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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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zurückzuziehen. Es gab immer noch Augenblicke, in denen er sich fragte, ob es ihm überhaupt gelungen, und wenn ja, ob es den Preis wert gewesen war.
    In diesen Augenblicken zog es ihn in die Wüste. Dort lauschte er der Stille, bis es keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft mehr gab, bis es nichts mehr gab außer der Unendlichkeit, die ihn einhüllte wie ein göttlicher Segen.
    Der Piepser ertönte abermals.
    »Scheiße.«
    Cruz rammte die Schaufel bis zum Rand in den Geröllhaufen und drückte auf den Knopf des Geräts; das schrille Geräusch verstummte.
    Dann hievte er sich aus dem Loch und machte sich für den Rückweg nach Karroo fertig.
    Cassandra Redpath war weder eine dumme Gans noch sonderlich kapriziös. Sie piepte ihn nur in wichtigen Fällen an, denn er hatte ihr sein dringendes Bedürfnis nach Alleinsein ans Herz gelegt. Wenn er ihren Anruf ignorierte, auch gut. Redpath würde sich nach jemand anderem umsehen.
    Aber zwei Piepser waren eindeutig als Notruf anzusehen.
    Geologische Geheimnisse hatten einen unschlagbaren Vorteil, sagte sich Cruz, während er sich sein khakifarbenes Hemd überwarf. Es gab sie schon so lange, dass sie sich bestimmt nicht plötzlich aus dem Staub machen würden, während er sich um andere Dinge kümmerte.
    Wenn er wieder einmal frei hätte, wäre die Erde immer noch da, immer noch wartend, immer noch geheimnisvoll. Dieser Aspekt nahm ihm einen Teil seiner Verärgerung. Aber nicht genug, dass er auch noch sein Hemd zugeknöpft hätte.
    Tief über seinem Kopf blitzte das Metall eines Grumman- Gulfstream-Fliegers auf und drehte zum letzten Anflug auf Karroo. In der Nähe gab es nur die Zweikilometerlandebahn von Risk Ltd., Cassandra Redpaths internationalem Sicherheitsdienst.
    Die kryptischen Zeichen auf dem Flugzeugrumpf bestätigten Cruz, dass es sich um einen der Jets von Cassandra handelte, was bedeutete, dass ein neuer Klient auf dem Weg zu ihnen war. Zweifellos der Grund für den zweimaligen Ruf.
    Mit einem letzten bedauernden Blick auf die Spalte trank Cruz einen Schluck aus dem Wassersack, der am Rand der Grube lag, und rieb ihn sich zur Abkühlung über Gesicht und Brust.
    Er griff nach seinem Tagesgepäck, aber die Schaufel und den Pickel ließ er liegen. Noch nie hatte er Anzeichen dafür entdeckt, dass außer ihm noch jemand in den einsamen Cañon kam, aber selbst wenn dem so wäre, und wenn diese Person eine Schaufel und eine Hacke benötigte, dürfte sie sie gerne nehmen. Schon geringere Dinge hatten manchmal über Leben und Tod entschieden. Und Cruz hatte genug Tote gesehen.
    Er kletterte auf sein altersschwaches dreirädriges Geländefahrzeug und trat den Motor an. Als der steinige Cañon hinter ihm lag, gab er Vollgas und fuhr mit einer Geschwindigkeit von vierzig Meilen über die Piste nach Karroo zurück.
    Mit jedem Schlagloch überlegte er, was wohl falschgelaufen war.
    Möglich war einfach alles. Als Redpath ihn das letzte Mal mit zwei Anrufen zurückbeordert hatte, hatte er zu guter Letzt in den Lauf eines Gewehrs geblickt und über die Freilassung des Sohnes eines italienischen Geschäftsmannes verhandelt. Der Junge hatte nichts weiter als Schürfwunden von den Fesseln an den Handgelenken als Beweis für das überstandene Abenteuer davongetragen.
    Cruz hatte weniger Glück gehabt. Er hatte sich zwar so weit erholt, dass er ohne Hinken gehen konnte, aber sein linkes Knie tat immer noch bei jedem Wetterumschwung weh.
    Als er schließlich in einer Staubwolke vor dem Hauptgebäude zum Stehen kam, wartete Cassandra Redpath im Schatten eines von ihr selbst gebauten Sonnendachs. Von allen Seiten blies angenehm kühl der Wind, und das Dach hielt zu jeder Tageszeit die Sonne ab.
    Redpath war eine ungewöhnliche Frau. Sie war so begeistert gewesen von der in dieser Gegend Ramada genannten Vorrichtung, dass sie eine kurze Abhandlung über den Ursprung des Wortes verfasst hatte. Sie hatte festgestellt, dass die Soboba-Indianer den Namen von dem spanischen Wort Ramada abgeleitet hatten, was wiederum von Ramadan, der arabischen Bezeichnung für ihren rituellen Monat kam. Die Spanier hatten das Wort von den Mauren übernommen und waren damit um die halbe Welt gereist, um es als Namen für eine prähistorische indianische Erfindung zu verwenden, die sowohl zeremonielle Bedeutung als auch praktischen Nutzen besaß.
    Redpath hatte eine Vorliebe für derart kühne historische Verknüpfungen. Sie stärkten ihre Überzeugung, dass die Menschheit durch die Sprache

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