungen, zwei Schmerztabletten zu nehmen.
Am nächsten Tag begannen wir mit dem Set zu Laurens Zimmer. Wie immer hatten die Zimmerleute und Schreiner die Wände vorbereitet und alles so hergerichtet, wie in einer bezugsfertigen Wohnung. Es musste nur noch ausgekleidet werden. Außerdem hatte ich ziemlich klare Vorgaben, denn Laurens Zimmer war in den vergangenen zwei Filmen bereits häufiger gezeigt worden. Die Zuschauer würden es dem Film nicht verzeihen, wenn allzu große Veränderungen stattfänden. Bei Hugh Vincent war das schwieriger gewesen, denn laut Drehbuch hatten seine Eltern ein neues Haus gekauft und waren umgezogen. Also war ich gezwungen gewesen, mich komplett in einen achtzehnjährigen Teenager hineinzuversetzen. Bei Lauren, die noch immer im selben Haus, in derselben Stadt wohnte, blieb ich bei dem, was die Zuschauer kannten und gab dem höchstens meine eigene kleine Note: Nicht so viele weiße Rüschen, Kissen und Kitsch. Robert hatte recht: Weniger war mehr.
Womit meine Gedanken schon wieder zu ihm abdrifteten.
Er hatte mich gestern mehr verunsichert, als ich es je für möglich gehalten hätte. Das gefiel mir nicht, denn einerseits war ich seit acht Monaten geschieden – viel zu kurz, um bei einem anderen Mann aufgeregt zu sein, wenn man mit einem der liebsten Menschen auf der Welt zwölf Jahre verheiratet gewesen war, aber andererseits … Nein, den Gedanken ersparte ich mir, sonst müsste ich umgehend nach Hause fahren.
Es war wohl besser, ich ging Robert Faulkner in der nächsten Zeit aus dem Weg, bis er jemand anderen gefunden hatte, den er bezirzen konnte. Das dürfte nicht sonderlich lange dauern. Immerhin war er ein gutaussehender junger Mann, der von allen Seiten angehimmelt wurde.
Korrigiere: Er war nicht nur gutaussehend. Er war umwerfend. Vor allem wenn, wie gestern Abend, sein Bartwuchs hervortrat. Damit sah er wesentlich männlicher und attraktiver aus – und älter. Mit vierzig würde er noch immer so sexy und anziehend wirken wie jetzt. Wenn nicht noch mehr. Und seine weiblichen Fans würden sich bis dahin noch verdreifacht haben. Vor allem die bildhübschen, modelähnlichen Mädchen, mit denen ich nie mithalten könnte, gekonnt hätte oder können würde. Nein, in die Reihen bewundernder Fans wollte ich mich nicht einreihen.
Ich verzichtete freiwillig auf das Mittagessen, aus Angst, er könne ebenfalls da sein.
Obwohl ein Schauspieler von seinem Kaliber bestimmt ein ausgewähltes Menü auf seine Garderobe serviert bekam.
Als hätte ich eine Vorahnung gehabt, strahlte Anabel, als sie vom Lunch zurückkehrte.
„Robert Faulkner war auch da!“, rief sie mir schon von weitem zu. „Er hat sich wie jeder andere in die Schlange vor dem Imbissstand eingereiht und dann hat er mich nach dir gefragt.“
Lisa, werde nur nicht rot. Nicht rot werden, ermahnte ich mich streng. Umsonst.
„Sag mal, wirst du etwa rot?“ Luis betrachtete interessiert mein Gesicht.
„Nein, natürlich nicht“, sagte ich schroff. „Weshalb sollte ich?“
Luis war absolut nicht überzeugt. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich glaubte mir ja selber nicht. Und jetzt fühlte ich, dass ich wirklich rot wurde.
„Los, lasst uns das hier fertig machen.“
David kam kurz vor Feierabend noch nach mir sehen.
„Super, Lisa“, sagte er und legte anerkennend einen Arm um meine Schultern. „Das sieht genauso aus, wie in den beiden vorherigen Filmen. Aber irgendwie wirkt es besser.“
Er überlegte einen Moment, ehe er draufkam. „Du hast die weißen Rüschen weggelassen und die rosa Schleifen.“
Ich grinste anerkennend. „Wow! Dass das einem Mann auffällt! Ich dachte, für euch sähen Mädchenzimmer immer gleich aus.“
Er wackelte grinsend mit dem Kopf. „Da kommen Erinnerungen hoch. Ich hatte mal eine
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