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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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solche bösartigen Lügen über ihre Freundin zu erzählen, war sie schließlich ein Teil ihres Plans geworden. Und sie hatte ihre Sache ausgesprochen gut gemacht. Darüber hinaus war Tamara der Meinung, dass Thox eine Schwäche für Vanessa habe.
    Vanessa konnte sich mit diesem Gedanken jedoch nicht a nfreunden, und es spielte auch keine Rolle. Ihre sogenannte Verbindung hatte immer nur aus Zwängen und Zwecken bestanden. Erst die Entführung und der geplante Mord an ihr, und dann der gemeinsame Plan für ein gemeinsames Ziel. Da war kein Platz für Zuneigung irgendwelcher Art. Und das, was dazwischen geschehen war … Vanessa verdrängte diesen Gedanken wieder. Die Eskalation der Geschehnisse war gleichermaßen aufregend und erschreckend gewesen und war auch ein Grund dafür, weshalb sie Thox nicht aus dem Kopf verbannen konnte. Immer wieder kamen Vanessa ihre eigenen Worte in den Sinn, das Gespräch nach der Eskalation zwischen ihr und Thox, das sie in einem Anflug von Schwäche und Verwirrung geführt hatten, das so aber niemals hätten passieren dürfen.
    »Du kannst gehen« , hörte Vanessa noch jetzt seine Stimme, als stünde Thox direkt neben ihr und flüstere in ihr Ohr.
    »Was?«
    »Ich werde dich nicht umbringen. Geh einfach.«
    »Wohin soll ich denn jetzt noch gehen? Nach allem … wohin soll ich gehen? Zurück zu Jonas, ganz so, als wäre nichts g eschehen?«
    »Das ist mir egal.«
    »Das war‘s dann also? So soll alles zu Ende gehen?«
    »Du redest, als hätten wir eine tolle Zeit gehabt.«
    »Das war das erste Mal … noch nie …«
    »Wage es nicht, diesen Satz zu beenden!«
    An diesem Punkt hatte Vanessa geschrien. Sie hatte all ihre innere Anspannung, ihre angestaute Frustration, die Angst, die Erregung und all die verwirrenden Gefühle in diesen einen Schrei gelegt. Endlich alles heraus gelassen. Und scheinbar rüttelte das Thox endgültig wach. Vollkommen aufgelöst, mit wilden Augen und angespannten Gesichtszügen sah er sie an.
    »Es tut mir leid« , entschuldigte er sich, doch seine Worte klangen auch jetzt wenig aufrichtig in Vanessas Ohren. Er sah sie nicht direkt an, die ganze Unterhaltung schon mied er den Blickkontakt mit ihr. Auch Vanessa fiel es schwer, ihm in die Augen zu sehen.
    »Was genau tut dir leid? Dass du mich entführt hast? Oder dass du mich jetzt wegschickst wie eine Hure?«
    »Beschissener Blödsinn!«
    »Beschissener Blödsinn?«
    »Ich kapituliere. Ich gebe auf. Jonas hat gewonnen, ich verloren. Es gibt keinen Grund, dich weiter festzuhalten.«
    »Und wenn ich dir sage, dass ich nicht gehen will?«
    »Dann würde ich sagen, dass du entweder eine Lügnerin oder ein Idiot bist.«
    »Willst du denn nicht, dass ich bleibe?«
    Und so hatte alles seinen Lauf genommen. Thox gab nicht direkt zu, dass er sie in seiner Nähe wollte, aber er hörte auch auf, sie so verbissen wegzuschicken.
    Aus ihnen war ein gutes Team geworden, doch nun, da ihr gemeinsamer Plan abgeschlossen war, gab es nichts mehr, was sie miteinander verband.
    Nichts?
    Vanessas Kopf dröhnte. Unwillkürlich dachte sie an Le nnart. In den wenigen Tagen mit Thox hatte er mehr verstanden, als Lennart in all ihren gemeinsamen Monaten.
    Thox wusste alles darüber. Über Lennart. Er hatte sie nicht verurteilt, er hatte kein falsches Mitleid mit ihrem Ex-Freund und sah die Dinge, wie sie waren. Die Sache mit Lennart war ein Unfall gewesen.
    Vanessa hatte sich damals aufgebracht eine Zigarette angezündet, als Lennart ihr vorschlug, sie solle zusehen, wie er mit einer anderen schläft. Diese Demütigung! Er hatte nichts verstanden! Sie war vollkommen ausgeflippt und wollte ihm zeigen, worum es ihr ging. Also hob sie ihr T-Shirt und drückte sich die Zigarette an ihrem Bauch aus. Sie schrie ihn an, er solle zusehen, doch Lennart hatte das nicht verstanden. Aufgebracht wollte er sie davon abhalten. Er sprang auf sie zu, doch Vanessa stieß ihn zurück. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte – in einen Glastisch. Dieser Krach! Das Zerbersten von Glas. Schreie … und dann Blut. So viel Blut!
    Noch heute lebte Lennart irgendwo in Süddeutschland in e inem Heim für Sehbehinderte, um sich mit der Blindheit in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Es war nicht Vanessas Schuld gewesen, dass die Glassplitter ihm die Augen und das Gesicht zerfetzt hatten. Er weigerte sich dennoch seit jeher, mit Vanessa zu sprechen, doch sie hatte auch kein Bedürfnis danach. Der natürliche Anstand in ihr hatte einige Zeit lang danach

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