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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Profis zu befassen. Die Astronauten dachten nur an die kritischen Momente des Countdown. Da gerade von diesen Start soviel abhing, standen Lisa und Nino unter viel stärkerem Streß als je. Nino mußte erst dazu aufgefordert werden, daß er in seinen Anzug stieg, und an die einzelnen Phasen der Einkleidungsprozedur, die er doch schon ein paar-dutzendmal durchgemacht hatte. Sogar Lisa mußte des öfteren erinnert werden.
    Doch endlich steckten sie in ihren Anzügen und atmeten über ein eigenes unabhängiges System. Der Chef-Einkleidungstechniker gab das »Fertig«-Zeichen mit aufgestelltem Daumen und sprach ein paar Worte ins Mikrophon. Lisa und Nino begaben sich zur Tür, stiegen in den Mannschaftstransporter, und alle Umstehenden klatschten begeistert in die Hände.
    Lisa errötete vor Überraschung und Freude. In der Frühzeit der bemannten Raumfahrt war Applaus nichts Ungewöhnliches gewesen; doch seit die Raumfähren fahrplanmäßig einen Tag um den anderen flogen, waren diese kleinen Besonderheiten weggefallen. Der Angestellte, der täglich ins Büro geht, bekommt ja auch nicht jedesmal Applaus.
    Sie blickten zu Nino hinüber, gerade zur rechten Zeit, um zu sehen, wie sein blitzendes Publikumslächeln verblaßte. Nervös erwiderte er ihren Blick, knipste sein Lächeln wieder an und hob die Hand. »He – was sagst du nun?« fragte er über das Anzugmikrophon. Schwerfällig winkten sie den Einkleidungstechnikern, den applaudierenden Umstehenden zu und nahmen erleichtert im Transferbus Platz. Rumpelnd fuhr das große weiße Fahrzeug an. Nino stand kurz auf und sah aus dem Fenster, dann setzte er sich wieder. »Rauch im Süden«, berichtete er gepreßt. »Kann nicht viel erkennen.«
    Der Transfer hielt vor Basis 41, und Nino forderte Lisa mit einer Handbewegung auf, als erste auszusteigen. Sie hielt auf dem Trittbrett inne, überrascht, daß so viele Menschen da waren. Sie winkte ihnen zu, sah jedoch über ihre Köpfe hinweg. Merrit Island, wo sich das Kennedy-Center befand, hatte sich seit den historischen sechziger und siebziger Jahren wenig verändert. Immer noch flossen der Indian River träge nach Westen und der Banana River nach Osten. Vierundachtzigtausend Acres subtropischer Vegetation, eine Menge Sand, einige der teuersten Maschinen und Konstruktionen der Welt. Ein kleines Stück weiter stand das »Blockhaus«, ein zweistöckiges Gebäude aus zwölf Fuß dickem Stahlbeton, von dem nur die Kuppen aus der Erde ragten. Wieder einmal ging ihr durch den Kopf, was sie schon oft gedacht hatte – nämlich, daß dieser ganze Stahlbeton für die Sicherheit der Abschußmannschaften und der Großkopfeten da sei, während sie und ihre Astronautenkollegen durch die Atmosphäre sausten, mit mindestens einer Million Pfund Treibstoff unter dem Hintern. Das war einer der Gründe, aus denen ihr Beruf trotz allen romantischen Geredes nicht sehr gefragt war.
    Lisa winkte zu den Blockhausperiskopen hinüber und auch noch zu einer Fernsehkamera in der Nähe. Hei, Leute! Ich geh euch bloß mal ein bißchen das Leben retten – ist ja weiter nichts Besonderes.
    Das aktentaschengroße Oxygengerät unterm Arm, stieg Lisa langsam die Stufen hinunter, was in dem zweiundfünfzig Pfund schweren Raumanzug nicht ganz einfach war. Erst wenn das Gesetz der Schwerkraft aufgehoben war, fühlte man sich im Raumanzug einigermaßen bequem.
    Sie sah zu dem ragenden Turm hinauf – ein erregender Anblick mit seinem hellorangefarbenen Rostschutzanstrich. In den sechziger Jahren hatte er 147.000.000 Dollar gekostet und seitdem noch einmal soviel an Erhaltungskosten und Ergänzungen. Der Lift war durch Sandsäcke geschützt, die mit Draht an den Außenstreben befestigt waren. Sie starrten durch die Stahlkonstruktion über die Sandsäcke hinweg nach draußen. Etwas prallte ping gegen eine Strebe, und ein paar Flöckchen Farbe wiegten sich unter dem steigenden Fahrstuhlkorb in den Lüften. Ein zweiter Schuß schlug dumpf in die Sandsäcke, und alle duckten sich, nur die Astronauten nicht: Sie waren zu unförmig und steif und hatten in ihren Helmen die Schüsse überhaupt nicht gehört. Das sonst immer so tadellose Rahmenwerk war, wie Lisa mit einigem Erstaunen feststellte, mit Dellen und Kratzern übersät. »Wenn das Schiff einen Treffer abkriegt – was dann?« fragte sie Nino über Intercom.
    Er leckte sich die trockenen Lippen und zuckte die Achseln. »Zwischen dem nächsten Haufen Gabriels und dem Schiff ist die Rampe. Die im Süden und Norden

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