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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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empfand ich meine Ohnmacht, ich hatte ja keinerlei Ansatz dafür, den Mordvorwurf gegen mich zu entkräften. Alles in mir bäumte sich gegen diese schreiende Ungerechtigkeit auf, alles hätte ich in diesem Moment getan, um mein Schicksal zu wenden.
    Und dann kam sie, meine allerletzte ganz große Chance: Als ich seinen betroffenen Blick sah, wusste ich sofort, was Dr. Hoffmann mir mitzuteilen hatte. Ich bemühte mich, möglichst unbefangen zu erscheinen. „Ihre Schwester hatte einen schweren Unfall“, begann er vorsichtig. Über Details konnte er mir dann letztendlich wenig sagen, auch nicht über Ulrikes Zustand. Nur dass es wohl sehr ernst sei.
    Ich wusste, dass ich mir nun nicht mehr den geringsten Fehler erlauben durfte. Abzuwarten, bis Ulrike tot war, wäre so ein Fehler gewesen, er hätte meine Glaubwürdigkeit vermindert. Es musste vielmehr deutlich werden, dass ich ihre eventuelle Genesung und ihren Widerspruch gegen meine Darstellung bewusst in Kauf nahm. In Gegenwart von Dr. Hoffmann und zwei Kriminalbeamten machte ich meine entscheidende Aussage, und alles, was ich zu Protokoll gab, passte nahtlos zueinander:
    „Ich möchte mich zunächst dafür entschuldigen, dass ich Sie alle so lange getäuscht und belogen habe, vor allem bei Ihnen, Dr. Hoffmann. Doch ich habe es aus Liebe zu meiner Schwester getan, weil ich mich für sie verantwortlich fühle und weil ich sie beschützen wollte. Ich wäre sogar für sie ins Gefängnis gegangen. Erst durch Ulrikes schweren Unfall habe ich begriffen, auf welch falschem Weg ich mich damit befinde. Ich glaube nicht an einen Unfall, ich denke vielmehr, Ulrike hat die Last ihrer Schuld nicht mehr ertragen und wollte sich auf diese Art aus dem Leben und der Verantwortung stehlen. Da wurde mir klar, dass ich ihr nicht wirklich helfen kann, wenn ich weiterhin alles von ihren Schultern auf meine nehme. Sie wird sich mit dem, was sie getan hat, auseinandersetzen müssen, und ich will einen ersten Schritt tun, indem ich endlich die Wahrheit sage.
    Gestatten Sie mir jedoch, ganz von vorn zu beginnen. Ulrike und ich hatten eine schwere Kindheit. Ich weiß wie das klingt, auf eine schwere Kindheit reden sich doch heute die meisten Straftäter heraus, das ist ja geradezu in Mode. Bei uns verhielt es sich jedoch wirklich so. Meine Mutter war krank und lebensuntüchtig, mein Vater ein Trinker und unser Haus eine Messiehöhle. Sehr früh lastete alles auf mir, ich musste meiner Mutter helfen, nach innen die notwendigste Ordnung und nach außen die Fassade aufrecht zu erhalten. Sie verlangte sogar von mir, ich solle meinen Vater vom Trinken abhalten.
    In diesem Chaos hatte niemand Zeit für meine drei Jahre jüngere Schwester Ulrike und so kam es, dass ich auch für sie die Verantwortung übernahm. Ich kümmerte mich um ihre schulischen Leistungen, kaufte ihr Anziehsachen von meinem selbstverdienten Geld und organisierte ihre Geburtstagsfeiern. Dadurch wurde ich für sie mehr als nur eine ältere Schwester, ich war ihre Ersatzmutter und wie ein Kind liebe ich sie auch.“
    Ich zog ein Taschentuch aus meinem Ärmel, wischte mir kurz über die Augen und fuhr dann fort.
    „Dabei war ich selbst noch ein Kind und hatte natürlich keine Ahnung von Pädagogik. Weil mir Ulrike so wichtig war, verzog und verwöhnte ich sie auch. Sie nahm es bald als selbstverständlich hin, alles von mir zu bekommen und konnte sehr ungezogen werden, wenn ihr einmal ein Wunsch versagt wurde. Dann geriet sie richtig außer sich. Stellen Sie sich vor, sie hat sogar mein Tanzstundenballkleid mit der Schere zerschnitten, nur weil ich es einmal selbst tragen wollte, bevor ich es ihr schenkte. Ich habe ihr solche Entgleisungen immer schnell verziehen, und so wurde es zunehmend schlimmer mit ihr. Ich habe das aber nicht wahrhaben wollen.
    Richtig aufgewacht bin ich erst, als die Sache mit dem Hund unserer Mutter passierte. Ulrike drängte unsere Mutter auf den Verkauf unseres Grundstücks, doch Mutter wollte das nicht. Sie hing an ihrem Elternhaus und wollte dort bleiben, auch deshalb, weil sie ihren geliebten Hund nicht mit in eine andere Wohnung nehmen konnte. Da ging er plötzlich ein. So plötzlich, dass es schon auffällig war. Ich schöpfte Verdacht, durchsuchte Ulrikes Sachen, schließlich kannte ich ihre besonderen Verstecke noch aus unserer Kindheit, und fand das Fläschchen mit dem verdächtigen Pulver. Nachdem ich es an mich genommen hatte, bat ich meinen Ehemann Dietrich Tanner darum, eine Probe

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