Schicksalspfad Roman
für Joanne momentan nicht in Frage kam (sie empfand eine seltsame Freude daran, dem Captain ihre Anwesenheit zu versagen; sicher dachte er an sie), verbrachte sie die Abende vor dem Computer. Da irgendjemand es tun musste und Grace nicht dazu bereit war, suchte sie im Internet nach Neuigkeiten über das Privatleben von Matt Conner. Sie wollte Beweise finden, die ihre Theorie bestätigten, dass Matt keine intime Beziehung mit Tania St. Clair hatte, um so Grace einen Weg aufzuzeigen. Es war schlimm, mit anzusehen, wie sie sich nach ihm sehnte, egal, wie oft sie das abstritt. Joanne konnte überhaupt nicht verstehen, warum Grace dem Mann nicht klarmachte, dass sie in ihn verliebt war. Man musste sie wohl ein bisschen dazu motivieren.
Im Laufe ihrer Untersuchung fand Joanne heraus, dass Matt und Tania zusammen einen Film in Los Angeles drehten. Wäre es nicht heldenhaft, dachte sie, und dazu noch dramatisch, hinzufahren, Matt zu konfrontieren und ihm zu sagen, dass Grace in ihn verliebt war und er sich um sie kümmern müsse? War das nicht genau die Art von Aktion, die in einer solchen Situation erforderlich war? Sie hatte die Website des Films gefunden ( Mr. and Mrs. Jones ), einen Plan für die Dreharbeiten und die Schauplätze. Offensichtlich versuchte der Produzent schon sehr früh, die Werbetrommel zu rühren. Das war eine perfekte Gelegenheit für Joanne.
Alles musste natürlich heimlich geschehen. Grace würde einer solchen Aktion nie zustimmen, aber Joanne fand, wie sie gehofft hatte, in Cherry eine willige Komplizin, die sich mit einer Begeisterung und Faszination darauf stürzte, wie es nur Frauen ohne eine eigene romantische Beziehung können.
Aufgeregt wie zwei Amateurdiebe nahmen sie beide am Donnerstag einen Tag frei und buchten zwei Rückflüge nach Los Angeles, um am selben Abend zurückzukehren. Sie planten einen Blitzangriff. Es war teuer, aber sie fanden beide, dass es ungeheuer wichtig war. Beide waren überzeugt, den romantischen Coup des Jahrhunderts zu landen, der kaum in Dollar auszudrücken war. Irgendwann würden sie für ihre gute Tat entschädigt. Wenn alles klappte, wäre Grace die glücklichste Frau der Welt. Um fünf Uhr am Donnerstagmorgen, als Grace noch im Krankenhaus arbeitete, standen Joanne und Cherry auf, duschten und zogen ihre Uniform an. Sie hatten am Abend zuvor einen Plan ausgeheckt, sich als Mitglieder von Matts Ärzteteam auszugeben (es gab ihres Wissens kein solches Team, aber es klang doch sehr plausibel). So würden sie nahe genug an ihn herankommen, um ihm die Botschaft zu überbringen.
Ein Taxi brachte sie zum Kennedy-Flughafen. Ihr Flug ging um Viertel nach acht. Ausgeruht landeten sie gegen elf Uhr in Los Angeles, weil sie im Flugzeug geschlafen hatten.
Sie mieteten ein Auto mit Navigationssystem und waren bald unterwegs. Cherry fuhr, denn sie hatte die größere Erfahrung. Sie war allerdings noch nie in Kalifornien gewesen und würde heute auch nur wenig davon
sehen. »Sieh dir die Palmen an!« war alles, was sie feststellen konnten. Doch sie hatten einen wichtigen Auftrag.
»Der Film klingt interessant«, meinte Joanne auf dem Beifahrersitz. Sie las in den Seiten, die sie vom Internet ausgedruckt hatte. Es war eine romantische Komödie, in der Matt und Tania ein Ehepaar spielten, das verdächtigt wurde, seinen Ehetherapeuten umgebracht zu haben. Jemand hatte die Beweise gefälscht, und nun spielten sie Amaturdetektive, um den wahren Schuldigen zu finden.
»Und dabei gleichzeitig ihre Ehe zu retten«, meinte Cherry.
»Genau«, bestätigte Joanne.
Das Navigationssystem führte sie auf eine palmengesäumte Straße nördlich des Sunset Boulevard, in der die spektakulärsten Häuser standen. »Wer wohnt denn hier?«, fragte Cherry staunend über den offensichtlichen Reichtum. Dann sahen sie vor sich die Wagen der Filmcrew vor einer riesigen rosa Villa im spanischen Stil. Das Haus hatte gerundete Mauern, ein Ziegeldach und akkurat gestutzte Hecken ringsum. Auf dem Gehsteig standen ein paar Leute mit Kopfhörern. Cherry fuhr daran vorbei und fand einen Block weiter einen Parkplatz.
»Heute filmen sie die Swimmingpool-Szene«, sagte Joanne, die ihre Arbeit sehr sorgfältig geplant hatte. »Wir müssen hinter das Haus.«
Als sie dort ankamen, näherte sich ihnen ein dürrer, sehr junger Produktionsassistent in Shorts und mit einer Baseballkappe. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
»Hi«, sagt Cherry in ihrem süßesten Südstaatenakzent. »Wir gehören
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