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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gewesen.
    »Wir haben den Toten übrigens identifiziert«, wechselte er das Thema.
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ja, und das wird hier ganz schön für Aufregung sorgen. Die Lokalpresse gräbt schon alte Geschichten aus.«
    »Erzähl!«
    Simon wollte eben anfangen, als Kelda gähnend in der Tür erschien.
    »Kaffee?«, fragte sie heiser.
    »Setz dich. Gut geschlafen?«
    »Wie ein Stein. Bis ich angefangen habe, vom Schiffbruch zu träumen.«
    »Wurdest du gerettet?«
    »Ja, zum Glück. Und darum habe ich jetzt Hunger. Hallo, Simon.«
    »Guten Morgen, Kelda«, begrüßte er sie. Sie sah noch ein wenig schlafzerknittert aus, und ihre Haare waren zu einem nachlässigen Zopf geflochten. Mit strenger Disziplin unterdrückte er das aufkeimende Gefühl, sie in den Arm nehmen zu wollen. »Marie-Claude sagte mir, dass du deinen Urlaub doch nicht abbrechen wirst.«
    »Man hat mich überredet – das Essen ist hier einfach zu gut.«
    »Simon hat Neuigkeiten«, warf Marie-Claude ein. »Du hast ganz schön viel Staub aufgewirbelt mit deiner Entdeckung.«
    »Welche Art Staub?« Kelda goss sich einen Becher Kaffee ein.
    »Geschichtlichen Staub. Skandalösen vermutlich.«
    Zwanglos setzte sie sich an den Küchentisch.
    »Dann will ich Skandale zum Frühstück hören.«
    Simon berichtete: »Der Tote war aktenkundig. Die beiden Goldzähne haben ihn verraten. Wir haben ihn gestern Vormittag geborgen und zur Gendarmerie gebracht. Unser Verdacht war richtig, er muss in den letzten Kriegsjahren umgebracht worden sein, ein Kopfschuss bedeutete sein Ende. Ein Blick in die Einwohner-Kartei der Jahre 1943 bis 1945 erwies sich als hilfreich. 1940 verschwand ein Jerôme Bellard von einem Tag auf den anderen – ›abgereist‹ war vermerkt.«
    »Nun, im weitesten Sinne stimmt das wohl. Und wer war jener Jerôme? Résistance oder Kollaborateur?«
    »Keine Ahnung, aber wahrscheinlich wird es sich schnell herumsprechen, was du da gefunden hast. Ich fahre gleich noch mal zum Haus, um zu sehen, ob meine Leute den Keller gesichert haben. Willst du mitkommen?«
    Kelda sah Marie-Claude fragend an, aber die lächelte nur. »Du hast Urlaub, Kelda!«
    »Okay, dann komme ich mit.«
    »Ihr könntet mir auf dem Rückweg zwanzig Weingläser mitbringen – solche hier.« Marie-Claude wies auf die rustikalen Gläser, in denen sie die Getränke servierte. »Es hat heute Morgen einen kleinen Unfall gegeben.«
    »Hat die Spülmaschine sie geschreddert?«
    »Nein, Soquette hatte wieder ihre manische Phase.«
    Soquette sprang von Simons Schoß und sah sie alle empört an. Mit arrogant erhobenem Schwanz stolzierte sie aus der Küche.
    »Sie ist ein süßes Tier, aber manchmal treibt sie mich zum Wahnsinn. Morgens und abends tobt sie wie eine Verrückte durch das ganze Haus. Diesmal war es ein Tablett mit Gläsern, die dabei zu Bruch gingen.«
    »Wir bringen dir Ersatz mit.«
    Kelda verschwand, um sich herzurichten, und als sie in den staubigen Offroader einstieg, wehte Simon ein Hauch Frühlingsblütenduft an. Die Knitterfalten in Keldas Gesicht waren verschwunden, die Haare, ordentlich geflochten, und hingen hinten aus der roten Kappe heraus über ihren Rücken.
    »Ich habe das Grundstück um Yves Haus absperren lassen, damit nicht noch einer in die Grube fällt. Solche Unfälle sprechen sich hier in Windeseile herum, und Neugierige finden sich immer gleich ein.«
    »Vor allem, wenn es Tote gab.«
    »O ja. Yves rechnet sich schon rege Umsatzsteigerungen auf seinem Flohmarkt aus und ist jetzt auch der Meinung, dass das Haus von Grund auf renoviert werden muss.«
    »Auf die Idee hätte er früher kommen können. Es liegt hübsch, als Ferienhaus hätte es immer Mieter gefunden.«
    »Das hat ihm nie viel bedeutet. Aber jetzt hat es eine Geschichte. Und die wird die Leute anziehen.«
    »Ah. Jerôme Bellard wird darin umgehen und nachts die Dielen knarren lassen.«
    »Oder so ähnlich. Xavier hat schon immer gesagt, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt.«
    »Wer ist Xavier?«
    »Ein Urgestein, Yves’ Freund, der auf den Truc et Puces aufpasst, wenn er unterwegs ist. Du solltest ihn kennenlernen.«
    Simon stellte den Motor ab, und sie stiegen vor dem Haus aus. Schwarz-gelbes Flatterband versperrte den Eingang, das er jedoch einfach anhob, um Kelda durchgehen zu lassen. Seine Leute hatten das Wohnzimmer geräumt, mehrere Holzplanken waren über das Loch gelegt. Eine Leiter ragte von unten herauf.
    »Willst du nach unten mitkommen?«
    Kelda musterte das Loch mit unbehaglicher

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