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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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ist bestimmt so ’n reicher Pfeffersack.«
    »Marieke, tu einfach, was ich dir sage.«
    Die Magd murmelte etwas vor sich hin, hob auch die Stiefel auf und verließ die kleine Kammer, in der Bridas Vater für gewöhnlich seine Gäste beherbergte.
    Brida deckte den Mann mit einer warmen Wolldecke zu und wandte sich dann seiner einzig sichtbaren Verletzung zu. Ein handbreiter Schnitt über der linken Brust. Auf den ersten Blick eine tiefe Wunde, aber beim zweiten Hinsehen erkannte Brida, dass sie ungefährlicher war, als sie befürchtet hatte. Vielleicht hatte er ein ledernes Wams getragen, das den Hieb abgemildert hatte. Im vergangenen Jahr hatte sie einige Verletzungen dieser Art behandelt. Zwei Wochen, dann wäre ihm davon nicht mehr viel anzumerken, sofern er sich von der Unterkühlung erholte.
    Während sie die Wunde versorgte, betrachtete sie ihn. Er war wirklich ein ansehnlicher Bursche. Die Haare so blond wie reifer Weizen. Welche Farbe mochten seine Augen wohl haben? Blau? Braun?
    Ich bin schon wie Marieke, schalt sie sich. Lasse mich von einem hübschen Gesicht in den Bann ziehen, ohne den Mann überhaupt zu kennen.
    War er wirklich ein Opfer des Sturms, oder war sein Schiff von Piraten aufgebracht worden? Wie sonst hätte er sich diese Wunde zuziehen sollen? Andererseits, die Kaperfahrer wären bei dem gestrigen Sturm gewiss nicht ausgelaufen.
    Ein Zittern durchlief seinen Leib. Er war noch immer eisig kalt. Sie zog ihm die Decke ganz über den Oberkörper, dann fachte sie die Glut im Kohlebecken neu an und stellte es unmittelbar neben seine Lagerstatt. Es würde dauern, bis es warm genug war. Besser, sie holte ihm noch eine zweite Decke.
    Als sie zurückkam, war er wach. Seine Augen waren so grün wie die Ostsee an hellen Sommertagen.
    »Hvor er jeg?« Das war Dänisch. Also hatte Arne recht.
    Brida legte ihm die zweite Decke über. »Ihr seid in Sicherheit«, sagte sie. »Du er i sikkerhed.«
    Er musterte sie auf eine seltsame Weise. Fragend, unsicher. Hatte er sie nicht verstanden? So schlecht war ihr Dänisch doch gar nicht.
    »Wo genau bin ich?«, fragte er schließlich auf Deutsch. Bildete sie es sich ein, oder klang ein leichter lübscher Zungenschlag in seinen Worten mit?
    »Ihr seid in Heiligenhafen, im Haus von Kapitän Hinrich Dührsen. Ich bin seine Tochter Brida.«
    Sein Blick wanderte an ihr vorbei durch den Raum, blieb an dem Kohlebecken hängen. Fast kam es ihr so vor, als betrachte er gar nicht seine Umgebung, sondern schaue nach innen, versuche sich auf etwas zu besinnen, das ihm entfallen war.
    »Wie ist Euer Name?«
    Er sah ihr in die Augen, aber er schwieg. Ob er Angst hatte, wegen seiner Herkunft Schwierigkeiten zu bekommen? Einige hier trugen den Dänen die letzten Kämpfe nach, aber die meisten waren vernünftig genug, zwischen Kriegsschiffen und Kauffahrern zu unterscheiden. Und noch anderen war es schlichtweg gleichgültig, woher jemand kam.
    »Ihr müsst keine Sorge haben. Bei uns genießt jeder Gastrecht. Sogar Piraten haben es schon versucht. Kennt Ihr die Geschichte, als sich vor acht Jahren Seeräuber in unseren Hafen flüchteten, um zu verhindern, dass sie den Lübeckern ausgeliefert wurden?«
    Er deutete ein Kopfschütteln an. »Das ist es nicht. Ich …« Er schluckte. »… ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Nicht einmal an Euren Namen?« Wieder hatte sie das Gefühl, seine Augen blickten durch sie hindurch, starr nach innen gerichtet.
    »Nicht einmal an meinen Namen.« Seine Stimme war leise geworden, kaum mehr als ein Flüstern.
    »Und an das, was passiert ist? Arne hat Euch am Strand gefunden. Ihr wärt fast ertrunken, habt eine Wunde in der Brust.«
    Bei der Erwähnung der Verletzung glitt seine Hand zur Brust, als müsse er sich davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte.
    »Ihr wisst nicht mehr, ob Ihr angegriffen wurdet oder ob es der Sturm war?«
    Abermals ein Kopfschütteln.
    »Auch nicht, wie Ihr verletzt wurdet?«
    »Nein.«
    »Aber es muss doch irgendetwas geben, auf das Ihr Euch besinnt. Irgendein Bild aus Eurer Vergangenheit. Denkt nach. Als Ihr zu Euch kamt, spracht Ihr Dänisch. Seid Ihr aus Dänemark?«
    Er schloss die Augen. Diesmal hatte Brida nicht den Eindruck, er bemühe sich um eine deutlichere Erinnerung. Vielmehr schien er vor ihrem heftigen Ansturm die Flucht zu ergreifen. Sofort schämte sie sich für ihr Ungestüm.
    »Verzeiht«, sagte sie leise. »Ich wollte Euch nicht bedrängen. Ihr braucht Ruhe,

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