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Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Titel: Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Johnson ist weggelaufen, weil ihr Wetterzauber völlig schiefgegangen ist.«
    »Ist wohl unter Wolken abgerauscht, hm?«
    »Und ich hatte zwei linke Hände, als ich dran war. Du könntest mit Leichtigkeit gewinnen, Gytha.«
    »Oh, ich habe nie der Preise wegen mitgemacht, Winnie, du kennst mich doch. Was zählt, ist nur der Spaß, dabeizusein.«
    Die andere Hexe warf ihr einen scheelen Blick zu.
    »Das hat sich fast glaubwürdig angehört«, sagte sie.
    Gammer Beavis kam hastig zu ihnen gelaufen. »Du bist dran, Gytha«, sagte sie. »Gib dein Bestes, ja? Die einzige Konkurrentin bis jetzt ist Frau Weber mit ihrem pfeifenden Frosch, und es war so, dass er keinen einzigen Ton halten konnten. Das arme Ding war ein einziges Nervenbündel.«
    Nanny Ogg zuckte die Achseln und betrat den abgeteilten Bereich.
    Irgendwo in der Ferne hatte jemand einen hysterischen Anfall, der von einem gelegentlichen besorgten Pfeifen untermalt wurde.
    Im Gegensatz zur Magie der Zauberer, war bei der Magie der Hexen selten der Einsatz roher Kraft erforderlich. Der Unterschied ist wie der zwischen einem Hammer und einem Schalter. Hexen versuchten im allgemeinen, den kleinen Punkt zu finden, wo winzige Veränderungen große Wirkung erzielten. Um eine Lawine auszulösen, kann man entweder den Berg schütteln, oder man versucht einfach, die richtige Stelle zu finden, um eine Schneeflocke fallen zu lassen.
    Dieses Jahr hatte Nanny müßig am Mann aus Stroh gearbeitet. Das war der ideale Trick für sie. Er brachte zum Lachen, er war ein bisschen anzüglich, er war viel einfacher, als er aussah, zeigte aber, dass man es ernst nahm, und es war unwahrscheinlich, dass man damit gewann.
    Verdammt! Sie hatte damit gerechnet, dass der Frosch sie schlagen würde. An manchen Sommerabenden hatte sie ihn wunderschön pfeifen hören.
    Sie konzentrierte sich.
    Strohhalme raschelten durch die Stoppeln. Sie musste sich nur die unmerklichen Winde zunutze machen, die über das Feld wehten, sie hier und da ein wenig abschweifen lassen, spiralförmig in die Höhe treiben und Sie versuchte, ihre zitternden Hände zu beruhigen. Sie hatte das schon hundertmal gemacht, sie konnte das verdammte Zeug mittlerweile zu Knoten binden. Sie sah das Gesicht von Esme Wetterwachs vor sich, wie sie einfach dasaß und verwirrt und verletzt aussah, während Nanny ein paar Sekunden lang bereit gewesen wäre, ihr den Hals umzudrehen. Einen Moment gelang es ihr, die Beine und eine Andeutung von Armen und Kopf hinzubekommen, die Zuschauer applaudierten. Dann erwischte ein unberechenbarer Luftzug das Ding, bevor sie sich auf seinen ersten Schritt konzentrieren konnte, und es fiel als nutzloser Haufen Stroh in sich zusammen.
    Sie machte ein paar hektische Gesten, um es wieder aufzurichten. Es zappelte herum, verfing sich und blieb reglos liegen. Etwas mehr Applaus ertönte, nervös und sporadisch. »Entschuldigung... heute scheine ich es nicht hinzukriegen«, murmelte sie und schlich vom Feld.
    Die Jurorinnen drängten sich umeinander. »Ich denke, der Frosch hat seine Sache echt gut gemacht«, sagte Nanny, lauter als notwendig war.
    Der Wind, der vor Augenblicken so widerspenstig gewesen war, wehte jetzt heftiger. Was man als psychische Dunkelheit des Ereignisses hätte bezeichnen können, wurde von der echten Dämmerung verstärkt.
    Der Schatten des aufgeschichteten Freudenfeuers ragte auf der anderen Seite des Felds auf. Bis jetzt hatte es niemand übers Herz gebracht, es anzuzünden. Fast alle Nicht-Hexen waren nach Hause gegangen. Das Schöne, das der Tag gehabt hatte, war längst dahin.
    Der Kreis der Jurorinnen löste sich auf; Frau Ohrwurm, deren Lächeln nur an den Mundwinkeln etwas wächsern wirkte, näherte sich der nervösen Menge.
    »Nun, was war das doch für eine schwere Entscheidung«, sagte sie strahlend. »Aber auch was für ein überraschendes Ergebnis! Es war wirklich eine höchst schwierige Entscheidung...«
    Zwischen mir und einem Frosch, der nicht pfeifen konnte und mit dem Fuß in seinem Banjo hängengeblieben ist, dachte Nanny. Sie betrachtete die Gesichter ihrer Hexenschwestern. Manche kannte sie seit sechzig Jahren. Wenn sie je ein Buch gelesen hätte, dann hätte sie jetzt ihre Gesichter wie eines lesen können.
    »Wir wissen alle, wer gewonnen hat, Frau Ohrwurm«, sagte sie und unterbrach den Wortschwall.
    »Was meinen Sie damit, Frau Ogg?«
    »Hier ist keine einzige Hexe, die heute richtig bei Verstand war«, sagte Nanny. »Und die meisten haben sogar

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