Schicksal des Blutes
erfahren, dass Lex-Vaun ein Sternträger war, aber wir wussten nichts von der Verbindung zwischen Lex-Vaun und Diandro. Doch nach deinem Besuch bei Fay und den Gedanken und Gefühlen, die sie nach der Berührung deiner Hand in dir las, reimten wir uns eines nach dem anderen zusammen.“
Jonas hatte ihr von dem plötzlichen Rauswurf der zarten Gestaltwandlerin Fay nach ihrem netten Gespräch berichtet. Nun kannten sie den Grund.
„Fay gegenüber durften und konnten wir den Schwur der Verschwiegenheit selbstverständlich nicht brechen. Sie ahnte bis zu Lex-Vauns Tode nichts von seiner geheimen Aufgabe als Sternträger, was ihn sehr mitnahm. Ein Beweggrund, weshalb sich oft Doppelsterne als Paar zusammentun.“
Jonas schluckte hörbar und Cira drückte sanft seine Hand.
„Wir bitten dich, Jonas, zu überlegen, ob wir die Sorge für die Jungen von Fay und Lex-Vaun übernehmen dürfen. Sie sollten unter ihresgleichen aufwachsen, allein, wegen ihrer langen Lebenszeit. Fay vertraute dir. Somit obliegt dir die Entscheidung, ob du einem Paar wie uns diese verantwortungsvolle Rolle zutraust.“
Cira war schwer ums Herz, gleichzeitig ergriff sie eine ungeahnte Leichtigkeit.
„Ich werde mit den beiden Burschen reden“, versprach Jonas, von Traurigkeit, Erleichterung und Schwermut erfüllt, weil er sie bereits ebenso lieb gewonnen hatte. Er stand auf. „Sirius. Du bist vermutlich der mit dem höchsten Alter im Rat, weil deine wahre Gestalt es dir ermöglicht. Sag mir bitte im Vertrauen, wer ist der Älteste?“
Sirius und Alan erhoben sich ebenfalls und überragten sie um einiges. „Weder spürte ich den Ältesten jemals noch sah ich ihn. Er ist ein Mythos, der durch die Angst der Verurteilten geschürt wird. Eine Wahnvorstellung. Wir Fürsten dringen gemeinsam in den Straftäter ein und lassen ihn Reue für seine Tat empfinden. Wir ermöglichen es ihm, Recht von Unrecht zu unterscheiden und flößen ihm größtmöglichen Respekt den Menschen gegenüber ein. Meiner Meinung nach verurteilt sich der Täter selbst und fällt nach unserer Reinigung seines Geistes in einem Ritual sein eigenes Urteil, an das wir ihn binden.“
Am Höhleneingang blieb Jonas stehen und reichte Sirius und Alan gleichzeitig seine Hände. „Ich danke euch sehr. Für alles.“
Cira fand sich in zwei sanften, ziemlich haarigen Umarmungen wieder, während eisige Winde ein Heulen wie von Wölfen im Höhlentunnel hervorriefen. Sie blickte sorgenvoll in die unbarmherzige Wildnis der verschneiten Berge.
Sirius zwinkerte ihr zu. „Mit vereinten Kräften werden wir die Kiste schon über den Abhang schubsen.“
~ ~
Der Helikopter setzte behutsam im Sand auf. Nyl schaltete geschwind die Geräte ab.
„Du hast also eine Mutter …“ Amy hob eine Braue.
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, obwohl er es zu verbergen versuchte. Es verbreiterte sich und er wandte sich ab. Sie schmunzelte ebenfalls, seine leisen Lachlaute wirkten ansteckend. Er hatte seinen inneren Kampf, die undurchsichtige Mimik beizubehalten, kurzfristig verloren. Wann hatte sie ihn mal lachen gesehen? Überhaupt schon einmal?
Nyl drehte sich zu ihr und sah sie ausdruckslos an. „Wer hat die nicht?“
Da war er wieder, der Schleudergang. „Du wirkst, als wärst du genau so, zwei Yards in Leder gewandet und mit harter Miene, aus dem Ei gesprungen.“ Nicht nur intellektuell, sondern auch auf der Gefühlsebene fühlte sie sich in Nyls Nähe wie in einer Wäscheschleuder. Immer volle Pulle. Rauf und runter, hin und her. Gott, was war sie froh, auf seinem Schoß nicht vergessen zu haben, dass er nur mit ihr spielte, damit sie ihn nicht bloßstellte. Beinahe wäre es ihm im Heli gelungen, ihren Verstand auszuschalten. Und verdammte Scheiße, sie hatte es genossen, wie er sie zart und doch kräftig berührte, wie er auf ihren Körper mit einer intensiven und dauerhaften Erregung reagierte, die ihresgleichen suchte. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich zu einem Kuss umgedreht oder ihm ihren Hals dargeboten oder seine Hand ergriffen und sie zwischen ihre Schenkel geschoben, gleich unter das Seidenhemd, in ihren Slip, um seine Finger in ihre heiße Nässe …
Amy riss die Tür auf und stieg aus. Beim Sprung hinab spürte sie mit aller Härte ihre körperlichen Blessuren. Ihrer Meinung nach hatte sie keinen Ton des Schmerzes von sich gegeben, aber Ny’lane stand plötzlich hinter ihr. Sie wandte sich um, weil sie vermutete, von ihm eventuell
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