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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Ende gerade zu der Zeit kommt, die Gott durch Seine Propheten verkündet hat?«
    »Warum nicht zum ersten Jahrtausend – eintausend nach Christi?« fragte Bradshaw.
    »Damals waren wir noch nicht so verderbt«, antwortete Bruder Gabriel mit entwaffnender Einfachheit.
    »Eine bestechende Theorie«, erwiderte Bradshaw.
    »Wir haben keine Theorie, Mr. Bradshaw. Wir haben das Wort Gottes.«
    »So wie Sie es gehört haben wollen.«
    »Wie wir alle es gehört haben. Ich kann nichts dafür, Sir. Die Menschen folgen mir nicht nach, weil ich bin, wie ich bin, sondern wegen der Dinge, die ich sehe – die sie letzten Endes selbst sehen.«
    »Jesus Christus«, flüsterte Bradshaw.
    Plötzlich stand Bruder Gabriel auf. Er hob die Hand hoch über den Kopf. Seine Stimme dröhnte. »Ihr alle seid ein Unflat vor dem Herrn. Er wird euch vernichten!«
    »Raus mit ihm!« blaffte Mankowski wütend.
     
    Juristisch war Bruder Gabriel festgenagelt. Er hatte ein Dutzend Gesetze verletzt. Es gab Kilometer von Videobändern über ihn. Auf Grund des Kriegsrechts, das Präsident Knowles drei Tage vor dem Aufruhr verhängt hatte, konnte er in unbefristete Haft genommen werden. Doch im Verlauf der nächsten Stunden wurde klar, daß die Jünger Gabriels vor dem Startgelände nicht aufzuhalten waren, solange sie ihren Meister drinnen gefangen wußten.
    Die Attacken auf den Zaun erfolgten jetzt mit ungezügelter Wut und fast militärischer Perfektion. Immer wieder mußten die vier Raumfährenrampen wegen kleinerer Systemfehler neu gerüstet werden. Und das war keine Sabotage, sondern der ständige Druck von außen führte zu menschlichem Versagen bei dem erschöpften und verängstigten Personal. Schon von der untersten Plattform der Startrampen konnte man die in langer Linie anbrandenden Massen sehen, das dumpfe Grollen und ab und zu Gewehrfeuer hören, bis zu den Bunkern hin. In der Luft schwärmten Hubschrauber in ständig wechselndem Tanz.
    Bei einer Großen Dienstbesprechung von NASA, FBI, Armee und den Vertretern des Präsidenten führte das Bruder-Gabriel-Problem zu scharfen Kontroversen. Behalten wir ihn in Haft, so wurde argumentiert, könnte bei seinen Anhängern der Drang, ihn zu befreien, in so wilde Aggressionen ausarten, daß die Stellungen der Armee unter Umständen überrannt werden würden. Lassen wir ihn laufen, hielten andere dagegen, könnte er als Katalysator wirken, der genügt, um einen durchschlagenden massiven Angriff auszulösen. Ein Massaker wollte niemand. Auch der Gaseinsatz verursachte Todesfälle, denn wer fiel, konnte zu Tode getrampelt werden oder unter der Masse der Gestürzten ersticken.
    Noch während die Diskussion im Gange war, brachen die Gabriels an zwei Stellen durch. Die Einbrüche wurden rasch abgeriegelt, die Durchgekommenen gefangengenommen oder in die Flucht geschlagen, und die Linie war wieder gesichert. Doch die Anzeichen waren deutlich. Die Truppe war ermüdet, und die selbstmörderischen Angriffe, denen sie standzuhalten hatte, demoralisierten sie. Verstärkung von den Außenbasen zu bekommen war problematisch: Die hatten selbst mit Unruhen zu kämpfen und würden vielleicht nicht rechtzeitig eintreffen.
    Schließlich empfahl der Ausschuß dem Präsidenten die Freilassung Bruder Gabriels. Präsident Knowles nahm die Botschaft zur Kenntnis. Mit genau drei Worten befahl er, Gabriel zu entlassen, und obwohl die Freilassung offiziell mit Unzurechnungsfähigkeit begründet wurde, kehrte er als Held zu seiner Jüngerschar zurück.
    Innerhalb von zwei Stunden kam es zu vermehrten und verstärkten Angriffen längs der gesamten Umzäunung. Die Truppe konnte sie auch jetzt noch abwehren, doch nur mit noch mehr Blutvergießen und immer größeren Schwierigkeiten. Die Raumfährenstarts gingen weiter, doch mit zahlreichen Unterbrechungen. Das Bodenpersonal war nervös, weil es beim Arbeiten ständig das Geschrei der Gabriels in den Ohren hatte, das schon fast ein einziger, unaufhörlich dröhnender Donnerschrei war. Scharfschützen der Truppe wurden in die roten Türme geschickt, wo sie hinter Sandsäcken in Stellung gingen und ihre Gewehre richteten. Dann warteten sie.
    »Ganz egal, was sie angestellt haben – schmeißen Sie sie hier raus!« Chuck sprach sehr laut und mit rauher Kehle. Der Kriegsrichter auf dem Bildschirm verzog keine Miene. »Major, schmeißen Sie sie einfach zum Tor raus, verdammt und verflucht! Ich habe keine Zeit, mich mit Ermittlungen über Saboteure und Idioten zu befassen. Geben Sie

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