Scheinbar verliebt
drückte seine Stirn an ihre. „Ich hatte unrecht. Aber jetzt bin ich genau da, wo ich sein will. In den letzten zwei Jahren habe ich jeden einzelnen Tag an dich gedacht. Mein Leben in Dallas war nichts ohne dich. Deshalb bin ich wieder hier.“ Er fuhr sanft mit dem Daumen über ihre Wange. „ Deinetwegen bin ich wieder hier.“
So fühlte es sich also an, wenn ein Mann einen auf diese besondere Art anschaute. Sie wollte ihm jedes seiner wunderbaren Worte glauben, wollte glauben, dass die Intensität in seinen Augen allein auf sie gerichtet war.
„Gib mir bitte die Möglichkeit, mich zu erklären“, fuhr er fort. „Das ist alles, worum ich dich bitte.“
„Okay.“ Lucy nickte, als ihre Hoffnung mit ihrem Widerwillen stritt. „Wenn du zurückkommst, können wir –“ Ihre Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als ein bekannter Mann an ihnen vorbeitanzte. „Mr Zaminski!“ Nachdem sie sich schnell aus Matts Umarmung befreit und seine Hände abgestreift hatte, ging sie auf das ältliche Vorstandsmitglied und seine neueste Frau zu. Nummer fünf, wenn sie sich recht erinnerte. Und noch jünger als ihre Vorgängerin.
Paare wirbelten um sie herum und Lucy musste sich durch sie hindurchschlängeln. Für einen Fünfundsiebzigjährigen legte Mr Zaminski ein ordentliches Tempo vor.
„Mr Zaminski!“ Endlich hatte sie die beiden erreicht. „Sir, ich bin Lucy Wiltshire. Ich habe mich gefragt, ob ich einen Augenblick mit Ihnen reden könnte?“ Lucy bewegte sich neben dem tanzenden Paar her. „Vielleicht nicht hier auf der Tanzfläche?“
Der Mann blinzelte sie hinter seiner Brille verwirrt an. „Kennen wir uns?“
Sie sprang auf seine andere Seite, als er sich mit seiner Partnerin drehte. „Ich vermute, dass Sie vor ein paar Tagen dafür gestimmt haben, Spendengelder zu kürzen.“
„Ich beschäftige mich nicht mit den Spendenprojekten von Sinclair. Nur mit den Hotels.“ Er wandte seiner Frau wieder sein runzliges Gesicht zu. „Jetzt verschwinden Sie. Sie belästigen mich.“
„Aber, Sir.“ Lucy trat schnell zur Seite, bevor sie die beiden verlor. „Wenn Sie mich nur kurz erklären lassen könnten.“ Der Mann machte eine überraschende Drehung und Lucy streckte ihre Hand aus, um ihn aufzuhalten. „Mr Zaminski, ich –“
Sie schnappte nach Luft, als ihr Arm etwas Hartes traf. Aus dem Augenwinkel konnte Lucy zuerst den Kellner sehen und dann sein Tablett, das in hohem Bogen durch den Raum segelte. Hektisch griff sie danach, und im selben Moment gab einer ihrer perlenbesetzten Träger seinen schwachen Halt auf. Schwarze Perlen ergossen sich auf den Boden und Gläser mit Shrimpscocktails zerbarsten klirrend darum herum.
Lucy umklammerte ihr Oberteil. „Es tut mir leid. Ich habe Sie nicht gesehen und –“ Alles schien wie in Zeitlupe zu geschehen, als Mr Zaminski sich foxtrottend fortbewegte. Sein Fuß kam der glitschigen Bescherung gefährlich nahe. „Mr Zaminski!“
Aber es war zu spät. Seine polierten schwarzen Schuhe rutschten auf den Shrimps aus und es war vorbei. Sein Mund wurde groß, seine Arme ruderten in der Luft. Und dann lag er auf einmal auf dem Boden. Die Besucher der Gala teilten sich in zwei Hälften, als hätte Mose noch einmal seinen Stab in die Luft gereckt.
Lucy sprang an Mr Zaminskis Seite. „Sir, geht es Ihnen gut?“ Lucys Top rutschte bedenklich, als sie sich nach unten beugte und nach der Hand des alten Mannes griff.
Mr Zaminski blinzelte ein paar Mal und blickte dann seine Frau zu seiner Rechten und Lucy zu seiner Linken an. „Sie!“, zischte er.
„Es tut mir wirklich leid.“ Ihre Wangen wurden flammend rot. Der halbe Ballsaal starrte sie an. „Ich wollte Ihnen doch nur von –“
„Schaffen Sie mir diese Frau aus den Augen!“
Lucy konnte sich gerade noch zur Seite lehnen, als der alte Mann eine Handvoll Hors d’oeuvres nach ihr warf. Sie musste hier verschwinden. Die Leute starrten sie an, irgendein Idiot hatte mit seinem Handy gerade ein Foto gemacht und ihre Schuhe waren voller Cocktailsoße.
Der Stoff ihres Kleides ächzte, als sie sich erhob und wieder auf die Füße kam. Sie schlängelte sich schnell durch die Masse und suchte den nächsten Ausgang. Das alte Schamgefühl folgte ihr und trieb sie an. Sie war bereits dreißig Jahre alt, doch diese Menschen hatten immer noch die Macht, sie zu dem Trampel zu machen, der sie in ihrer Kindheit schon gewesen war. Das Mädchen, das nichts richtig machen konnte.
Lucy flog fast zu der Doppeltür am Ende des
Weitere Kostenlose Bücher