Scherben bringen Glück und Liebe (Bianca) (German Edition)
zu Boden und trat von einem Fuß auf den anderen. Meredith verdrehte die Augen, wie es pubertierende junge Mädchen gern taten. Seine Tochter war zwar erst zwölf, aber er erkannte jetzt schon die Züge der jungen Frau in ihr, die sie einmal werden würde. Lange würde das nicht mehr dauern … und diese Vorstellung machte ihm eine Heidenangst. Er wollte sich noch nicht damit abfinden, dass seine Tochter sich bald für Jungen interessieren, kurze Röcke und Make-up tragen würde. Aber daran führte wohl kein Weg vorbei.
„Ich wollte uns aber heute Hähnchen-Nuggets machen“, sagte Meredith.
Als ob Hähnchen-Nuggets aus dem Gefrierschrank auch nur im Entferntesten mit selbstgemachter Lasagne mithalten könnten! Aber das wollte er lieber nicht laut sagen. „Die können wir doch morgen essen“, entgegnete er stattdessen. „Und jetzt bedankt ihr euch bitte alle bei Ms Russell.“ Er warf ihnen einen ausgesprochen strengen Blick zu, von dem Lauren Russell nichts mitbekommen konnte, weil er ihr dabei den Rücken zuwandte. So sah er seine Kinder nur selten an. Und wenn doch, dann wussten sie, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Er hatte die drei schon viel zu lange verwöhnt, hatte ihnen jeden Wunsch von den Augen abgelesen, um dadurch wettzumachen, dass sie ihre Mutter verloren hatten. Erst letztes Jahr war ihm bewusst geworden, was er damit angerichtet hatte und dass er den Kindern nicht gerade einen Gefallen tat.
Meredith reagierte als Erste. „Vielen Dank, Ms Russell.“ Die Worte klangen zwar höflich, aber ihr Blick wirkte alles andere als freundlich.
Hank zappelte immer noch herum. Sein mittlerer Sohn war nie völlig ruhig – es sei denn, er schlief. „Also, ich mag Lasagne“, sagte er und blickte kurz vom Boden hoch, um der neuen Nachbarin ein zahnloses, aber ziemlich charmantes Lächeln zu schenken. „Und ich kann Merediths Hähnchen-Nuggets schon nicht mehr sehen. Danke.“
Justin tat sich am schwersten von allen. Schließlich seufzte er. „Danke, Ms Russell. Für den Pfirsichauflauf.“ Wenn es nach ihm ginge, würde er sich wohl ausschließlich von Hähnchen-Nuggets mit Honig-und-Senf-Sauce ernähren.
Sie sah Justin in die Augen. „Das ist ja wirklich schade, dass du keine Lasagne magst“, sagte sie. „Was isst du denn gern, verrätst du mir das?“
Diese Frage beantwortete Justin geradeheraus: „Ich esse gern Hähnchen-Nuggets, Hotdogs, Schokokekse und Eiscreme.“ Er hob einen kurzen Finger. „Aber nicht die mit Pekannüssen“, ergänzte er. „Die schmeckt sogar noch ekliger als Lasagne. Igitt.“
Offenbar versuchte Lauren gerade, sich ein Lächeln zu verkneifen. Sie hatte die Lippen mit den Zähnen zusammengeheftet, aber Cole bemerkte, dass ihre Augen funkelten. Es sah ziemlich verführerisch aus. „Okay, ich werd’s mir merken“, sagte sie.
Da nun alles geklärt war, schickte Cole die Kinder wieder weg. Jetzt war er ganz allein mit Lauren. Sie ging einen Schritt in Richtung Haustür. Dabei kam es ihm vor, als würde sie die ganze Zeit seinem Blick ausweichen.
„Vielen Dank noch mal“, sagte er. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, aber jetzt haben wir ein tolles Abendessen.“
Sie nickte und vermied es nach wie vor, ihn anzusehen. Hatte er sie etwa verärgert? Irgendwie verunsichert? Er konnte sich an keinen bestimmten Zwischenfall erinnern; trotzdem wirkte sie gerade ziemlich unentspannt. Als er ihr die Tür geöffnet hatte, war doch noch alles in Ordnung gewesen. Als die Kinder dabei gewesen waren, auch.
„Sie können mir die Schüsseln einfach auf die Veranda stellen, wenn Sie sie nicht mehr brauchen“, schlug sie vor. „Aber keine Hektik. Ich habe genug Kochgeschirr in meiner Küche.“
Erneut schaute Cole zu ihr hinüber, und diesmal erwiderte sie seinen Blick. Sie sah ihm tief in die Augen und wirkte dabei einen schmerzhaften Moment lang vollkommen verwirrt und verloren. Diesen Gesichtsausdruck kannte er nur zu gut: Er begegnete ihm jeden Morgen, wenn er nach dem Aufstehen in den Spiegel schaute.
So gut wie heute Abend hatten Cole und seine Kinder schon lange nicht mehr gegessen. Nicht, seit sie aus Birmingham weggezogen waren, wo Janet sie immer regelmäßig bekocht hatte. Und obwohl er seiner Schwägerin immer wieder gesagt hatte, dass das absolut nicht nötig sei, hatte er sich doch darüber gefreut.
Er hatte zwar auch versucht, sich ein paar Handgriffe anzueignen, dabei aber schnell gemerkt, dass ihm zum Kochen jedes Talent fehlte. Meredith kannte
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