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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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wie eine Stunde vor.
    Der Treibsatz wurde auf volle interne Kraft geschaltet. Die Kraftübertragung war komplett. In ein paar Sekunden hatten sie 1 900.000 Pfund Schub unterm Schwanz.
    War es nun endlich soweit, oder war es wieder ein Probelauf?
    »Sieben.«
    Diego …
    »Sechs.«
    Heliumdruck einen Strich abgesunken, aber noch gut.
    »Fünf …«
    Das Not-Abbruchsystem voll aktiviert.
    Nino, der Abergläubische, hatte zwei Finger gekreuzt, wie sie bemerkte.
    »Drei.«
    Würden sie es schaffen?
    »Zwei.«
    Könnten sie es schaffen? Konnte es überhaupt irgend jemand schaffen?
    »Eins … Zündung frei!«
    Ein tiefes Aufbrüllen, die Schwingungen durchzitterten sie wie der tiefste Baßton einer Orgel.
    »Wir haben lift-off. «
    Langsam, gewichtig, fast zögernd, hob sich die Rakete von ihrer Standfläche. Sie schien sich kaum zu bewegen, doch die Beschleunigung baute sich auf. Zielbewußt stieg sie über einem sonnenhellen Feuerstrahl in den Himmel. Als stieße eine Gigantenhand auf sie herab, wurde Lisa in den Liegesitz gepreßt.
    »Turm ist frei.« Sofort schaltete die Kontrolle auf Houston um. Doch das Vibrieren, das Geräusch, der Anprall der Schallwellen ging gnadenlos weiter. Die Saturn B 12 stieg auf wie ein Stern, ein brausender Feuerball, heller als alles andere am Himmel Floridas.
    Lisas Zeitsinn kam mit der Borduhr durcheinander, die tickend die abgelaufenen Sekunden und Minuten anzeigte. Auf dem Computer blinkten die Streckenparameter. Die Skala des Höhenanzeigers kletterte. Die Umwelt- und Elektronensysteme waren alle im grünen Feld, der Druck in der Kabine fiel planmäßig ab, damit das Schiff nicht im luftleeren Weltraum zerplatzte. Durch das Bullauge konnte Nino noch den aufragenden Startturm sehen.
    »Omega! Ihr seht gut aus.«
    In diesem Stadium der Reise waren Lisa und Nino bloße Passagiere. Alles lief automatisch und nach feststehendem Plan. Wenn sie wollten, konnten sie einfach dösen. Innerhalb bestimmter Parameter würden notwendige Änderungen vom Kontrollturm aus erfolgen.
    Die beiden Astronauten waren alte Hasen im Raumfährenbetrieb, keine Touristen. Aber sie waren auch nur Menschen. Die Erde lag wie eine große blaue Murmel vor ihrem Fenster. Nachdem sich ihre Augen an die Weltraumschwärze gewöhnt hatten, sahen sie auch die Sterne.
    »Insertions-Checkliste!« kam der Befehl von Houston.
    Seufzend begann Lisa mit dem Abchecken. Omega I befand sich im Raum.
    Der schreckliche Beschleunigungsdruck ließ nach, und eilig gingen sie Punkt für Punkt die Liste durch. Alles lief gut. Doch dann konnte dort unten einer den Mund nicht halten.
    »Den Gabriels ist eine Lehre erteilt worden«, sagte jemand und lachte grimmig.
    »Raus aus der Leitung!« (Bradshaws ärgerliche Stimme.)
    »He, Moment!« rief Lisa.
    »Omega I, geben Sie Ihren Druck auf Tank Zwei und –«
    »Chuck, lassen Sie den Quatsch! Was meint er damit – die Gabriels haben eine Lehre gekriegt?« Nichts. Nur das Statikgeräusch. »Chuck?«
    Sie hörte ihn seufzen. »Also, wenn Sie’s durchaus hören wollen – die Gabriels sind durchgebrochen. Mehrere Tausend. Sie kletterten über den Raketenzugang, der gerade zurückglitt. Sie waren … sie waren alle unter dem Treibstrahl.«
    »Was? Oh, mein Gott!«
    Verbrannt. Verglüht. Die gewaltige sprudelnde Flamme der Raketensätze hatte die Leiber wie Heuschrecken geröstet. Tausende. Menschliche Wesen. Amerikaner wie sie selbst. Gläubige. Volk. Sie verspürte Brechreiz und kämpfte dagegen an. »Chuck – wir …«
    »War nichts zu machen, Lisa. Sie wissen das doch. Sie rechneten damit, daß wir den Start abbrechen würden, aber … aber das ging ja nicht. Das begreifen Sie doch, nicht wahr? Ihr mußtet einfach starten.«
    »Was – was ist mit Omega?«
    »Kein Problem. Da kam niemand ran. Hat ungefähr – äh – vor einer Minute oder so abgehoben. Keine Probleme.«
    »Also nur bei uns … wie … wie viele waren es denn?«
    »Weiß ich nicht. Ist auch egal. Ist nun mal passiert, meine ich.«
    »Chuck – wie viele!«
    »Ich weiß es nicht, Colonel Bander. Ein paar Hundert. Vielleicht ein paar Tausend. Wir werden es nie wissen.«
    Lisa war sich klar darüber, was das bedeutete. Das Brennloch völlig leergebrannt, die Zugangsbrücke von Flammen überleckt – was blieb, waren nur noch anonyme Krusten und verkohlte Körperteile. Ein paar Tausend. Und Tausende an den Umzäunungen. Und Millionen Tote bei den blutigen Unruhen in aller Welt! Selbstmorde und Morde ohne Zahl. Der Ausbruch des

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