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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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verlangt, sich bei ihm zu entschuldigen, doch über diesen Unsinn war sie hinweg. Hatte er sich jemals bei ihr entschuldigt? Und wenn er nicht wollte – ihr war es nur recht.
    Bei Thox war es anders gewesen. Er hatte sofort versta nden, worum es ihr ging. Ihre Notwendigkeit, ihre verzweifelte Sehnsucht. Es waren eine Entführung, Morddrohungen, Demütigung und ein unaussprechlicher Zwischenfall nötig, bis sie und Thox tatsächlich angefangen hatten, einander zu vertrauen. Das befremdete Vanessa, doch damit war es nun ohnehin vorbei! Sie wusste nicht, warum es so sein musste, trotzdem war ihr klar, dass der Verlauf ihrer … Verbindung … keinen anderen Schluss zuließ …
    Nein. Kein Schlaf und auch kein anderer Schluss.
     
     
    Heute
    Freitag, 15. August
     
    Vanessa saß an der verlassenen Haltestelle und wartete auf ihren Bus. Die Sonne war hinter dicken grauen Wolken ve rschwunden, und es war viel zu kühl für Mitte August. Sie war aus dem Krankenhaus entlassen worden, doch der anfänglichen Erleichterung war Ernüchterung gewichen. Die ganze Zeit wollte sie nur nach Hause, doch nun gab es kaum etwas, was sie sich weniger wünschte. Was erwartete sie schon?
    Nichts.
    Egal, wohin sie sah, da war nichts. Ihre Wohnung war leer. Ihr Leben war leer. Es gab nicht das Geringste, worauf sie nun aufbauen konnte. Ihr Praktikum war Geschichte, aber das interessierte sie nicht. Sie war alleine – nicht, dass sie Jonas auch nur eine Träne nachweinte. Damit hatte sie gar nicht erst angefangen. Tamara konnte sich nur wenig mit ihr beschäftigen, ihre Zeit war so von ihrem Beruf in Anspruch genommen, aber das war auch keine Neuigkeit. Vanessa war alleine. Innen und außen. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie bereits drei Busse einfach hatte an sich vorbeifahren lassen.
    Plötzlich setzte sich jemand neben sie auf die Bank, und V anessa sah überrascht von ihren abgekauten Fingernägeln auf. Thox blickte neben ihr in eine weite Ferne, doch sie konnte erkennen, dass er sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst war.
    »Hallo, Nicholas«, sagte sie ruhig, obwohl sie doch über sein Auftauchen übe rrascht war. Seit Marias Tod hatten sie sich nicht gesehen, und Vanessa hatte sich zuvor fest vorgenommen, ihn bei seinem Vornamen zu nennen, wenn sie ihn sah. Einfach so. Diese eine letzte Gelegenheit wollte sie nutzen.
    Thox‘ Mundwinkel zuckte. »Nicholas ist tot. Ebenso wie N icky.«
    Vanessa nickte. Nicky war zusammen mit Stine gestorben, Nicholas mit Anna. Aber Thox war scheinbar noch am Leben …
    »Tut mir leid mit Anna«, sagte Vanessa beschämt. Es war nicht ihre Schuld, dass Anna ihn so hintergangen hatte, aber sie fühlte sich dafür verantwortlich, dass Thox dies hatte erfahren müssen.
    Seine Mundwinkel zuckten erneut seltsam.
    »Du und Jonas, ihr wärt eigentlich ein gutes Paar gewesen. Ihr hättet euch gegenseitig sehr glücklich machen können«, sagte er irgendwann, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten und ein weiterer Bus an ihnen vorbeigefahren war.
    Vanessa sah Thox von der Seite an. »Du meinst, auf uns ere kranke Art und Weise? Zu dumm, dass er eine andere wollte.«
    Er wirkte abwesend, als belasteten schwere Gedanken se ine Konzentration. »Offenbar hatte Jonas sich doch geändert – zumindest von seinen emotionalen Fähigkeiten her.«
    Sie wusste, was er meinte, und doch passte das alles irgen dwie nicht zusammen. »Aber trotzdem hat er auch sie beschissen – mit mir.«
    Plötzlich sah er sie doch an, und Vanessa erschrak über i hren plötzlichen Blickkontakt. »Sag das nicht«, forderte er sie nachdrücklich auf.
    Vanessa wusste nicht, was in Thox vorging. Ihr war nicht einmal klar, wie sie fühlte. Die ganze Situation, einfach alles war viel zu verwirrend. »Aber sie … M aria hat ihn geliebt.« Wenigstens dessen war Vanessa sich sicher.
    Thox lachte trostlos, trocken, ernüchtert und starrte wieder in die Ferne. »Genug, um sein perverses Spiel mitzuspielen.«
    »Sie hat sich auf seinen Plan eingelassen. Sie war genauso schuldig wie er. Nur, dass sie mit dem Leben bezahlt hat.«
    Thox schwieg einige Augenblicke, dann sagte er bitter: »Das passiert, wenn man sich mit Jonas einlässt.«
    Verzweifelt suchte Vanessa seinen Blick. Sie wollte Thox ansehen. Sie konnte nicht einmal sagen, woher dieses Bedürfnis kam, aber es war ihr so wichtig, dass sie erst wieder sprach, als sie ihn endlich gefunden hatte. »Mir ist es nicht passiert.«
    Las sie da etwa Erleichterung in seinen Augen?

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