Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
Vom Netzwerk:
Blumen blühten in einer wilden Pracht. Eine junge Frau in Arbeitskleidung hob den Kopf. Amy nickte der Gärtnerin lächelnd zu. Sie folgten dem Steg auf einen weitläufigen Bungalow aus Holz zu, der sich unter und hinter einer üppigen Pflanzenwelt versteckte. Grünpflanzen und getöntes Glas passten sich gedämpft an die naturbelassene Holzfassade an. Sie hatte eher etwas Modernes erwartet, doch wenn sie an Ny’lanes Zimmer im ‚Ekstase‘ zurückdachte, leuchtete ihr ein, von wem er den gemütlichen Stil hatte.
    Sie befanden sich augenscheinlich auf der Rückseite des Hauses. Nyl führte sie rasch über eine Holzveranda in einen Raum und verschloss die Glasschiebetür hinter ihnen. Unverkennbar ein Gästezimmer mit angrenzendem Bad.
    „Meine Mom ist noch unterwegs. Sie wird erst in gut drei Stunden wieder hier sein. Mach dich frisch, ruh dich aus.“
    Amy folgte seinem Blick über das gemachte Einzelbett und den großen Kleiderschrank. Sie ging zu einem kleinen Schreibtisch und zog eine Platte darunter hervor, auf der man normalerweise eine Tastatur vermutete. Die Kabellage hinter dem Sekretär hatte sie aber genauer hinsehen lassen und wie erhofft kam ein Laptop zum Vorschein. „Darf ich den benutzen?“
    „Sicher“, sagte Nyl, „Internet gibt’s auch.“ Er wandte sich zur Tür. „Ich hole dich in drei Stunden ab.“ Die Tür schloss sich wie von Geisterhand.
    Wahrscheinlich waren die meisten Seiten gesperrt. Sie unterdrückte den Impuls, sofort online zu gehen und begab sich in das Badezimmer, obwohl das Bett ebenso eine ungeheure Anziehungskraft ausübte. Echte Pflanzen schmückten den gefliesten Raum, der mit seinen Rattanmöbeln wiederum Geschmack bewies. Alles glänzte sauber. An Bediensteten mangelte es Mrs. Bavarro offensichtlich nicht.
    Sie entfernte die Verbände und ließ eine halbe Ewigkeit heißes Wasser auf ihren Körper prasseln, bis ihr knurrender Magen sie daran erinnerte, einen kleinen Kühlschrank neben dem Nachttisch gesehen zu haben. Eine Cola trank sie fast auf Ex, während sie auf der äußersten Kante der Matratze saß, damit diese sie nicht verführte, sich hinzulegen und wegzuratzen. Ihr Kopf arbeitete vor Erschöpfung in Slow Motion, dennoch war ihr bewusst, was die Getränke bedeuteten. In diesem Haus verkehrten zumindest ab und zu Menschen. Ein Schauder überlief ihren Rücken. Vielleicht gab es so etwas wie Bluttourismus. Leben Sie für eine Woche in paradiesischem Luxus; es kostet sie nur einen Viertell iter am Tag. Oder: Kostenloser Flüssigkeitsaustausch; Vampirsamen gegen Mensche n blut. Es schüttelte Amy. Wenn das mit der Offenbarung der Wesen auf der Erde so weiterging, waren solche irren Headlines sicher bald Wirklichkeit.
    Mit der zweiten Cola trat sie zurück ins Bad. Der Dampf hatte sich ins Schlafzimmer verflüchtigt und gab ihr Spiegelbild frei. Nachdenklich blickte sie einer Frau ins Gesicht, der eine Tortur anzusehen war. Nicht so schlimm wie nach der Dämonenbesetzung. Anders. Weshalb fühlte sie sich so seltsam? Hunger? Müdigkeit?
    Sie kämmte das nasse Haar und putzte sich die Zähne, verdrängte das absonderliche Gefühl in die Ecke mit all den ungelösten Problemen und angehäuften Fragen. Ihre zerschrammte Gesichtshaut sah gruselig aus, doch immerhin verheilten die vielen Kratzer bereits. Nyls Erstversorgung war professionell gewesen. Trotzdem ärgerte es sie, nicht auf Vampirart von ihm verarztet worden zu sein. Dann hätte sie jetzt weder Schmerzen noch später Narben.
    Leise vor sich hinschimpfend zog sie den Kleiderschrank auf. Rechts für Herren, links für Damen. Eher die gehobene Preisklasse, wie Grace sie trug. Eine Jeans würde sie nicht finden, aber alles war besser als das, was sie in den vergangenen Stunden hatten tragen müssen. Sie warf Ny’lanes schwarzem Seidenhemd auf dem Bett einen vernichtenden Blick zu. Es war nur der Duft, der es so anziehend machte. Dieses bescheuerte Aroma verfolgte sie.
    Sie zog einen saphirblauen, bodenlangen Faltenrock und eine lockere weiße Bluse an, prüfte, ob beides blickdicht war, denn auf Unterwäsche musste sie wohl vorerst verzichten und setzte sich an das Notebook. Sie stöpselte die Verbindung zum Internet ein und sperrte zuerst all ihre Bankkarten. Dann schrieb sie Cira eine Nachricht über ihren Facebook-Account. Senden! Zumindest erweckte es den Anschein, als wäre die Mitteilung rausgegangen. Ihre Finger ruhten auf der Tastatur. Sie gähnte, obwohl Aufregung sie aufwühlte. Tausende Fragen

Weitere Kostenlose Bücher