Schenk mir nur eine Nacht
werden sehen", antwortete Luis gleichgültig. "Gute Nacht, Patricio."
"Gute Nacht."
Nachdem Luis sich auch noch von seinen Freunden
verabschiedet hatte, zog er Shontelle mit sich durch den Ballsaal dem Ausgang zu. Seiner Mutter wollte er lieber aus dem Weg gehen. Warum sollte er riskieren, dass sie Shontelle mit einer unpassenden oder unfreundlichen Bemerkung beleidigte oder verärgerte? Das würde den guten Eindruck trüben, den Shontelle von seinen Angehörigen und Freunden gewonnen hatte, und seiner Sache schaden.
"Ich nehme an, die Sitzung im Gerichtssaal ist geschlossen", stellte sie leicht spöttisch fest.
Sein Herz krampfte sich zusammen. Hatte sie wirklich die ganze Zeit nur gespielt? "Ich hoffe, dass das Unrecht, das man dir und mir zugefügt hat, wieder gutgemacht ist", erwiderte er.
Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. "Es hätte sicher wie ein schlechter Scherz ausgesehen, und Christina hätte deine Absicht sogleich durchschaut, wenn du dann auch noch einen Ring mit einem gelben Diamanten aus der Tasche gezogen hättest, wie sie ihn sich gewünscht hatte."
Glaubte sie etwa, alles wäre nur ein Scherz gewesen?
Vielleicht hatte sie Gründe, so etwas zu denken. Dennoch schmerzte die indirekte Unterstellung. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, er hatte so viel gewagt wie noch nie zuvor. Und trotzdem wusste er immer noch nicht, ob es sich gelohnt hatte.
"Gefällt dir der Smaragd? Oder hättest du lieber einen anderen Stein gehabt?" fragte er und wünschte sich verzweifelt, sie würde endlich irgendwelche Gefühle preisgeben.
Sie hob die linke Hand und betrachtete den Ring, den er ihr an den Finger gesteckt hatte. "Es ist eine extravagante Geste, Luis", erwiderte sie und verzog die Lippen. "Damit hast du jedenfalls alle überzeugt, dass du den Heiratsantrag ernst gemeint hast."
Sie glaubt mir wirklich nicht, überlegte Luis schockiert. Was sollte er sonst noch tun oder sagen? War sein Plan von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen? Nein, das würde er nicht ertragen. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es beinah körperlich schmerzte. Er konnte sie nicht gehen lassen. Außer sich vor Angst, sie endgültig zu verlieren, überlegte er, wie viele Stunden ihm noch blieben, bis er sie zum Flughafen bringen musste. Es waren dreizehn und dann noch zwei, bis die Passagiere an Bord gehen mussten. Es kam jetzt auf jede Minute an, er durfte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen.
"Ich meine es wirklich ernst, Shontelle", erklärte er ruhig.
"Ich dachte, es sei die einzige Möglichkeit, dir zu beweisen, dass du mir vertrauen kannst. Ich war der Überzeugung, dass unter den Umständen Taten wirkungsvoller seien als Worte. Deshalb habe ich gehandelt."
Er spürte, wie sie die Finger ihrer rechten Hand, die er in seiner hielt, krampfhaft zusammenpresste, während sie die linke Hand sinken ließ. Dann senkte sie den Kopf. Offenbar wollte sie sich ihm verschließen. Wie ein Wahnsinniger suchte Luis nach den richtigen Worten, um zu ihr durchzudringen.
Genau in dem Moment kam ihnen auf der Galerie seine Mutter entgegen. Wenn sie sich vor zwei Jahren nicht in mein Leben eingemischt hätte, musste ich jetzt nicht befürchten, Shontelle endgültig zu verlieren, überlegte er leicht gereizt.
"Luis, Shontelle ... wollt ihr schon fahren?"
"Ich nehme an, du hast nichts dagegen", antwortete er kurz angebunden. Er war nicht in der richtigen Stimmung, Beschwichtigungspolitik zu betreiben und höflich mit ihr zu plaudern.
Ihre Augen wirkten müde, ihre Miene war angespannt, aber Luis hatte kein Mitleid mit ihr. Dazu hatte sie ihm zu viel angetan. Sie berührte ihn am Arm, eine behutsame Geste, die für sie so gar nicht charakteristisch war. Dennoch konnte er sich nicht überwinden, sie nachsichtig zu behandeln. Zwei Jahre hatte er nach ihrer Pfeife getanzt, und wenn er Shontelle jetzt für immer verlieren würde ...
"Es tut mir Leid, ich hatte Unrecht", gab sie zu und sah Shontelle bittend an, weil Luis nicht auf das Eingeständnis reagierte, das sie sich abgerungen hatte. "Shontelle, ich bitte Sie
... Nehmen Sie mir Luis nicht weg."
Luis biss die Zähne zusammen. Ärger und Empörung stiegen in ihm auf. Konnte seine Mutter nicht begreifen, dass er frei sein wollte? Wenn sie nicht mit Eduardos spurlosem Verschwinden zurechtkam, war das nicht sein Problem. Sie hatte deshalb noch lange nicht das Recht, sich an ihn zu klammern.
"Das hätte ich nie getan, Senora Martinez, und ich werde es auch jetzt
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