Scheherazade macht Geschichten
erstaunlich, wie nahe man sich kommen kann, wenn man für eine gewisse Zeit auf engstem Raum zusammenleben muß«, sagten sie beide, und sogar ihre Stimmen hörten sich gleich an.
»ICH LASSE MIR HIER NICHT INS HANDWERK PFUSCHEN!« brüllte Ozzie und plusterte sich zu voller Größe auf. Die beiden Dschinns schenkten ihm jedoch keine Beachtung und begannen, gemeinsam einen äußerst wirksamen Bannfluch zu schaffen. Vielleicht wäre es Ozzie dennoch gelungen, sie zurückzuschlagen, wenn er ihnen seine volle Aufmerksamkeit hätte widmen können. Doch sowohl er als auch die anderen Anwesenden wurden von allen Seiten abgelenkt.
»Ja, befreit uns von diesem aufgeblasenen Ozzie!« kicherte Sulima. »Dann kann er meiner Rache an Scheherazade nicht länger im Wege stehen!«
»Sie ist der Anfang und das Ende all unserer Probleme!« stimmte die Sultana ihr zu. »Wenn wir wieder eine große glückliche und angesehene Familie werden wollen, müssen wir Scheherazade vernichten!«
»Gibber gibber Kissenschlacht! Schlabber schlabber Siegelring! Töten töten töten Scheherazade!« plapperte Shahryar.
»Nachdem ich diese niederträchtige Hexe Sulima beseitigt habe«, fügte Shahzaman hinzu, »werde ich meinem Bruder, der sich leider ein wenig unwohl fühlt, helfen, diese Welt von Scheherazade zu befreien!«
Der bleiche Alabaster-Geist hielt inne und meinte: »Bevor wir einen gewissen Dschinn verkorken, sollten wir uns vielleicht um eine andere Angelegenheit kümmern.«
»Du hast recht, o geschätzter Gefährte«, stimmte sein dunkler Kumpan zu. »Wir sollten Scheherazade beschützen!«
»Wachen!« schrie die Sultana. »Kümmert euch nicht um die anderen, bis dieses Weib in tausend kleine eklige Stücke gehackt wurde!«
»Wie bitte?« warf Kassim ein.
Doch die Sultana ließ sich nicht beirren. »Wachen! Ich befehle euch, Scheherazade zu töten!«
»Wir kennen unsere Pflicht, auch wenn sie unseren Tod bedeuten mag!« verkündete der tapfere Aladin. »Beschützt Scheherazade!« rief er seinen Gefährten zu.
»WAS BEDEUTET DAS ALLES?« Ozzies großer grüner Kopf wandte sich der Geschichtenerzählerin zu. »VIELLEICHT TRÄGT SCHEHERAZADE JA TATSÄCHLICH AN ALLEM SCHULD!«
»Frauen!« rief die Alte Weise, die noch immer von den drei Eunuchen gestützt wurde. »Die Zeit ist gekommen, Scheherazade emporzuheben!«
Und daraufhin hoben mehrere Bewohner des Palastes der Schönen Frauen die Geschichtenerzählerin auf ihre wohlgeformten Schultern.
»Da ist unser Ziel!« ertönten die heiseren Rufe der Soldaten.
»Und wie einfach zu treffen!« kicherte Sulima.
»Wir verteidigen sie bis zum letzten Atemzug!« fuhr Aladin fort.
»Bis all unsere Stücke aufgebracht sind!« fügte Kassim, allerdings nur für sich allein, hinzu.
»In wenigen Augenblicken«, versicherten sowohl Onyx als auch Alabaster, »wird nichts und niemand unseren Abwehrzauber mehr durchdringen können.«
»ICH WERDE ZUERST SCHEHERAZADE TÖTEN!« verkündete Ozzie entschlossen. »DANN KOMMT DER REST VON EUCH AN DIE REIHE!«
»Nun, was uns im Augenblick geboten wird, hat schon ganz andere dramatische Qualitäten«, meinte eine Stimme aus dem weiblichen Publikum, »auch wenn es immer noch nicht an den guten alten Mordrag heranreicht.«
»Gibber Lanzen!« stammelte Shahryar.
»Tod all jenen, die sich gegen unsere Mutter stellen!« übersetzte Shahzaman.
»Ja«, fügte die Sultana hinzu und glühte geradezu vor Stolz und Machtbewußtsein, »und Tod auch all jenen, die meine Ehre nicht verteidigen!«
»Wir halten zu dir, Scheherazade«, rief Marjanah, »was auch geschehen mag!«
»Glaubt ihr«, fragte eine andere Stimme aus dem weiblichen Publikum, »wir können einen dieser schmucken Soldaten davon überzeugen, einen Ausfall in unsere Richtung zu machen?«
Und dann schlugen alle zur gleichen Zeit zu.
Die Alte Weise richtete sich auf ihrer Bahre auf und klatschte in die Hände. Und alle Magie, die in der Höhle wirkte, wurde mit einem Male sichtbar.
So konnte Scheherazade sehen, wie aus Ozzies Auge ein Lichtstrahl entsprang, hell wie die Sonne, jedoch von intensivem Grün. Und sie sah, daß Sulima mit ausgestreckten Klauen Gewitterblitze in ihre Richtung schleuderte, Blitze, die allerdings vollkommen schwarz waren. Aus dem Mund der Sultana strömten tiefrote Wirbel, und um die verzauberten Schwerter ihrer Söhne hatte sich ein orangefarbener Lichtkranz gebildet. Das Ganze wirkte noch beeindruckender, da alle Magie gegen sie, Scheherazade, gerichtet war, bis
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