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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Knochenbrecher, der sich um größere und kleinere Verletzungen kümmerte. Von ihm habe ich viel über die Heilkunst gelernt. Manchmal gab es auch den einen oder anderen Messerstich zu versorgen, denn in den Hafentavernen kann es rau zugehen. Nun schaut nicht wieder so, ich selbst war nie in solchen Häusern. Die Männer hätten das nie zugelassen, die haben mich beschützt, so gut sie konnten, manchmal sogar so sehr, dass es mir zu arg wurde.«
    »Ihr seid tatsächlich auf Schiffen groß geworden? Habt niemals in einem Haus gelebt?«
    »Doch, hier in Heiligenhafen, wenn wir nicht auf Fahrt waren. Aber das war selten. Als Vater jünger war, unternahm er noch größere Reisen. Mehr als einmal sind wir bis nach Venedig gekommen. Aber meist waren es die üblichen Routen entlang der Hansestädte. Lübeck, Rostock, Stettin, Danzig. Manchmal auch Malmö oder Aalborg, aber seit den Kriegen mit den Dänen haben wir uns auf die heimischen Gewässer beschränkt. Vater hatte eine gute Nase. Wir sind nie von Kaperfahrern aufgebracht worden. Zweimal haben sie es versucht, aber unsere Kogge war schneller, wir haben sie jedes Mal abgehängt.«
    »Ihr sprecht, als hättet Ihr gar keine Angst gehabt.«
    »Ich war ein Kind, ich glaubte fest daran, dass mein Vater unbesiegbar war.«
    Sie hielt einen Moment lang inne, als ihr ein Gedanke kam. »Sagt, könnt Ihr überhaupt etwas mit all den Orten anfangen, die ich nenne?«
    Seine Antwort kam erstaunlich schnell. »Venedig ist eine Stadt in Italien, die anderen Orte, die Ihr nanntet, sind Hansestädte oder beliebte Handelspunkte.«
    »Das wisst Ihr noch?«
    »Ich habe nicht nachgedacht, einfach geantwortet.« Er schien selbst überrascht.
    »Seid Ihr schon einmal in einer dieser Städte gewesen?«
    »Ich nehme es an.«
    »Als ich Euch das Siegel zeigte, ging Euch der Name Erik durch den Kopf. Was seht Ihr, wenn Ihr an … sagen wir mal an Lübeck denkt?«
    »Häuser aus rotem Backstein neben schmalen Fachwerkbauten.«
    »Was noch?«
    Er schloss die Augen.
    »Ihr sollt nicht lange nachdenken, sondern sagen, was Euch als Erstes einfällt.«
    »Da ist nichts mehr.« Er atmete tief durch. »Bitte, erzählt weiter, vielleicht erwecken Eure Worte in meiner Seele Bilder zum Leben.«
    Wie gewählt er sich ausdrücken konnte! Gar nicht so, wie sie es von einem Kaufmann erwartete. Sie brauchte eine Weile, um den Faden wieder aufzunehmen.
    »Vor einigen Jahren starb Harald, und seitdem war ich diejenige, zu der die Männer kamen, wenn sie krank oder verletzt waren. So blieb es auch, als wir endgültig sesshaft wurden. Wenn jemand im Ort krank wird, kommt er als Erstes zu mir. Und meist kann ich helfen. Deshalb brachte Arne Euch her.«
    »Vergebt mir, ich habe Euch noch gar nicht für Eure Hilfe gedankt. Dabei wäre ich ohne Eure und Arnes Hilfe nicht mehr am Leben.«
    »Das war unsere Christenpflicht. Wir haben es gern getan.«
    »Ich werde für immer in Eurer Schuld stehen.« Er richtete sich weiter auf und zog die Decke fester um die Schultern.
    »Ich würde mich so gern erkenntlich zeigen. Wenn ich nur wüsste, wie.«
    Auf einmal tat er ihr unsagbar leid, ein Mann, dem nichts geblieben war. Nicht einmal sein Name.
    »Das könnt Ihr am besten, indem Ihr Euch schnell erholt. Wir finden schon noch heraus, wer Ihr seid. Irgendwer wird Euer Schiff gewiss erwarten und Erkundungen einziehen, wenn es ausbleibt.«
    »Sicher«, sagte er, aber es klang nicht überzeugt.
    »Ihr zweifelt?«
    »Was ist, wenn Eure erste Vermutung zutrifft? Wenn meine Heimat Dänemark ist?«
    »Ihr redet mit lübschem Zungenschlag.«
    »Det slår mig så let, det danske.«
    »Es fällt Euch ebenso leicht, Dänisch zu sprechen«, übersetzte Brida seine Worte. »Was hat das schon zu bedeuten? Viele Kaufleute beherrschen mehrere Sprachen.«
    »Aber in welcher Sprache träumt Ihr, Jungfer Brida?«
    Es war keine Frage. Es war eine Feststellung.
    Am frühen Abend folgte Claas Wippermann Kapitän Hinrichs Einladung zum Abendessen. Brida hatte ihn nicht gesehen, seit sie das letzte Mal bei seiner Frau gewesen war. Sie hatte ihn als tatkräftigen, gut aussehenden Mann von Mitte dreißig in Erinnerung, doch in den letzten beiden Wochen schien er um Jahre gealtert. Ob er wohl die Nächte am Krankenlager seines Weibes gewacht hatte? Wie anders sollte sie sich sonst die tiefen Augenringe und die verhärmten Gesichtszüge erklären, die nur noch einen schwachen Abglanz seiner einstigen männlichen Schönheit boten?
    Es gab Steinbutt im

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