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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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biss die Zähne zusammen und sah sich um. Es war Anna, die ihn voran trieb. Die Ungewissheit. Er musste wissen, wo sie war und ob sie noch lebte.
    Er entdeckte sie neben dem Baum, den der Wagen g erammt hatte. Wie ein Stück Abfall lag Anna dort in einem Graben. Das Auto hatte sich bei dem Unfall wirklich gedreht – wenn auch nicht wie ein Kreisel –, denn das Scheinwerferlicht beleuchtete die Richtung, aus der sie gekommen waren. Als würde es sich danach sehnen, einfach umzukehren, zurück auf die Straße, mit konzentriertem Blick auf die Fahrbahn und einem Gurt um Annas schmächtigen Körper. Alles so, nur besser, als wäre nichts geschehen …
    Obwohl es dunkel war, konnte er Anna gut erkennen. Als g äbe es einen ausschließlichen Blick für derartige Situationen, der dafür sorgte, dass man jedes kleinste Detail sah und es möglichst niemals wieder vergaß.
    So durfte das nicht enden, er musste etwas unternehmen! Er musste versuchen, sie zu retten, obwohl es bereits zu spät war. Er konnte sie nicht einfach so sterben lassen. Die and eren mussten wissen, dass er alles versucht hatte, um sie zu retten …
    Dabei wusste er es bereits. Anna war tot. Ihr Hals war gr otesk verdreht, trotzdem starrte sie ihn aus toten, leeren Augen an, als würde sie ihm die Schuld geben.
    Mühsam ließ er sich auf den Boden neben ihr fallen, i mmer darauf bedacht, sein linkes Bein nicht noch weiter zu schädigen, und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihr zu helfen. Doch die gab es nicht. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihre Schulter … und zuckte zurück. Hatte sie sich etwa bewegt …?
     
     
    14 Jahre früher als heute
     
    Aus dem Hamburger Abendblatt vom 06. September
     
    Durchbruch bei der Fahndung: Die Polizei hat einen Mann gefasst, der dringend tatverdächtig ist, die 15 Jahre alte Kristine H. ermordet zu haben. Wolfgang H., der 44-jährige Onkel des Mädchens, bestreitet jedoch, etwas mit ihrem Tod zu tun zu haben.
     
    Knapp einen Monat nach dem gewaltsamen Tod des Mä dchens aus Lübbewirtz, einem siebentausend Seelen Dorf in Niedersachsen, ist sein mutmaßlicher Mörder gefasst. Nach Angaben der Staatsanwältin Frauke Priester »handelt es sich um ein Mitglied der Familie, das bereits mehrfach und über Jahre seine Lust an dem Mädchen ausgelebt hat«. Der Mann sitzt nach Angaben der Ermittler wegen Mordes und Vergewaltigung in Untersuchungshaft.
     
    Die Polizei wurde durch einen Tipp aus der Nachbarschaft auf den Tatverdächtigen aufmerksam. Wolfgang H. soll bereits seit mehreren Jahren ein fragwürdiges Verhältnis zu seiner Nichte gehabt haben, sagte Marcel Streif von der Mordkommission. Er habe im selben Haus wie das Mädchen und ihre Mutter gewohnt und selbst in Anwesenheit der Nachbarn unnatürlich häufig den körperlichen Kontakt zu dem Mädchen gesucht.
     
    Kristine H. war am 14. August am Ufer eines kleinen Waldsees von der Polizei tot aufgefunden worden, nachdem ihre Mutter sie bereits am Morgen des 3. August als vermisst gemeldet hatte. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich Wolfgang H. noch als besorgter Onkel, der darauf hoffte, seine Nichte möge bald unversehrt wieder nach Hause kommen.
     
    Der arbeitslose Dachdecker habe allerdings noch kein „umfassendes Geständnis“ abgelegt, teilte die Polizei mit. Er gestand lediglich, ein sexuelles Verhältnis mit seiner 15-jährigen Nichte gehabt zu haben, das von dem Mädchen gewollt und von der Mutter toleriert wurde. Diese bestreitet jedoch, von den Vorgängen in ihrem Haus gewusst zu haben.
     
    Spuren von Gewaltanwendungen an dem Opfer, die bereits mehrere Tage alt waren, deuten auf ein langes Martyrium des Mädchens hin. Und so erscheint der Tod von Kristine H. als der traurige Höhepunkt einer Spirale aus Gewalt und sexueller Kontrolle.
     
    Die Indizien sprächen für sich und Hinweise auf einen anderen Täter gäbe es nicht, so Staatsanwältin Priester. Der Tatverdächtige wird derzeit weiter vernommen und soll morgen einem Haftrichter vorgeführt werden.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Teil 1
    GIRL MEETS BOY

Kapitel 1
     
    Heute
    Montag, 02. Juni
     
    V anessa Justine Seebusch wurde herumgereicht wie ein Teller mit Keksen, und je mehr nach ihr gegrapscht wurde, desto weniger blieb von ihr übrig. Noch bevor sie mit ihr fertig waren, fühlte sich Vanessa ausgelaugt und leer. Und dabei war das erst der Anfang.
    »Das ist Marcel Schmitz, Leiter der Buchhaltung.« Ma rcel Schmitz streckte seine Hand aus, der auch Vanessa nicht

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