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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Goldhaube auf Negerwolle. Bitte Biermösel, nimm deine Glock aus deine Halfter und schieße mich aus Hüfte heraus über Haufen, wie du alle über Haufen geschossen hast in letzter Zeit. Mag ich nicht mehr, kann ich nicht mehr, will ich nicht mehr einsam sein!“
    Aber da hat ihm der alte Bulgare natürlich nichts Neues erzählt! Längst hat der Biermösel beobachtet, dass auch der Landarzt mit dem Hang zur schnellen Notoperation einer ist, der den kleinen Finger abspreizt, wenn er das Rezept ausstellt, und der die Hand in die Hüfte stützt, wenn er mit dem Hämmerchen die Reflexe im Knie prüft, längst hat er all das gewusst. Er hat ja lange und eingehend genug den Frisör Manfred samt Gestik und Mimik vom Feldherrenhügel aus studiert, und er hat genug Zeit gehabt, dass er Gestik und Mimik vom Frisör Manfred mit Gestik und Mimik vom Doktor Krisper vergleicht, sodass er eine ungefähre Ahnung davon gehabt hat, warum er die zwei noch nie mit einer Frau gesehen hat.
    Damit aber in diesem Frühling wenigstens einer von ihnen beiden die Winchester abfeuern und das Magazin entleeren kann, hat der Biermösel den Doktor Krisper kurz vor Ladenschluss beim Frisörsalon Bleich und Fön abgesetzt. Dann ist er mit ihm hinein und hat dem Schnittmeister gesagt, dass er dem Herrn Doktor doch bitte den lichten Haarkranz ein bisserl stutzen soll. („Aber schon die Ohren auch ausschneiden, nicht nur den Nacken!“) Und was die zwei dann gemacht haben, sobald der Haarkranz geschnitten und die Rollläden heruntergelassen waren, wer von ihnen beiden dabei die Biene war und wer die Blume, das hat ihn nicht mehr interessiert, nachdem er selbst längst wieder einsam auf seiner Fips dahingeritten ist, nicht alles geht jeden was an im Leben, ist dem Biermösel seine entschiedene Haltung zur Privatsphäre – „Roswitha, das hättest du sehen müssen, wie der Doktor Krisper den Frisör Manfred bestäubt hat!“
    Der Biermösel kratzt sich jetzt ein bisserl am Arsch, an dem die Wunde schorft, die ihm die Rotzbuben im Häuserkampf zugefügt haben, auf die freut er sich jetzt auch schon wieder. Nach den Osterferien, wenn sie wieder lieber am See herumrudern, anstatt brav in der Schule zu lernen, wird er dort auf sie warten. Zwar ist er ansonsten kein Süßer, aber bei der Rache will er eine Ausnahme machen. Bis dahin wird er auch sein Munitionsdepot wieder aufgefüllt haben, und dann schaut er sich an, wer von ihnen zuletzt lachen wird, sie von der Dörflichen Jugend oder er von der Ländlichen Gendarmerie – und peng! Schon werden wieder alle Schlagzeilen ihm gehören.
    Die neueste Ausgabe vom Ländlichen Boten hätte einen weniger gefestigten Charakter als ihn („Kruzifix, Roswitha! Ich stech dich gleich ab, wenn das nicht schneller geht mit der Sisi!“) sicher zum Abheben gebracht.
    „WER IST ER?“, steht da in großen Buchstaben vorne drauf, über einem Foto, das ihn im Frisörsalon vom Frisör Manfred zeigt, und zwar genau in dem Moment, in dem er aus dem Kanal herausgekommen ist, na bravo!
    Der Aufstieg aus dem Kanal heraus hätte unzweifelhaft seinen Eintritt in die Unsterblichkeit bedeuten können, er hätte sich damit seinen eigenen Betonsockel zementieren können, auf dem er dann in einer allzu schnelllebigen Zeit als bronzene Heldenbüste die Ewigkeiten überdauert hätte, wenn – ja wenn! – er Kompletttrottel nur ohne Sexmaske am Schädel, dafür aber mit dem Hasenscharten-Ulf anstatt der Sau Trudi unterm Arm aus dem Kanal heraufgekommen wäre, um den Auftritt in den Abendnachrichten neben der dramatisch gewellten Schwarzhaarigen hätten ihn alle beneidet!
    Nach wochenlangem „WO IST DER ULF?“ hätte die Lois Lehn endlich „DA IST DER BIERMÖSEL!“ schreiben müssen, und wenn er zuvor nicht Selbstjustiz am Pfarrer Schwein geübt hätte, dann hätte er der lästigen Reportermeute auch gleich einen Täter präsentieren können. So aber wird die Welt von seinen Heldentaten nie etwas erfahren, „Roswitha, das hättest du sehen müssen, wie ich Selbstjustiz am Pfarrer Schwein geübt habe – und peng!“
    Der Biermösel gönnt sich jetzt noch einen Osterbock, damit die eine Kiste endlich leer ist und er die nächste anfangen kann (damit er nicht entwässert!). Bereuen tut er aber nicht, dass er Selbstjustiz am Pfarrer Schwein geübt hat, bereuen tut er allenfalls, dass er sie nicht schon früher geübt und den Meisterschuss abgefeuert hat. „Wie hat denn so was passieren können?“, jammern jetzt wieder alle an den

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