Scheinbar verliebt
Typen wissen, was sie tun?“ Marinell zeigte auf die beiden Riesen, die vorne im Auto saßen. Ein weiteres Auto fuhr ihnen voraus, in dem sich noch mehr muskelbepackte, schwarz gekleidete Männer befanden.
„Wir holen deinen Vater“, sagte Alex. „Ich habe schon zwei meiner Männer am Haus postiert und sie haben auch schon Kontakt zu deinem Vater aufgenommen.“ Sein lässiger Tonfall beruhigte Marinell. „Solang er sich an Squids Anweisungen hält, läuft die Sache.“
Lucy wünschte, sie könnte in Alex’ Kopf klettern und die Wahrheit sehen. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete, und ihre Angst wurde immer größer.
Alex strich über Lucys zur Faust geballte Hand. „Bitte vertrau mir. Ich lasse nicht zu, dass dir oder Marinell etwas passiert.“
Die halbe Stunde, bis das Auto endlich am Ziel angelangt war, wurde zur Ewigkeit. Die Scheinwerfer wurden ausgeschaltet und Squid verließ den Beifahrersitz. Die Türen wurden mit einem lauten Klicken verriegelt, und der Escalade stand alleine auf der verlassenen Straße. Die Telefonmasten waren das einzige Zeugnis der Zivilisation.
„Ich hoffe, es geht ihm gut“, flüsterte Marinell in die Stille hinein.
„Bestimmt“, sagte Lucy überzeugender, als sie sich im Inneren fühlte. „Hatte ich erwähnt, dass du bis zum Ende deines Lebens unter Hausarrest stehst, wenn wir wieder daheim sind?“
Marinells Pferdeschwanz wippte, als sie nickte. „Toilettenputzdienst?“
Lucy tätschelte ihr Knie. „Mit deiner Zahnbürste.“
Die nächste Stunde verbrachte Lucy mit Beten, ständigen Beteuerungen, dass es Marinells Vater gut ging, und der Verwunderung darüber, dass Alex wirklich hier war und sie nicht nur träumte.
Der Mann auf dem Fahrersitz berührte seinen Kopfhörer. Er sprach flüsternd, bevor er sich an Alex wandte. „Die Gegend ist gesichert. Die Zielperson ist auf dem Weg hierher.“
Lucy entließ erleichtert den Atem, den sie unbewusst angehalten hatte, und umarmte Marinell. Alex lächelte nur.
Innerhalb weniger Minuten hielt der andere Mietwagen neben ihnen und die Hintertür schwang auf.
„Papa!“
Nach einem zustimmenden Nicken von Alex warf auch Marinell ihre Tür auf und flog in die Arme ihres Vaters.
Lucy beobachtete die Szene einige Sekunden, bevor sie sich an Alex wandte. „Danke“, sagte sie. „Für alles, was du für diese Familie getan hast.“
„Das war es wert.“
„Heute Nacht“, sagte sie. „Aber wird es das auch noch nächste Woche sein? Oder nächstes Jahr?“
„Alles in meinem Leben hat mich auf diesen Augenblick hingeführt, Luce. Du, ich, die Hilfe für Carlos. Das ist alles, was zählt.“ Er zog sie fest an sich und sie beide sahen zu, wie Jose die Freudentränen über die Wangen rannen, während er seine Tochter umarmte. „Weißt du eigentlich, wie sehr du mein Leben verändert hast?“
„Sag bloß, du stehst neuerdings auf Star Treck ?“ Lucy schmiegte sich in Alex’ Arme und griff nach der Hand, die sie für den Rest ihres Lebens halten wollte. Lange Zeit waren sie in die falsche Richtung unterwegs gewesen, zwei verirrte Seelen, die nicht wussten, wie sie in dieser Welt überleben sollten. Doch Gott hatte sie zusammengebracht, trotz aller Widrigkeiten.
Alex war ihr Herz, ihr Leben, ihr weißer Gartenzaun.
„Wir müssen Clare anrufen, wenn wir wieder zurück sind“, sagte Alex. „Und ihr sagen, dass sie eine Hochzeit planen muss.“
Lucy konnte es jetzt vor ihrem inneren Auge sehen. Ihre neue Familie. Ihre Freunde. Marinell und den Rest der Mädchen. Mit Alex an ihrer Seite würde sie ein neues Kapitel beginnen. Sie würde seine Braut werden. Und es würde der schönste Tag ihres Lebens sein.
Solange Clare nicht ihr Kleid aussuchte.
Epilog
Drei Jahre später
D ie Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Palmblätter und umarmten Charleston mit ihrer sommerlichen Wärme. Weiße Wolken schwebten am Himmel und die Vögel trällerten ihre Lieder.
Es war ein perfekter Tag für diese Feier.
Lucy stand neben ihrem Ehemann, als sie die übergroße rote Schleife durchschnitten. Die Gäste hatten sich im Hof versammelt und klatschten, während die Fotografen der Gazette ihre Fotos machten.
Die kurze Zeremonie für die Presse war vorbei und Esther Hernandez trat aus dem Haus und auf die geschmückte Veranda. „Kommt alle rein“, rief sie. „Wir essen Kuchen.“
„Esther ist so umsichtig – oh, ich liebe das“, sagte Julian und rannte förmlich an Lucy vorbei ins Haus.
Während die
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